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Wiener Nordost-Umfahrung: Umweltaktivisten und Anrainer laufen Sturm

Gegen die heutige Ankündigung der Asfinag, die Wiener Nordost-Umfahrung zur Umweltverträglichkeitsprüfung einzureichen, laufen Umwelt- und Anrainerinitiativen Sturm.

So kritisierte der Umweltsprecher der Wiener Grünen, Rüdiger Maresch: “Die Asfinag und die politisch Verantwortlichen agieren, als gäbe es keine Wirtschaftskrise.”

Das Projekt bedeute nämlich nicht nur ein ökologisches Desaster für den Nationalpark Donauauen, sondern sei auch wirtschaftlicher Humbug, da beim Tunnelbau die Beschäftigungseffekte gering seien. “Wir fordern, dass das sinnlose Projekt Lobauautobahn gestoppt wird und die dadurch freiwerdenden Geldmittel als zusätzliche Mittel für die Althaussanierung eingesetzt werden”, so Maresch.

Die Umweltschutzorganisation Global 2000 sah im Vorgang “einen Prüfstein für die Rechtsstaatlichkeit Österreichs”. “Wenn alle rechtlichen Anforderungen dabei wirklich erfüllt werden, dann darf die Lobauautobahn niemals einen positiven UVP-Bescheid erhalten”, beschied Global-Experte Heinz Högelsberger. Schließlich sei eine staatliche Firma zum effizienten Einsatz ihrer Mittel verpflichtet. Außerdem entfalle durch den Trend zur Reurbanisierung die Notwendigkeit für deren Bau. Global 2000 werde seine Parteienstellung im UVP-Verfahren jedenfalls dafür verwenden, zu versuchen, das Megaprojekt zu verhindern.

Die Umweltorganisation Virus kritisierte ebenfalls, dass in Zeiten der Wirtschaftskrise Milliarden in den Sand gesetzt würden – im wahrsten des Wortes, wenn man den Boden betrachte, in welchem der Tunnel errichtet werden soll, so Sprecher Wolfgang Rehm. Die Stadt müsse nun die Notbremse ziehen, da man ansonsten das raumplanerische Ziele der “kompakten Stadt” mit Füssen trete.

Auch Bürgerinitiativen meldeten sich am Donnerstag zu Wort. “Mit der Lobauautobahn werden in erster Linie Arbeitsplätze für Maschinen generiert, nicht für Menschen. Der Mensch, in erster Linie wir Anrainer, bleibt auf der Strecke”, befürchtete Margit Huber von der Bürgerinitiative Marchfeld/Groß-Enzersdorf. “Auch in einem Tunnel würden die Abgase nicht weniger”, konstatierte Kollegin Jutta Matysek von der Bürgerinitiative “Rettet die Lobau – Natur statt Beton”.

Die Realisierung der Wiener Nordost-Umfahrung, also der Abschnitt der Außenring-Schnellstraße (S1) zwischen Schwechat und Süßenbrunn, rückt freilich näher: Ende März will die Asfinag die Umweltverträglichkeitserklärung im Verkehrsministerium eingereicht haben. Damit stehen nun die Details des Projekts fest: Die erwarteten Nettokosten haben sich aufgrund gestiegener Baupreise um 100 Mio. auf 1,7 Mrd. Euro erhöht. Der Zeitrahmen für den Bau von 2011 bis 2018 soll aber halten, wenn alle Entscheide 2011 vorliegen.

Man sei nun in der sehr konkreten Projektphase, unterstrich Alexander Walcher, Geschäftsführer der “Asfinag Bau Management GmbH”, am Donnerstag in einer Pressekonferenz. Allein die Umweltverträglichkeitserklärung umfasse 6.500 Seiten. Dabei ist es zu kleineren Änderungen gegenüber dem bisher bekannten Planungsstand gekommen.

So wurde der genaue Trassenverlauf des Herzstücks der 19 Kilometer langen Nordost-Umfahrung, der Tunnel unter Donau und Lobau, leicht begradigt und im Norden um 600 Meter verlängert. Insgesamt wird sich dieser nun auf 8,2 Kilometern Länge erstrecken. Allein für den Tunnel sind 1,3 Mrd. der 1,7 Mrd. Euro Baukosten veranschlagt.

Die Errichtung des zweiröhrigen Bauwerks wird sieben Jahre dauern. Gebaut werden je zwei Fahrspuren und ein drei Meter breiter Pannenstreifen. Alle 250 Meter sind Querverbindungen geplant, alle 1.000 Meter werden sie befahrbar sein. Ausstiege in den Nationalpark Donauauen wird es nicht geben.

Läuft alles planmäßig für die Asfinag, wird das UVP-Verfahren im Frühjahr 2010 abgeschlossen, die weiteren Naturschutz- und Wasserrechtsverfahren bis 2011. Ende 2011 soll dann der Bau starten. Der Abschnitt zwischen Groß-Enzersdorf und Süßenbrunn soll dann bereits 2014 in Betrieb gehen, die Gesamtstrecke 2018. Auf der fertigen S1 wird man 100 km/h schnell fahren dürfen, im Tunnel jedoch maximal 80 km/h. Prognosen der Asfinag sehen für das Jahr 2025 ein Verkehrsaufkommen von 40.000 bis 60.000 Fahrzeugen pro Tag voraus.

 

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