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Anna Karenina - Trailer und Kritik zum Film

Rund ein Dutzend Mal wurde Leo Tolstois Epos "Anna Karenina" bereits verfilmt. In der Titelrolle der unglücklichen Ehebrecherin waren u.a. bereits Greta Garbo (1935), Vivian Leigh (1948), Jacqueline Bisset (1985) und Sophie Marceau (1997) zu sehen. Alle Spielzeiten auf einen Blick

Die neue Verfilmung durch den Regisseur Joe Wright, die am Freitag (7. Dezember) in die österreichischen Kinos kommt, wird weniger wegen Hauptdarstellerin Keira Knightley in Erinnerung bleiben als durch den ungewöhnlichen Inszenierungs-Ansatz.

Nachdem er kaum einen russischen Palast gefunden habe, der nicht bereits als Schauplatz eines “Anna Karenina”-Films gedient hatte, habe er sich kurzerhand entschlossen, seine Version in einem alten Theater anzusiedeln, erzählt Wright. Der Brite, der schon seine Literaturverfilmungen von “Stolz und Vorurteil” und “Abbitte” mit seiner Lieblingsschauspielerin Keira Knightley besetzt hatte, sprengt jedoch den Bühnenrahmen mit optischer Opulenz und szenischer Fantasie, greift tief in die Trickkiste und verbindet Elemente des Ausstattungstheaters, des Musicals und des Balletts mit jenen des Kinos.

“Anna Karenina”: Literaturepos als großes Ausstattungstheater im Kino

Lange Kamerafahrten (Kamera: Seamus McGarvey) durch präzise choreografierte und augenzwinkernd stilisierte Szenen wechseln unvermutet mit realen Filmschauplätzen. Modelleisenbahnen, die eben noch durch eine verschneite Spielzeuglandschaft schnauften, sind plötzlich riesige Dampfrösser, die gemäß der Romanvorlage Menschen zermalmen. Die als Slapstick-Tableau arrangierte ministerielle Bürokratie arbeitet im Akkord, als hätten Jacques Tati oder Charlie Chaplin Regie geführt. Sogar Pferderennen finden auf der Bühne statt.

Wer bereit ist, sich mit kindlicher Schaulust und ohne Scheu vor Kitsch und Bombast auf diese Erzählweise einzulassen, kann sich 130 Minuten lang problemlos verzaubern lassen. Wer Tolstois breites Gesellschaftspanorama aus dem zaristischen Russland des 19. Jahrhunderts sucht, dem wird das Drehbuch von Tom Stoppard möglicherweise allzu fokussiert auf die klassischen Themen vorkommen: Liebe und Glück, Moral und Ehebruch stehen im Mittelpunkt. Drei Paare dienen als Vorzeigemodelle unterschiedlicher Versuche, Herz und Gesetz in Einklang zu bringen.

Keira Knightley als sehnsüchtig Liebende, die das enge gesellschaftliche Korsett sprengen möchte und grausam daran scheitert, und ein dank perfekter Maske kaum wiederzuerkennender Jude Law als ihr verbissener, streng auf die Konventionen achtender Gatte vermitteln glaubhaft das Gefühlschaos des zentralen Paares. Ob man Aaron Johnson den Draufgänger und Herzensbrecher Wronski wirklich abnehmen möchte, ist dagegen Geschmackssache. Dazu kommen Matthew Macfadyen als Annas Bruder, der notorisch untreue Stepan Oblonskij, Kelly Macdonald als dessen dauerleidende Frau Dolly, Alicia Vikander als ihre Schwester Kitty und Domhnall Gleeson als der in sie verliebte Großgrundbesitzer Lewin.

Die Taschentücher dürfen bei dieser “Anna Karenina” getrost zu Hause bleiben, aber spätestens wenn draußen die Schneeflocken tanzen und die Winterabende lang werden, ist dieser Hybrid aus Kostümfilm und Bühnenmärchen die richtige Wahl zum Schauen, Staunen und in vielen bunten Bildern Schwelgen.

(APA)

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