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Wiener Rotlichtprozess, Tag 7: "Versace" im Zeugenstand

Der Prozess gegen den Wiener Rotlicht-Prozess geht weiter.
Der Prozess gegen den Wiener Rotlicht-Prozess geht weiter. ©APA
Mit der Einvernahme eines in der Wiener Rotlicht-Szene als "Versace" bekannten 42-Jährigen ist am Mittwoch im Straflandesgericht der Prozess gegen den mutmaßlichen "Gürtel"-Boss Richard St. fortgesetzt worden. "Versace" hatte ursprünglich als Zuhälter seine Karriere begonnen.
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Inzwischen sei er als “kaufmännischer Angestellter” tätig, vertraute er dem Gericht an. Dazwischen liegt eine mehrjährige Freiheitsstrafe, weil er einem Promi-Anwalt, mit dessen Ehefrau er ein Pantscherl unterhielt, die Wohnung anzünden ließ.

Vor etlichen Jahren hatte “Versace” gegen Richard St. Anzeige wegen Nötigung erstattet. Er behauptete, er wäre von diesem zum Bezahlen von Schutzgeld gezwungen worden. Die Zahlungen bestätigte er jetzt auch als Zeuge unter Wahrheitspflicht. Dazu genötigt sei er allerdings nicht worden.

Rotlicht-Club guten Draht zu Chefinspektor

Zwischen Sommer 2005 und August 2006 habe er 700 Euro monatlich abgeliefert, wobei der mitangeklagte Dusko R. – Spitzname “Rocky” – diesbezüglich an ihn herangetreten sei. Er habe damals “am Strich in der Linzer Straße meine Frau und meine Freundin stehen g’habt”, schilderte “Versace”. Plötzlich habe es laufend Polizeikontrollen gegeben, weil der von Richard St. aufgebaute “Nokia-Club” einen besonders guten Draht zu einem Chefinspektor der Wiener Polizei hatte.

Man habe ihm ganz offensichtlich regelmäßig die Polizei geschickt, um ihn dazu zu bringen, dem “Nokia-Club” beizutreten: “Der Rocky hat g’sagt, wenn ich zu ihnen in die Familie komm’, hab i a Ruh’.” Er habe schließlich gezahlt, “weil i afach a Ruh’ haben wollt’.” Ihm sei dafür auch Beistand versprochen worden, sollte es Schwierigkeiten mit geschäftlichen Konkurrenten geben.

Richard St. führte “strenges Regiment”

“Dann bin i in Ungnade gefallen und verstoßen worden”, berichtete “Versace” weiter. Er habe nämlich Mädchen beschäftigt, die zuvor in Etablissements von Richard St. gearbeitet hatten. Bei ihm hätten es die jungen Frauen besser gehabt: “Auf der Straß’n können sie machen, was sie wollen.” St. habe dagegen ein viel strengeres Regiment geführt.

Natürlich habe St. die abgeworbenen Mädchen nicht goutiert: “Er hat mir den Langen Peter g’schickt, der mir ins G’sicht g’spuckt hat.”

Richard St. und seine fünf Mitangeklagten verfolgten “Versaces” Zeugenauftritt gut gelaunt und feixend. Sie machten deutlich, dass sie von seinen Angaben wenig bis gar nichts hielten. St. hatte im Rahmen seiner gerichtlichen Einvernahme “Versace” folgendermaßen charakterisiert: “Das war ein Angeber-Strizzi, der is’ mit einem halben Kilo Gold umadum g’rennt. Das war so ein Typ, wie wir ihn nicht wollten.”

Das Verfahren wird noch bis August laufen.

(APA)

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