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Bedeutung der Wiener Straßennamen: Unterwegs im 1. Bezirk (Teil 1)

Die Geschichte der Straßen in der Wiener Innenstadt
Die Geschichte der Straßen in der Wiener Innenstadt ©Kromus / Schaub-Walzer / PID
In Wien steht es jedem Bürger frei, einen Antrag für die Benennung oder Umbenennung einer Straße zu stellen. VIENNA.at geht den Straßennamen auf den Grund und erklärt, welche Geschichte dahinter steckt.

Der Antrag für einen neuen Straßennamen kann entweder im jeweiligen Bezirk oder direkt auf der MA 7 eingereicht werden. Nachdem der Namen geprüft wird, befasst sich der Unterausschuss für Verkehrsbenennungen mit dem Antrag. Die endgültige Entscheidung erfolgt dann im Gemeindeausschuss für Kultur und Wissenschaft. Letztverantwortlich ist der zuständige Stadtrat.

Bedeutung der Straßennamen im 1. Bezirk

In Wien werden häufig, aufgrund öffentlicher Diskussionen, Straßennamen geprüft und umbenannt. Über 4000 Straßen in Wien sind nach Persönlichkeiten benannt. Eine Kommission prüft immer wieder, ob und welche Straßen davon umbenannt werden sollten. VIENNA.at wirft einen Blick auf die Geschichte, die Herkunft und die Bedeutung der Namen. Im ersten Teil der Reihe werden Straßen in der Wiener Innenstadt unter die Lupe genommen.

Stephansplatz

Von 1255 bis 1792 hieß der Platz Stephansfreithof, der nach dem Dom zu St. Stephan benannt war. Früher befand sich da, wo heute der Stephansdom steht, ein Friedhof. Nachdem Franz II. 1972 von einer  Königsreise aus Frankfurt/Main zurück kam und auf dem Platz begrüßt wurde, ist der Name “Stephansplatz” gebräuchlich.

Stock im Eisen Platz

Der Name wird seit dem Jahr 1872 verwendet. Auf dem Platz befindet sich ein benagelter Fichtenstamm. Laut einer bekannten Sage hat diesen ein fremder Schlossgeselle eingeschlagen. In der Historie wird der Name bereits 1533 erwähnt.

Kärntner Straße

Urkundlich erwähnt wurde die Straße erstmals 1257 als “strata Carinthianorum”, 1776 taucht das erste Mal der Name “Kärnthnerstraße” auf. Im Mittelalter diente der Weg als Fernstraße und sollte eigentlich über die Steiermark, nach Kärnten bis nach Triest und Venedig gehen. 1861 wurde die Straße umbenannt bzw. verlängert.

Walfischgasse

Die Gasse wurde nach dem 1700 erwähnten Gasthaus “Bey den Wallfisch” (sic!) bzw. den Hausschild “Zumm Jonas mit dem Walfisch” benannt.

©Kromus/PID

Annagasse

1920 taucht die Straße das erste Mal unter den Namen “Pippingerstraße” auf. Amtlich wurde sie im Jahr 1750 nach der Annakirche benannt. Sie ist eine der wenigen Gassen in Wien, die im Krieg nicht zerstört wurde.

Himmelpfortgase

1272 wird die Staße erstmals unter dem Namen “Traibotenstraße” (bzw. “strata Treibotonis”) oder auch “Tragenbotenstraße” erwähnt. 1373 wurde die Straße ein Teil “Auf dem hohen Steig” und 1526 findet man sie urkundlich unter den Namen “Bei der Himmelpforte auf dem Steig”. 1795 wurde dann der heutige Name gebräuchlich. Benannt ist die Straße nach dem 1783 aufgehobenen Himmelpfortkloster.

Blutgasse

Der Sage nach sollen in der Blutgasse 1312 Templer erschlagen worden sein und das vergossene Blut gab dann der Straße ihren Namen. Diese Annahme wurde von Forschern als eine Legende entlarvt. Die Herkunft des Namens ist bis heute unklar. Urkundlich taucht die Straße das erste Mal 1368 bis 1392 als “Kothgässel”, später “Chorgässlein” auf.

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Wollzeile

Die Wollzeile findet man in den Geschichten Wiens erstmals 1862 in der heutigen Länge. In den Urkunden der Stadt ist sie aber bereits 1158 als “Wollstrazze” und 1261 als “Wollezeil” vermerkt. Die Straße war einst Sitz und Verkaufsstätte der Wollweber und Wollhändler.

Schönlaterngasse

Die Straße gibt es seit ca. 1786 und ist nach dem im Jahr 1710 erwähnten Hausschild “Zur schönen Laterne” (“Bei der schön Laterne”) benannt. Im 17. Jahrhundert hieß die Straße “Heiligenkreuzer Gasse” und “Beim Heligenkreuzer Hof”.

Rotenturmstraße

1270 wurde die Straße “Steig zum Rotenturm” genannt, 1288 “ruffa turris”. Der heute bekannte Name wurde 1862 gebräuchlich. Benannt ist die Straße nach dem roten Turm, welche der älteste Befestigungsturm Wiens war und  1858 abgetragen wurde.

Hoher Markt

Der Hohe Markt ist der älteste Platz Wiens und wird in der Geschichte der Stadt bereits 1208 erwähnt. Den heutigen Namen trägt der Platz bereits seit dem Jahr 1233 und bedeutet “Hauptmarkt”.

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Judengasse

Die Judengasse wurde 1863 nach dem dort ansässigen jüdischen Händlern benannt. Urkundlich taucht die Straße aber bereits im 15. Jahrhundert unter dem Namen “am hohenmarkht am silberpuhel” auf.

Tuchlauben

1153 wurden hier erstmals Tuchmacher sesshaft. In der heutigen Form existiert die Straße seit 1862.

Judenplatz

Der Platz wurde 1294 erstmals erwähnt und bildete bis 1421 den Mittelpunkt der damaligen Judenstadt.

Am Hof

In der Geschichte findet sich Am Hof seit 1326. Herzog Heinrich II. Jasomirgott verlegte seine Residenz von Regensburg 1154 nach Wien genau hierhin.

Freyung

Den Platz gibt es seit dem 12. Jahrhundert. Der Name geht auf die 1181 verfügte Befreiung des Klosterbezirks von der städtischen Gerichtsbarkeit zurück.

Herrengasse

Urkundlich wird die Straße erstmals 1216 als “Hochstraße”, 1547 dann erstmals als “Herrengasse” erwähnt. Benannt ist sie nach den “Ständen” (“Herren”), die hier das Landhaus errichteten.

©Schaub-Walzer / PID

Michaelerplatz

Den Platz gibt es seit ca. 1850 und wurde nach der Hofpfarrkirche “St. Michael” benannt, die im 13. Jahrhundert erbaut wurde.

Kohlmarkt

Die Straße hieß von 1255 bis 1304 “Witmarkt” und 1314 und 1352 erstmals Kohlenmarkt. Die Straße erinnert an den Verkaufsplatz der Holzkohlehändler.

Graben

Der Graben  wird erstmals 1294 als Verkehrsfläche erwähnt und wurde 1300 zum Marktplatz. Benannt ist er nach dem ehemaligen Graben des römischen Militärlagers Vindobona.

123Autor: Peter Autengruber,
Verlag: picher Verlag
Kosten: 19,90 Euro
ISBN: 978-3-85431-599-5

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(NTA)

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