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Charlotte Roche legt mit "Schoßgebete" nach

Ihr Debüt-Roman "Feuchtgebiete" löste vor drei Jahren so etwas wie ein literarisches Erdbeben in Deutschland aus. Nun folgt das zweite Werk von Charlotte Roche: "Schoßgebete".
"Feuchtgebiete" Bestseller des Jahres

“Feuchtgebiete” über die sexuellen Fantasien einer 18-Jährigen sorgte wie kaum ein anderer Roman der jüngeren Geschichte für eine gesellschaftliche Debatte in deren Mittelpunkt Sex, Ekel und Hygiene-Wahn standen. Jetzt legt die 33-jährige CharlotteRoche nach – und macht doch alles ganz anders.

“Schoßgebete” erscheint am 10. August

Mit großer Spannung wurde ihr zweites Buch “Schoßgebete” erwartet, das ab 10. August im Handel zu haben ist. Einen neuen Tabubruch kündigte der Verlag Piper in München in einer ausgeklügelten Marketing-Strategie an. Die Erstauflage liegt bei 500.000 Exemplaren – ein Rekord für den Verlag.

Sex bei “Schoßgebete” nicht das Hauptthema

Tabubruch ist sicher das falsche Etikett für “Schoßgebete” – selbst wenn die gebürtige Britin auch diesmal kein Blatt vor den Mund nimmt. Die Geschichte der (wie Roche) 33-jährigen Elizabeth Kiehl und ihres Mannes Georg und das, was die beiden in ihrem eigenen Bett und dem von Prostituierten so treiben, beschreibt die Autorin zwar in allen Details. Dabei überschreitet sie sicher auch immer wieder die Grenzen zur Pornografie. Aber das ist – ganz im Gegensatz zu den “Feuchtgebieten” – nicht der Kern des Buches. Während Helene Memel, die Hauptfigur der “Feuchtgebiete”, vor allem ihren Hintern inspizierte, untersucht Elizabeth auf 288 Seiten ihre Seele, “die nicht vorhandene”.

Roman basiert auf wahrer Begebenheit

Dass in Elizabeth viel von ihr selbst steckt, daraus macht die Autorin keinen Hehl. Ihr Mann sei nach dem Lesen erst einmal “hinten rüber gefallen”, sagte Roche der Zeitschrift “Brigitte”. “Dieser Roman basiert auf einer wahren Begebenheit. Darüber hinaus ist jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen sowie realen Geschehnissen rein zufällig” – das steht am Anfang des Buches. Dem “Spiegel” sagte sie, sie müsse aufpassen, “dass es in der öffentlichen Wahrnehmung überhaupt noch eine Trennung gibt zwischen dieser Figur und der Autorin”.

Tragischer Unfall vor der Hochzeit von Charlotte Roche

Diese wahre Begebenheit, die das Buch ins Zentrum stellt – als Ursprung und Ende von so vielem – ist die Tragödie, die Roches Leben unwiderruflich geprägt hat: Auf dem Weg zu ihrer geplanten Hochzeit mit ihrem damaligen Freund im Sommer 2001 in London wurde das Auto ihrer Mutter in Belgien in einen fürchterlichen Unfall verwickelt. Drei Brüder Roches starben, ihre Mutter wurde schwer verletzt. Die Erfolgs-Autorin und Moderatorin hat sich dazu nie öffentlich geäußert – bis jetzt. “Ich zähle alle toten Tiere auf dem Weg. Sie sind wie meine Brüder: unschuldig, klein, natürlich”, lässt Roche ihre Protagonistin denken. Und: “Ich habe Angst vor meinen toten Brüdern, vor dem schlechten Gewissen, dass ich lebe.”

Übertrifft “Schoßgebete” den Roman “Feuchtgebiete”?

Und so erfüllt “Schoßgebete” die Erwartungen nicht, der Roman übertrifft sie – auf sehr überraschende Weise. Roches zweites Werk schlägt ihr Erstlingswerk um Längen. Es ist authentisch und persönlich, ergreifend, melancholisch und unglaublich ehrlich. “Ich wäre verrückt, wenn ich glaubte, ‘Feuchtgebiete’ wäre übertreffbar”, sagte Roche dem “Spiegel”.

(apa/redaktion)

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