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"Abreibung" für Chefinspektor durch Bande: Später Prozess in Wien

Der Prozess zieht sich hin - hier der Chefinspektor und die Russin beim Prozess 2011
Der Prozess zieht sich hin - hier der Chefinspektor und die Russin beim Prozess 2011 ©APA
Am Montag ist ein "Denkzettel", den ein ehemaliger Chefinspektor der Wiener Polizei im Mai 2011 von einer mehrköpfigen, eigens aus der Slowakei angereisten Bande verpasst bekam, Gegenstand einer Verhandlung im Straflandesgericht gewesen.
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Spät, aber doch musste einer der damaligen Täter vor Richter Marc Farkas Rede und Antwort stehen.

“Abreibung” im Auftrag von Russin

Eine gebürtige Russin hatte mehrere Männer beauftragt, dem ranghohen Polizisten eine “Abreibung” zu verpassen. Hintergrund war ein Darlehen des Polizisten an die unter Finanznöten leidende Frau, wobei er ihr “Wucherzinsen” in Rechnung stellte. Für die rund 20.000 Euro, die er der Witwe borgte, forderte der Beamte 17 Prozent Zinsen pro Monat.

Chefinspektor in Bedrängnis

Als er immer nachdrücklicher sein Geld zurückverlangte, bat sie ihn zu sich nach Hause, wo sie ihn sogleich in ihr Schlafzimmer geleitete. Aus der ersehnten Rückgabe des Geldes wurde aber nichts. Als der Polizist auf der Bettkante Platz genommen hatte, traten mehrere mit Sturmhauben maskierte Männer auf den Plan und versetzten dem Chefinspektor zahlreiche Faustschläge und Fußtritte. Er musste sich schließlich hinknien, seine Taschen leeren und seine Armbanduhr hergeben. Danach richtete einer der Männer ein Sturmgewehr auf den völlig verängstigten Polizisten. Dieser war laut Staatsanwaltschaft “davon überzeugt, dass sein Tod nun unmittelbar bevorstand”. Er habe “als einzige Möglichkeit, um dieser Situation zu entkommen, die Flucht durch die geschlossene, zweifach verglaste Terrassentür” gesehen.

Russin wurde bereits verurteilt

Die gebürtige Russin ist für diese Aktion bereits im Jänner 2012 zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Sie befindet sich mittlerweile wieder auf freiem Fuß. Der Kopf der von ihr gedungenen Schläger-Bande fasste drei Jahre teilbedingt aus. Sämtliche anderen Täter konnten unerkannt flüchten und sich ins Ausland absetzen.

Allerdings ließ einer von ihnen am Tatort Gummihandschuhe zurück. Der Slowake verübte kurze Zeit danach in seiner Heimat einen bewaffneten Raubüberfall, bei dem er gefasst wurde. Er bekam dafür vier Jahre und acht Monate aufgebrummt. Dank eines DNA-Gutachtens konnte ihm die Straftat in Wien zugerechnet werden, deren Verfolgung die slowakischen Strafverfolgungsbehörden den Wiener Kollegen überließen.

Angeklagter stand nur Schmiere

Im vergangenen Dezember wurde der 36-Jährige zu diesem Zweck ausgeliefert. In seiner Verhandlung im Grauen Haus erklärte er nun, er sei “um Hilfe bei einem Problem” gebeten worden und habe daher seinerzeit den Weg nach Wien angetreten. Den Chefinspektor habe er allerdings nicht mitverprügelt: “Meine Aufgabe war es, hinter dem Haus zu stehen und aufzupassen. Ich hätte sicher niemanden geschlagen.” Für seine Tätigkeit habe er Drogen bekommen.

Verhandlung wurde vertagt

Die Verhandlung wurde zur Anhörung einiger Zeugen auf Anfang März vertagt. Der in Mitleidenschaft gezogene Polizist ist übrigens längst nicht mehr im Dienst. Für zahlreiche Verfehlungen wurde er im April 2012 wegen mehrfachen Amtsmissbrauchs, Nötigung unter Ausnützung seiner Amtsstellung, Verletzung des Amtsgeheimnisses, Betrugs und versuchter Bestimmung zur falschen Zeugenaussage zu zwei Jahren teilbedingter Haft verurteilt, was den Amtsverlust zur Folge hatte.

(apa/red)

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