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Das Böse im Menschen: Politische Dokumentationen der 51. Viennale

Am ersten Festivalwochenende erzählen politische Dokus über das Vergessen und Töten.
Am ersten Festivalwochenende erzählen politische Dokus über das Vergessen und Töten. ©APA (Sujet)
Bei der diesjährigen Viennale erzählen politische Dokumentarfilme vom Töten und Vergessen. Ein Highlight darunter ist Joshua Oppenheimers "The Act of Killing", eine Abrechnung mit einem vergessenen Holocaust in Indonesien. Die Doku wird am ersten Festivalwochenende zu sehen sein.
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“Wir töteten mit einem Lächeln auf den Lippen”, sagt Anwar Congo, einer jener “Gangster” und Paramilitärs, die 1965 den Staatsstreich von General Suharto in Indonesien unterstützt hatten und heute mit ihren “Heldengeschichten” und der Auslöschung der Kommunisten prahlen. Regisseur Joshua Oppenheimer und Kollegin Christine Cynn baten sie, die oftmals von Hollywoodfilmen inspirierten Morde von einst zum besseren Verständnis nachzustellen. Bei der Viennale zeigen sie das Ergebnis.

Viennale präsentiert “The Act of Killing”

“The Act of Killing” ist eine Dokumentation dieses Prozesses: Schockierend ist die nüchterne Detailtreue, mit der die Männer ihre Foltermethoden nachahmen, unverständlich die fehlende Reue, die sie dabei zeigen, surreal der Moment, in dem Anwar für den angeblichen Film in die Rolle des Opfers schlüpft und emotional zusammenbricht. Die Doku stellt eine surreale Studie über das Böse im Menschen dar, die laut Menschenrechtlern die Geschichtsschreibung Indonesiens verändern wird.

Viennale: Dokus erzählen vom Töten und Vergessen

Eine einfallsreiche Art, das Unerzählbare zu illustrieren, findet auch der kambodschanische Regisseur Rity Panh. In seinem Cannes-Wettbewerbsfilm “L’image manquante” (“The Missing Picture”) verarbeitet er den Völkermord an bis zu 2,2 Mio. Kambodschanern durch die Roten Khmer mithilfe bemalter Tonfiguren in detailgetreuen Szenerien sowie mit dokumentarischem Archivmaterial und einer Erzählerstimme aus dem Off.

Missstände in Indien, mit denen es sich zu arrangieren oder von denen es sich zu befreien gilt, eint schließlich die Protagonisten in den Dokus “Salma” und “Katiyabaaz”. Einst als 13-jähriges muslimisches Mädchen in einem kleinen Zimmer eingesperrt und später zwangsverheiratet, blieb Salma in den 25 Jahren Gefangenschaft nur das Gedichteschreiben, das sie später zur berühmtesten tamilischen Poetin machen sollte. Die renommierte Dokumentaristin Kim Longinotto begleitet die faszinierende Frau in ihr südindisches Heimatdorf, wo sie auf das Schicksal ihrer Genossinnen aufmerksam machen will.

Buntes Programm am ersten Festivalwochenende

Keine klare Linie zwischen Gut und Böse zeichnen indes Fahad Mustafa und Deepti Kakkar in ihrer Dokumentation “Katiyabaaz” (“Powerless”). In Kanpur, der einstigen Lederhauptstadt Indiens, sind 400.000 von 3 Millionen Einwohnern ohne Energieversorgung. Während der 28-jährige Loha Singh für sich und weitere Ärmere auf abenteuerliche und gefährliche Art und Weise auf Maste klettert, Strom anzapft und damit regelmäßige Blackouts auslöst, muss Ritu Maheshwari als Chefin des finanziell angeschlagenen, lokalen Energiekonzerns Kesco bei Diebstahl und unbezahlten Rechnungen hart durchgreifen.

(APA/Red)

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