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Yusuf in Wien: Standing Ovations für den gelungenen Zeitsprung

Am 6. Mai 1976 war Yusuf Islam, früher "Cat Stevens", zum ersten und vorerst letzten Mal in der Stadthalle aufgetreten. Dienstagabend kehrte er zurück - und Wien jubelte.
Yusuf Islam (Cat Stevens) live: Wiener Stadthalle

In den folgenden 35 Jahren nach seinem letzten Auftritt in Wien konvertierte der britisch-zypriotische Sänger zum Islam, änderte seinen Namen und zog sich aus dem Showgeschäft zurück. Nun das Comeback: Yusuf Islam darf nicht nur wieder Cat Stevens genannt werden, er spielt auch seine alten Hits wieder live. Bei der heutigen Rückkehr auf die Stadthallenbühne war der 62-Jährige besonders in der Rolle seines Alter Egos von einst überzeugend. Ein bisserl Kitsch mussten die Besucher zwischendurch über sich ergehen lassen, um dann Klassiker wie “Wild World” und “Father And Son” zu bejubeln.

Er ist kein Bob Dylan, der seine Stücke zerlegt, neu definiert und arrangiert. Yusuf Islam brachte seine Evergreens “Lilywhite” (der Opener), “The Firts Cut Is The Deepest” (verpackt in einem Medley), “Where Do The Children Play” (einer von mehreren Beiträgen an diesem Abend vom grandiosen Album “Tea For The Tillerman“) oder “Morning Has Broken” und “Moonshadow” (beide im Zugabenteil zu Standing Ovations) so, wie sie das Publikum erwartete. Scheinbar einfache, aber unglaublich gewiefte Melodien und lyrische Texte prägen diese Lieder, denen man sich auch ohne grundsätzlicher Sympathie für diese Musik, eine Mischung aus Folk und Softrock, schwer entziehen kann. 

Cat Stevens-Fans der 70er versammelten sich in Wiener Stadthalle

Aber Yusuf (als Künstler lässt er Islam weg, das frühere Pseudonym Cat Stevens steht auf den Konzertplakaten in Klammern) mag auch nicht stagnieren. So gibt es auf der aktuellen, von Fans lang herbeigesehnte Konzertreise (nicht wenige Besucher von heute waren vermutlich auch in den 70ern dabei) neben den Standards auch Beiträge aus seiner neueren Schaffensperiode.

Vor dem großen Finale des rund zweistündigen Auftritts gab es zwei Lieder mit politischem Anliegen: Das alte “Peace Train” und das jüngere “My People”, beide schön, der Oldie allerdings deutlich substanzieller. Im ersten Teil seines Programms hatte Yusuf einige Stücke zu einem Mini-Musical zusammengefasst. Dabei wandelte der Sänger am schmalen Grat zur Eigenparodie.

Doch ob nur an der Gitarre oder mit Band: Stücken wie “Rubylove”, “Miles From Nowhere” und “Don’t Be Shy” (vom Soundtrack zu “Harold and Maude”) konnte die Zeit nichts anhaben. Und wenn sie Yusuf so wie Cat Stevens interpretierte, wenn auch mit mittlerweile tieferer Stimme, machte der Sprung in die Vergangenheit viel Freude.

 

Yusuf Islam (Cat Stevens): “Father and Son”

 

(Red./apa)

 

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