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Alles über Österreichs erstes Tablet-Restaurant "Viereck"

Diese vier Jungunternehmer haben Österreichs erstes Tablet-Restaurant in Wien eröffnet.
Diese vier Jungunternehmer haben Österreichs erstes Tablet-Restaurant in Wien eröffnet. ©Viereck
Knapp zwei Wochen hat Österreichs erstes Tablet-Restaurant geöffnet. Vienna.at war auf einen Lokalaugenschein im Viereck und hat „eine der vier Ecken“, Stephan Beyer, interviewt. Alles über Wiens wohl trendigstes Restaurant und die Idee der vier Wiener Jungunternehmer.
Bilder aus dem Viereck

Erklär doch bitte noch einmal das Konzept des Vierecks und wofür der Name steht.

Ich fange mal an mit dem Namen, das Viereck steht für uns vier, vier Wirtschaftsstudenten, wir sind sehr gut befreundet – nicht nur wegen des Restaurants, sondern wir sind überhaupt sehr gut befreundet. Und daher eben der Name Viereck, weil wir zu viert sind und ein Ecklokal betreiben. Wir haben sehr lange danach gesucht, ungefähr eineinhalb Jahre und die Lage ist sehr gut, es ist sehr gemütlich und daher eben der Name. Gar nicht so wahnsinnig kreativ, aber dafür das Konzept, das hinter unserem Restaurant steckt umso mehr.

Was genau ist denn das Konzept eures Restaurants?

Da gab es das alte Klischee der Gastronomie, Gastronomie wird aus wirtschaftlicher Sicht oft als uninteressanter Markt betrachtet und wir haben uns gedacht, man kann Gastronomie auch innovativer und kreativer gestalten. Am Anfang hatten wir viele verschiedene Ideen, bevor wir uns für die Tablets entschieden haben: Angefangen beim Table-Cooking-Konzept, wo der Gast am Tisch selbst kocht, haben wir uns ganz verschiedene Konzepte angeschaut, bis wir dann entschieden haben ein Tablet-Restaurant zu eröffnen, wo der Gast selbst die Möglichkeit hat über eine elektronische Speisekarte zu bestellen.

Gibt es dann überhaupt noch Kellner?

Nein, der Service ist nicht eingeschränkt, man hat durch den Kellner den vollen Service. Manche glauben das Gerät ersetzt den Kellner, aber das ist überhaupt nicht so. Die Speisekarte am Tablet unterstützt den Kellner mit Bildern, Informationen und Beschreibungen. Aber wer sich mit den technischen Geräten nicht auseinandersetzen möchte, kann auch immer den klassischen Service bekommen. Aber auf dem Bildschirm kann man sich wirklich besser vorstellen, wie die Gerichte sind und bekommt auch Allergikerinformationen. Und wenn bestellt wird, geht diese Bestellung sofort in die Küche, das heißt es können sehr schnell frische Gerichte zubereitet und an den Tisch serviert werden. Und wer einen Kellner benötigt, kann diesen über das Tablet rufen. Die zweite Säule unserer Konzepts ist die Vielfalt bei den Speisen. Wir haben uns gedacht, viele Leute gehen am Abend essen und müssen sich für ein Gericht entscheiden. Dann ist es zu viel, die Hauptspeise ist zu groß und zu teuer. Deswegen haben wir uns überlegt, wir machen kleinere Portionen zu einem günstigeren Preis und lassen den Gast selber entscheiden, was er will. Er muss sich nicht für eine Hauptspeise entscheiden, sondern probiert einfach mehrere. Und zusammen mit den Vor- und Nachspeisen kann er so an einem Abend eine ganze Bandbreite von unterschiedlichen Gerichten probieren. Und die Qual der Wahl fällt weg. Und da tragen die Tablets natürlich zu einem Fun-Faktor bei: Du schaust dir an: Was nehm ich als Nächstes? Was nehm ich als Nächstes?

Du hast schon erwähnt, dass ihr lange nach einem freien Lokal gesucht habt – was für ein Zeitraum lag den zwischen der Idee bis zur Eröffnung?

Ungefähr zwei Jahre. Wir wurden nach der Idee sehr schnell mit der Realität konfrontiert – von der Finanzierung bis hin zur Immobilie. Das Ganze ist sehr bürokratisch. Es ist auch kein Geheimnis, dass wir durch die ÖTB, die Österreichische Tourismus Bank finanziert werden. Wir haben heimische Investoren gefunden. Zuerst hatten wir uns auch in Deutschland umgesehen, in Frankfurt, Berlin, München, haben uns mit Investoren dort getroffen. Letztendlich haben wir uns aber für die österreichischen entscheiden, da hat einfach alles gepasst. Und auch bei der Immobilie haben wir wie gesagt lange gesucht: Von der Mariahilferstraße bis zum Stephansplatz und auch in nicht so attraktiven Lagen haben wir uns viel angeschaut. Und wir waren sehr glücklich, als wir hier den Standort bekommen haben. Alles zusammen hat ungefähr zwei Jahre gedauert, kann man sagen. Parallel zu unserem Studium.

