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Young Fathers live in der Wiener Arena

Am 29. Juni haben Young Fathers ein Konzert in der Arena gegeben.
Am 29. Juni haben Young Fathers ein Konzert in der Arena gegeben. ©APA
Am 29. Juni gastierte das schottische Trio Young Fathers in der Wiener Arena. Bei ihrem Live-Auftritt wurden sie von einem Schlagzeuger begleitet.

“Mir ist egal, wie es dir geht, hier geht es um mich”, so sprach nur kurz nach dem Auftritt Graham “G” Hastings. “Wir haben das Recht, auf dieser Bühne zu stehen, wir haben es uns verdient”, betonte er im Gespräch mit der APA. Was bei anderen überheblich klingen mag, hat bei den Young Fathers einen Anflug von Genie und Wahnsinn. Sie sind schwer zu fassen, diese drei jungen Männer, die sich noch als Teenager in ihrer Heimat Edinburgh kennengelernt haben. Dass hier Freunde miteinander agieren, merkt man auch ob der Intensität, mit der über Begriffe wie Glaubwürdigkeit oder Kompromiss diskutiert wird.

“Rapper sind die Rockstars von heute”

“Wenn du ein Instrument wie Gitarre spielst, bist du in den Augen vieler sofort glaubwürdig”, unterstrich Alloysious Massaquio. “Rap bekommt das aber üblicherweise nicht, weil es kein traditionelles Instrument gibt. Aber wieso? Rapper sind doch die Rockstars von heute! Sie verkaufen die meisten Platten.” Was von seinem Kollegen sofort aufgegriffen wurde: “Wenn die heutige Generation erwachsen ist, wird sich da vieles verändert haben”, sagte Hastings. “Es ist doch absurd: Wenn du ein weißer Typ bist, Gitarre spielst und mit drei anderen von den Beatles inspirierte Musik machst, dann bist du verdammt unoriginell – bekommst aber trotzdem Glaubwürdigkeit zugesprochen.”

Kritik an der Band Young Fathers

Auf Nummer sicher zu gehen, das ist jedenfalls nicht der Weg der Young Fathers. Für ihr Debüt “Dead” wurde das Trio im Vorjahr mit dem renommierten Mercury Prize ausgezeichnet – und in Folge dafür kritisiert, dass man sich offenbar nicht genug darüber gefreut hat. Das nun erschienene “White Men Are Black Men Too” sorgte für einen kurzzeitigen Disput mit dem Plattenlabel, das den Titel problematisch fand. Durchgesetzt haben sich am Ende die Musiker. Das Brechen von Erwartungshaltungen scheint beinahe zum Sport zu werden für Hastings, Massaquio und Kayus Bankole. “Wir wollen einfach originell sein.”

Wie sich das anhört, erfuhr eine leider bei Weitem nicht gefüllte Arena gestern am frühen Abend: Während Tourmitglied Steven Morrison im Hintergrund den Rhythmus vorgab, rappte und sang sich das Trio durch sein bisheriges Schaffen. Harte, oft auch elektronisch verfremdete Beats trafen dabei auf atmosphärische Sounds und melodiöse Zwischenspurts. Young Fathers vereinen in bester Manier Kantigkeit und Eingängigkeit. Mit “Get Up” und “Shame” hat man zudem zwei astreine Hits im Ärmel. Und dennoch wirkte die Performance ungewohnt. Kaum direkte Interaktion, keine üblicherweise gern zelebrierte Anbiederung an das Publikum. Hier stand ganz die Musik im Vordergrund.

“Du kannst das Publikum nie abschätzen”

“Auf die Bühne zu gehen, hat immer den Anflug von Gefahr für uns”, erklärte Massaquio. “Du kannst das Publikum nie abschätzen. Manchmal bewegen sie sich nicht, weil sie einfach alles aufsagen. Bei uns passiert eben eine Menge. Du weißt nie, wie die Leute reagieren – und das ist gut so! Wir wollen uns Spontanität und Freiheit bewahren, wenn wir da rausgehen. Jeden Abend entdecke ich so einen anderen Teil meiner Persönlichkeit.” Denn letztlich stünden nicht die Fans, sondern die Musiker selbst im Mittelpunkt. “Sie schenken mir ihre Aufmerksamkeit, und das will ich ausnutzen”, so Hastings. “Ich will zeigen, wie ich mich fühle – ganz eigensinnig.”

Kompromisse auf dem Weg zum Erfolg

Die Gruppe ist sich aber sehr wohl im Klaren darüber, dass eine Musikkarriere auch Kompromisse bedeutet. “Wer das verleugnet, der lügt doch”, entfuhr es Hastings. “Am Ende hat man aber die Wahl, etwa welche Medien man bedient, welche Konzerte man spielt, welche Musik man macht.” Auch beim neuen Album, mit dem man stärker in Richtung Pop gehen wollte, lasse sich das ablesen. “Es wurden Kompromisse notwendig. Wir haben Ideen und Wörter im Überfluss”, resümierte Bankole. “Also haben wir bewusst einiges herausgeschnitten.”

Highlight in der Arena in Wien

Ihr Ziel ist den drei Sängern klar: “Wir wollen an Orte gelangen, wo noch niemand war. Wir sehen uns als Popgruppe, das war schon immer so. Alle anderen liegen falsch”, betonte Hastings. “Diese Musik ist unsere Vorstellung von Popmusik.” Dementsprechend wolle man auch in Mainstream-Kanälen stattfinden. “Was wir tun, soll etwas ändern. Soviel Selbstbewusstsein haben wir”, ergänzte Massaquio. “Und hoffentlich verdienen wir damit ein bisschen Geld”, legte er schmunzelnd nach. Hervorzustechen, das gelingt den Young Fathers jedenfalls bestens. Auch beim “Full Hit Of Summer”: Wo danach etwa das Duo Rhye, live zum Sextett angewachsen, seinen gleichermaßen durchdringenden wie reduzierten Neo-Soul fabrizierte und als Höhepunkt Dan Snaith alias Caribou mit seinen Mitstreitern die Grenzen zwischen Indie und elektronischer Musik verschwimmen ließ, wirkten die Schotten trotz dieses eklektischen Programms besonders. Oder wie es Hastings ausdrückte: “Zwischen den Stühlen zu sein, ist die beste Position überhaupt.” (APA)

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