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Akademikerball in Wien: "Zur Zeit" bezeichnet Proteste als "Kristallnacht"

Akademikerball: Ein Cartoon zu den Ausschreitungen wurde mit "Kristallnacht 2014" untertitelt.
Akademikerball: Ein Cartoon zu den Ausschreitungen wurde mit "Kristallnacht 2014" untertitelt. ©AP
Die Wochenzeitung "Zur Zeit" hat im Zusammenhang mit den Protesten gegen den Akademikerball einen drastischen Vergleich gezogen: Ein Cartoon, in dem Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) einander die Schuld für die Ausschreitungen geben, wurde mit "Kristallnacht 2014" untertitelt.
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Bereits vor zwei Jahren hatte ein von Medien kolportierter Vergleich von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache für Empörung gesorgt: Er soll die damals stattgefundenen Proteste gegen den Burschenschafter-Ball ebenfalls mit der Reichskristallnacht verglichen und “Wir sind die neuen Juden” gesagt haben. 

Gemeint sind die Novemberpogrome, also von den Nationalsozialisten angefachte gewalttätige Ausschreitungen gegen Juden 1938. Strache sprach damals von einer politisch motivierten “Schlammschlacht” gegen seine Person und die FPÖ. Herausgeber des Blattes sind laut Impressum neben dem FP-Spitzenkandidat für die EU-Wahl, Andreas Mölzer, auch der einstige FPÖ-Volksanwalt Hilmar Kabas und der ehemalige Chefredakteur in der ORF-Generaldirektion, Walter Seledec.

“Kristallnacht 2014”: Cartoon sei eine “Satire”

Mölzer verteidigte den Cartoon: Erstens handle es sich dabei um “Satire”, zweitens nehme man damit Bezug auf “Linksfaschisten, die entsprechende Zerstörung anrichten”, wie etwa das Einschlagen von Schaufenstern in der Wiener Innenstadt. Er sieht im Zusammenhang mit möglicher Kritik an dem Vergleich mit der Reichskristallnacht “Heuchler unterwegs”.

Auch die Titelgeschichte der aktuellen Ausgabe von “Zur Zeit” könnte noch für Diskussionen sorgen. Ein Artikel zum Thema “Armutsmigration” wird betitelt mit “Die Zigeuner kommen”.

Vergleich “abstoßend”

Als “nächsten Skandal in der FPÖ” wertet SPÖ-Abgeordnete Petra Bayr den Vergleich der Proteste gegen den Akademikerball mit der sogenannten “Reichskristallnacht”. Bayr sieht darin einen “unerträglichen und abstoßenden Vergleich, der deutlich macht, wes Geistes Kind die FPÖ ist”.

 Für Bayr ist es “alles andere als ein Zufall”, dass die FPÖ im Jahr 2014 nach wie vor den Begriff “Kristallnacht” verwendet. Die SPÖ-Abgeordnete erinnerte daran, dass der Ausdruck “Kristallnacht” ein zynischer Begriff sei, der von der NS-Propaganda erfunden wurde, um die Grausamkeiten der Novemberpogrome zu verharmlosen. Nach dem medial kolportierten “Neue Juden”-Vergleich von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sei das “der nächste Tiefpunkt der von der FPÖ betriebenen Verharmlosung der NS-Gräuel”, meinte Bayr am Dienstag in einer Aussendung. Sie forderte, dass mit der “Täter-Opfer-Umkehr aufseiten der FPÖ endlich Schluss sein muss”, statt dessen wären klärende Worte Straches fällig. (APA)

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