Das ist ja auch ein wichtiger Punkt. Ihr seid alle Anfang zwanzig und studiert noch. Andere Studenten schaffen es nicht einmal neben der Uni zu jobben und ihr macht gleich ein eigenes Restaurant auf.

Das liegt aber nur am Team. Alleine wäre das nicht machbar, das ist jedem von uns klar. Und jeder hat einen eigenen Verantwortungsbereich. Trotzdem sind wir alle vier Geschäftsführer, das heißt alle Entscheidungen werden zu viert getroffen, es wird über alles abgestimmt. Aber trotzdem hat jeder seinen eigenen Bereich: Der Eine ist verantwortlich für die Speisen, für das gastronomische Konzept, der Andere für das Marketing, der Dritte für die IT, für die Technik und einer für die wirtschaftlich Prozessoptimierung. Deswegen wäre das alleine auch niemals machbar, das muss man ganz klar sagen. Und zu viert haben wir auch schon ein paar andere Konzepte gemeinsam umgesetzt. Zum Beispiel eine Rabattkarte für alle zwischen 16 und 36 Jahren. Wir haben noch viel vor, aber in nächster Zeit dreht sich bei uns natürlich alles ums Viereck, das erfordert volle Aufmerksamkeit.

Wie tun sich die Gäste mit der elektronischen Speisekarte?

Erstaunlicherweise sehr, sehr gut. Das System ist einfach und benutzerfreundlich, so dass es jeder anwenden kann. Was uns besonders freut, ist, dass wir keine Zielgruppeneinschränkung haben. Das wollten wir auch nicht. Es kommen junge Leute, es kommen Studenten, es kommen Geschäftsleute um die vierzig, fünfzig plus – es sind eigentlich alle vertreten. Vor ein paar Tagen hatten wir zwei 70-jährige Senioren aus Australien, aus Melbourne. Das war richtig cool, die hatten einen riesigen Spaß mit den Tablets. Da bestand gar kein Erklärungsbedarf, die kamen rein, wir haben ihnen auf Englisch das Tablet erklärt und die Speisekarte auf Englisch aktiviert und schon ging es los. Daran sieht man auch, wie sehr das technische Hilfsmittel greift. Und wenn ein Kellner schlecht Englisch spricht, gibt es trotzdem keine Probleme bei der Bestellung. Uns gefällt es, dass am Abend so viele unterschiedliche Leute bei uns zu Gast sind. Wir wollen einfach ein Erlebnis bieten.

Habt ihr von der Konkurrenz Rückmeldung zu eurem Konzept bekommen?

Wir wollen mit anderen Lokalen nicht in einen Verdrängungswettbewerb treten, mit der Gastronomie in der Umgebung, sondern wir wollen kooperieren. Und es gibt auch einige Gastronomen, die mittags zu uns essen kommen. Und wir auch zu ihnen. Und da wir das erste Tablet-Restaurant sind, gibt es zumindest auf die Technik bezogen keine Konkurrenz. Aber wir wissen ja nicht, wie sich das weiterentwickelt, vielleicht kommen da andere nach.

Müssen eure Kellner eigentlich technisch besonders geschult sein?

Es geht eigentlich sehr einfach, wir haben auch geplant im Sommer Praktikanten aufzunehmen. Auch jetzt haben wir ein sehr junges, dynamisches Team, aber es ist uns wichtig, dass alle über eine professionelle Ausbildung verfügen. Das ist ganz wichtig für den Gast. Wir wollen nicht sparen beim Personal, denn zu einem guten Restaurant gehört auch gutes Personal. Und mit den Tablets gab es da bisher gar keine Probleme. Ich bin überzeugt, dass das in fünf Minuten erlernbar ist.

Jetzt haben wir noch gar nicht über das Essen gesprochen. Ihr sagt, ihr verwendet lokale Produkte mediterran interpretiert.

Genau. Wir verwenden zum Beispiel den Vulcano-Schinken und unser Parmesan ist von Schärdinger. Wir versuchen mit regionalen Produkten, heimischen Produkten aus ganz Österreich, die internationale Qualität haben, mediterrane Küche anbieten. Die Küche ist extrem wichtig, denn dem Gast soll es ja schmecken. Hier kann man sich nicht allein auf die Technik verlassen – vielleicht einmal aber kein zweites Mal. Wir haben einen sehr guten Küchenchef mit langjähriger Erfahrung in der Gastronomie. Und auch unser Sous-Chef ist sehr kreativ und bringt Erfahrung aus der Patisserie mit und bringt sich voll und ganz ein. Und gerade die kleinen Portionen, die wir anbieten machen in Kombination mit den kreativen Gerichten und den Tablets den Reiz des Vierecks aus.

Die Tablets sind ja gesichert – ist es schon passiert, dass ein Gast versucht hat die Speisekarte mitzunehmen?

Nein, Gott sei Dank noch nicht. Wir haben um die 80 Tablets, damit jeder Gast auch ein eigenes bekommt. Im Sommer werden wir auch einen eigenen Schanigarten haben, dadurch werden wir dann noch mehr Plätze anbieten. Die Tablets sind zusätzlich auch mit einem Chip gesichert, über den sie geortet werden können. (SVA)

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