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37 Tote bei Attacken auf zwei Touristenhotels in Tunesien

Innenministerium: Gebäude von "Terroristen" überfallen.
Innenministerium: Gebäude von "Terroristen" überfallen. ©EPA
Bei einem Anschlag auf ein Strandhotel in Tunesien sind am Freitag mindestens 37 Menschen getötet worden. Unter den Opfern seien Deutsche, Briten, Belgier und Tunesier, teilte das tunesische Gesundheitsministerium mit.

Die Hintergründe blieben zunächst unklar. Ein Angreifer sei erschossen worden, sagte eine Sicherheitskraft auf dem Gelände des Hotels Imperial Marhaba.

36 Verletzte seien auf verschiedene Krankenhäuser im Großraum Sousse verteilt worden, teilten die Behörden mit. Unklar war, ob es sich um einen Einzeltäter oder eine Gruppe handelte.

Für das Attentat übernahm zunächst niemand die Verantwortung. Im März hatten islamistische Attentäter beim Angriff auf ein Museum in Tunis mehrere Touristen erschossen.

Weiter Terrorakte

Neben dem Anschlag in Tunesien ereigneten sich am Freitag zwei weitere Vorfälle dieser Art: Islamisten standen im Verdacht, im französischen Saint-Quentin-Fallavier ein tödliches Attentat verübt zu haben. In Kuwait bekannte sich der Islamische Staat (IS) zu einem Selbstmordanschlag auf eine Moschee, bei dem mit mindestens 25 Menschen getötet und mehr als 200 verletzt wurden.

Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) erklärte in einer der APA übermittelten Stellungnahme zu den Anschlägen in Tunesien und Frankreich: “Derzeit gibt es keinen Österreichbezug. Unsere Sicherheitsbehörden sind mit den französischen und den tunesischen Behörden in Kontakt.”

Feuer am Strand eröffnet

“Einer der Angreifer eröffnete das Feuer auf Touristen und Tunesier mit einer Kalaschnikow am Strand des Hotels”, sagte ein Angestellter des Imperial Marhaba. “Es war nur ein Angreifer. Es war ein junger Typ, der kurze Hosen trug, als wäre er selber ein Tourist.”

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Die aus Irland stammende Urlauberin Elizabeth O’Brian schilderte, wie am Strand Panik ausbrach, als die Schüsse fielen: “Ich dachte wirklich, es war ein Feuerwerk und sah dann Menschen wegrennen … Ich dachte dann, mein Gott, das ist eine Schießerei.” Die Kellner und die Sicherheitskräfte hätten dann geschrien “lauf, lauf, lauf”, sagte sie dem Irischen Sender RTE.

Bei dem getöteten Attentäter handelte es sich nach Angaben des tunesischen Staatssekretärs Rafik Chelly um einen der Polizei nicht bekannten jungen Studenten. Der Mann sei Tunesier und stamme aus der Region um (die für Muslime heilige Stadt) Kairouan, so der Staatssekretär laut Radio Mosaique.

“Feiger Mordanschlag”

Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier sprach von einem “feigen Mordanschlag”. Man müsse von zahlreichen Opfern ausgehen. Das Auswärtige Amt bestätigte zunächst nicht, dass auch deutsche Urlauber unter den Opfern waren. Die deutsche Botschaft in Tunis entsandte Mitarbeiter an den Urlaubsort. Großbritanniens Premierminister David Cameron kündigte an, angesichts der Anschläge in Tunesien und Frankreich werde der Krisenstab zusammentreten.

Nach den blutigen Anschlägen in Tunesien und Frankreich sicherten sich die Staatschefs beider Länder, Béji Caid Essebsi und François Hollande, gegenseitigen Beistand zu. “Die beiden Präsidenten haben ihre Solidarität angesichts des Terrorismus ausgedrückt und ihre Absicht, ihre Zusammenarbeit im Kampf gegen diese Geißel fortzusetzen und zu intensivieren”, erklärte die französische Präsidentschaft am Freitag nach einem Telefonat zwischen Hollande und Essebsi.

Ein Sprecher des Reisekonzerns TUI erklärte, derzeit befänden sich rund 3.800 deutsche TUI-Gäste in Tunesien. Es lägen aktuell noch keine gesicherten Erkenntnisse vor, ob Gäste der TUI Österreich von dem Anschlag in Port El Kantaoui betroffen seien.

Beliebtes Reiseziel in Nordafrika

TUI-Kunden werde angeboten, bis zum 15. September Tunesienreisen kostenfrei zu stornieren oder umzubuchen. Er wollte nicht bestätigen, dass es sich bei dem Hotel um das konzerneigene RIU Imperial Marhaba handelt. Seines Wissens nach habe die Attacke am Strand vor dem Hotel stattgefunden. Das RIU Hotel sei aber in der Gegend. Tunesien zählt nach Angaben des Deutschen Reiseverbands mit über 400.000 deutschen Urlaubern pro Jahr zu den beliebtesten Reiseländern in Nordafrika.

Tunesien ist das einzige Land Nordafrikas, in dem nach dem arabischen Frühling 2011 ein friedlicher Übergang zur Demokratie gelungen ist. Das Land gilt zudem als der am weitesten säkularisierte Staat in der von religiösen Konflikten bestimmten Region. Einen schweren Rückschlag erhielt die weitgehend friedliche Entwicklung im März, als bei einem Anschlag auf das Bardo-Museum in Tunis mehr als 20 ausländische Touristen getötet worden. Der IS bekannte sich zu der Tat, doch es finden sich auch Hinweise auf einen tunesischen Al-Kaida-Ableger. Die Extremisten zielten mit ihrem Angriff auf das wirtschaftliche Fundament Tunesiens, der Tourismus zählt zu den wichtigsten Einnahmequellen.

TunesienGrafikAPA-650
TunesienGrafikAPA-650

(APA)

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