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Wiener Wirte lassen Gäste für Leitungswasser bezahlen: Schadet das dem Image der Stadt?

Dass Wiener Wirte zum Teil jetzt schon ihre Gäste für Leitungswasser bezahlen lassen, kommt nicht gut an.
Dass Wiener Wirte zum Teil jetzt schon ihre Gäste für Leitungswasser bezahlen lassen, kommt nicht gut an. ©AP
Einige Gastronomen in Wien lassen ihre Gäste mittlerweile für Leitungswasser bezahlen. Das schädige nicht nur dem Image der Gastronomie, sondern gar dem der gesamten Stadt, meint Tourismusdirektor Norbert Kettner - selbst wenn dahinter eine Charity-Aktion steckt.
Mobile Trinkbrunnen in Wien

Mittlerweile berichten auch die Medien in Deutschland schon darüber, dass Wiener Gastronomen ihre Gäste für Leitungswasser bezahlen lassen und sind mit ihrer Wortwahl alles andere als zimperlich: In der Süddeutschen zeitung hieß es am Dienstag beispielsweise, dass es sich dabei um eine “hirnverbrannte Idee” handle.

Auch der Tourismusdirektor hält die Aktion für einen “gefährlichen Image-Killer”. Und zwar für die ganze Stadt: “Wien, das – zumindest bisher – nachweislich weltweit mit seiner Gastfreundschaft punktet, läuft dadurch Gefahr, einen empfindlichen Imageverlust zu erleiden. Als Tourismusdirektor lehne ich daher den Versuch einiger Gastronomen, unter dem Vorwand einer Charity-Aktion Serviceleistungen zu reduzieren, dezidiert ab. Damit setzt man den guten Ruf der Destination Wien aufs Spiel und verärgert Gäste, – ein guter Zweck heiligt nicht jedes Mittel.”

Bis zu zwei Euro verlangen Wiener Gastronomen für Leitungswasser

Durch die Einnahmen der Charity-Aktion “Wasserspende” will die NGO World Vision Geld für den Brunnen in Sierra Leone sammeln. Teilnehmende Gastronomen können ihren Gästen das bestellte Leitungswasser berrechnen und dabei bis zu zwei Euro verlangen. Nicht aber die ganze Summe wird gespendet, sondern einen Euro darf der Wirt als “Aufwandsentschädigung” behalten. Bisher beteiligen sich zehn Betriebe in Wien an der Aktion, darunter das Demmer Teehaus und das Café Hofburg.

Leitungswasser – ein Teil der Wiener Kaffeehaustradition

Kostenfrei serviertes Leitungswasser ist laut Kettner  “ein traditioneller Service in Wiens Gastronomie, und zwar”, wie er betont, “in Restaurants ebenso wie in Kaffeehäusern.” Gerade mit diesem Unterscheidungsmerkmale hebe man sich deutlich von anderen Tourismus-Hochbrugen ab.  Ausschließlich im Fall einer Bestellung von Wasser als einzigem Getränk sieht er eine Verrechnung als gerechtfertigt an. “Eine Gastronomie von internationalem Rang zeichnet sich auch durch den Verzicht auf kleinliche Gesten aus”, meint Kettner abschließend.

Das Glas Wasser zum Kaffe hatte früher übrigens einen anderen Verwendungsgrund und war gar nicht zum Trinken gedacht, denn es galt als unfein den Kaffeelöffel nach dem Umrühren noch einmal in den Mund zu stecken.

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