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100 Jahre Wiener Konzerthaus: Feierlichkeit gestartet

Wiener Konzerthaus startete 100-Jahr-Feiern
Wiener Konzerthaus startete 100-Jahr-Feiern ©APA/BUNDESHEER/PETER LECHNER
Mit Plädoyers für Offenheit, Diversität und einen zukunftsgerichteten Blick haben am Samstagvormittag die Feierlichkeiten zum hundertjährigen Bestehen des Wiener Konzerthauses begonnen.
Bilder von der Feier

Bei einem Festakt mit Bundespräsident Heinz Fischer, der wie weiland 1913 um 11 Uhr begann, entrichteten Wegbegleiter und Freunde der Institution ihren Gruß, bevor am Nachmittag mit einem Festkonzert der künstlerische Reigen beginnt.

Österreichs Komponistendoyen Friedrich Cerha würdigte in seinen Worten das Konzerthaus als “meine musikalische Heimstatt”. Schließlich habe er hier nach dem Zweiten Weltkrieg die prägendsten Konzerterlebnisse seines Lebens gehabt. “Schützen wir diesen Ort durch unsere Offenheit”, richtete der neue Intendant Matthias Naske den Blick in die Zukunft: “Das Konzerthaus muss in den Herzen verankert sein – dem eigentlichen Ort kulturellen Geschehens.”

Wiener Konzerthaus startete 100-Jahr-Feiern

Auch wenn 100 Jahre altehrwürdig klängen, deute das Programm des Konzerthauses in eine ganz andere Richtung, konzedierte Bundespräsident Fischer in seiner Grußbotschaft: “Ich wünsche zunächst einmal für die nächsten 50 Jahre alles Gute.” Auch in diesen kommenden Jahrzehnten werde der rote Faden der Vergangenheit fortgesponnen, der immer die Lösung von Finanzproblemen gewesen sei, beruhigte der Vizepräsident der Konzerthausgesellschaft, Burkhard Gantenbein, angesichts der budgetären Probleme der Gegenwart.

Dann dürfe Neue Musik kein “Reservat für Kenner” bleiben, unterstrich Festredner Rudolf Scholten: “Das Publikum ist ahnungsloser als wir glauben, aber empfangsbereiter als wir ihm zugestehen wollen.” Kunst müsse aus sich selbst heraus bestehen und benötige nicht “Umwegrentabilität als Schutzmantel im Sturm der Verteilungskämpfe”. Man müsse aktiv an die Ränder der Stadt gehen, Lehrlingsabos anbieten und Ähnliches: “Holen wir Diversität ins Haus.”

Feierlichkeiten im Konzerthaus

Am Samstagnachmittag folgt dann der zweite Akt der historischen Feierlichkeiten, wenn die Wiener Philharmoniker unter Gustavo Dudamel Beethovens 9. Symphonie spielen – wie schon am 19. Oktober 1913 (damals allerdings ohne Dudamel). Als Solisten wurden Stars wie Klaus Florian Vogt und Franz-Josef Selig verpflichtet.

Und wie anno dazumal hat man der klassischen Feierhymne Beethovens eine Uraufführung vorangestellt. Hatte 1913 Richard Straus sein Festliches Präludium (Op.61) zur Eröffnung des Hauses komponiert, wurde nun mit dem 77-jährigen Aribert Reimann abermals ein deutscher Komponist beauftragt. Reimann greift für seinen “Prolog zu Beethovens 9. Sinfonie” wie der Meister auf einen Text von Friedrich Schiller zurück. Am Sonntagvormittag wird das Konzert um 11 Uhr wiederholt und dann auch live auf Ö1 übertragen.

“Fest der Freunde” am Sonntag

Ansonsten praktiziert das Konzerthaus am Sonntag seine Überzeugung der Offenheit und Vielfalt in Reinform: Bei einem “Fest für Freunde” werden über den ganzen Nachmittag alle Säle von unterschiedlichsten Formationen und Stilen bespielt – und das bei freiem Eintritt (mit Zählkarten). Die kurzen Sessions dauern jeweils unter einer halben Stunde und laden gleichzeitig in den Großen, in den Mozart- und in den Schubert-Saal, außerdem in den Wotruba-Salon und ins Garderobenfoyer.

Vom Wienerlied mit den “Strottern” über reine “Wort-Konzerte” etwa von Alfred Brendel oder Peter Matic bis zu Kabarett mit Igudesmann und Joo, vom “Sing Along”-Programm über kammermusikalische Preziosen mit Duos wie Jörg Widmann und Elisabeth Leonskaja, Julian Rachlin und Stefan Vladar oder Markus Hinterhäuser und Patricia Kopatchinskaja bis zu einer Orgeldemonstration von Wolfgang Mitterer oder einem Geburtstagsständchen der Wiener Sängerknaben ist zwischen 15 und 20.30 Uhr so ziemlich alles zu hören, was der Konzerthaus-Freund je gehört haben sollte. Und: je mehr Konzerte, desto mehr Pausen – in denen die Begegnung irgendwo am Gang oder im Stiegenhaus höchst erwünscht ist.

Weitere Events im Konzethaus

Aber auch eine theoretische Beleuchtung sowohl der Institution als auch des Gebäudes findet im Rahmen der Geburtstagsfeierlichkeiten statt. Am Donnerstag und Freitag der nächsten Woche (24. und 25. Oktober) wird das Haus Schauplatz wie Gegenstand einer interdisziplinären Tagung. Auf dem Programm stehen Referate zum Vergleich mit anderen zentraleuropäischen Konzertgebäuden, zur kulturellen Nutzung, aber auch zur politischen Instrumentalisierung des Jubilars und nicht zuletzt zur Frage, ob die “Musikstadt Wien” heute hält, was der traditionsreiche Name verspricht.

Den Donnerstag beschließt ein Vortrag des Historikers Oliver Rathkolb zum “Erinnerungsort” Konzerthaus, den Freitag eine Podiumsdiskussion zum “Ort der Begegnungen”.

(APA)

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