AA

BUWOG: Hausbesetzer fliegen raus

Wie lange noch?
Wie lange noch? ©vienna.at
Deutlich klarer als die Kollegen Hausbesetzer drückte sich BUWOG-Sprecher Thomas Brey im Interview mit Vienna Online aus: Das Haus in der Wiener Lindengasse, das seit gut zwei Wochen besetzt ist, wird geräumt. 
Live aus dem Epizentrum: Ein Hausbesetzer erzählt
Eine schräge Pressekonferenz

“Aber”, so schränkt Brey ein, “wir suchen natürlich eine Gesprächsbasis mit dieser Gruppe. Wir würden die Situation gerne ohne Polizei lösen.”

Während sich die Hausbesetzer häuslich einrichten, tickt bereits die Uhr für das Gebäude im 7. Wiener Gemeindebezirk. Es soll nämlich, wie berichtet, abgerissen werden und rund 60 neuen Wohnungen Platz machen. Er lässt auch keine Zweifel daran, dass einige der Vorwürfe der Hausbesetzer schlicht unwahr seien: “Bei diesem Haus handelt es sich nicht um ein Spekulationsobjekt, wie die Besetzer behaupten. Die BUWOG hat es vor einigen Monaten erworben und wird auf diesem Grundstück nach dem Abriss Wohnungen bauen. Das Haus wurde nicht, wie behauptet, einfach leer stehen gelassen, um irgend welche Gewinne zu erzielen.” Diese Praktiken gebe es sicher in manchen Städten, in Wien-Neubau allerdings wären Wohnungen dringend notwendig

Konfuse Hausbesetzer haben keine Sprecher

Die Verhandlungen mit den Hausbesetzern gestalten sich laut Brey etwas schwierig. Denn die “haben es noch nicht geschafft, einen Sprecher zu ernennen.” Man wisse also nicht, wer eigentlich für die Gruppe verhandeln könnte, käme es denn so weit. “Auch in einer gelebten Basisdemokratie ist es möglich, einen zu finden, der Sprecher sein will”, verweist Brey auf ähnliche Aktionen bei Studentenprotesten. Wobei, verhandeln ist vermutlich nicht das richtige Wort. Denn prinzipiell wird die BUWOG das Haus räumen – die Frage ist nur wann und mit welchen Mitteln. 

Kein Einlass für Nicht-Besetzer

Eingeschaltet hat sich inzwischen auch das Krisenmanagement der Stadt Wien, das für genau solche Fälle eingerichtet wurde. Das führte vergangenen Freitag eine Inspektion der Gebäudesicherheit durch – und wurde prompt von Vermummten am Betreten gehindert. Die Stadt beauftragte daraufhin die Wien Energie mit der Abschaltung des Stromes, um eventuellen Unfällen vorzubeugen. Und auch ein Problem mit austretendem Gas gebe es, so Sprecher Brey – der sich übrigens trotz seiner BUWOG-Connection ins angeblich offene Haus geschmuggelt hatte und ein selbstgemachtes Rauchverbots-Plakat der Besetzer mit einer entsprechenden Gaswarnung gesehen hatte. 

Strom in rauen Mengen

Laut BUWOG verbrauchen die Hausbesetzer mehr Strom, als im Haus in der Lindengasse je zuvor verbraucht wurde. Denn irgend wie muss es ja in kühlen Nächten auch halbwegs warm bleiben, und das erreichen sie durch Heizstrahler auf voller Leistung. Auch wenn ‘Manfred’, der Energiebeauftragte im Haus, an freie Energie durch Aufhebung der Selbstzensur und Sex (siehe: Live aus dem besetzten Haus) glaubt, so begleicht trotzdem die BUWOG die anfallenden Rechnungen. 

Geduld, Geduld, Geduld mit Hausbesetzern

Die BUWOG, schlechter PR nicht ganz fremd aber doch eher abgeneigt, hält sich noch zurück. Man wolle reden, so Brey. Und man werde nicht auf Biegen und Brechen die eigene Rechtsposition durchsetzen (was soviel heißt, wie die Polizei zur Räumung zu rufen). Man habe schon sehr viel Geduld bewiesen und werde das auch weiterhin tun, so der Pressesprecher. Während die Position zur Besetzung von BUWOG-Eigentum eher nicht erklärt werden muss, stellt Brey fest, dass die Sicherheitsbedenken durchaus ernstzunehmen sind. Denn: “Passiert etwas, dann ist der Hauseigentümer in der Pflicht. Dann sind nicht die Bewohner schuld, egal, ob sie sich rechtmäßig oder unrechtmäßig im Gebäude aufhalten.” Außerden stehe das Gebäude direkt in einem Wohngebiet neben einer Volksschule, was die Sicherheitslage natürlich weiter verschärft. 

Lösung: Ein Anführer muss her

Eine Lösung der Misere sei nur zu erreichen, indem die Hausbesetzer jemanden auswählt, der für alle sprechen kann. “Aber das muss die Gruppe selbst schaffen”, betont der BUWOG-Sprecher. Aber ein Ende ist wohl in Sicht: “Die Besetzer wundern sich nämlich auch, dass sie noch drin sind”, sagt Brey. Und das ist gut so, nur so halten sich Überraschungen in überschaubaren Grenzen. Denn: “Ad infinitum kann die BUWOG da nicht zuschauen.” 

Es scheint, ein neues Haus muss her. Die Hausbesetzer sind vermutlich schon auf der Suche nach einem geeigneten Objekt – ob sie mit diesem Ansinnen auf der Immo-Plattform von vienna.at fündig werden, darf allerdings bezweifelt werden. 

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Wien - 7. Bezirk
  • BUWOG: Hausbesetzer fliegen raus
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen