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Wiener Gastronom wird Betrug und Erpressung in Millionenhöhe vorgeworfen

Der Wiener Gastronom muss sich vor dem Straflandesgericht verantworten.
Der Wiener Gastronom muss sich vor dem Straflandesgericht verantworten. ©APA (Sujet)
Am Dienstag musste sich ein finanziell ins Trudeln geratener Wiener Gastronom vor dem Wiener Straflandesgericht verantworten, weil ihm vorgeworfen wird, das Geld zur Begleichung seiner Schulden auf illegalem Weg beschafft zu haben. Dem 51-Jährigen wird u.a. Betrug und Erpressung in Millionenhöhe vorgeworfen. Das Urteil soll am Donnerstag gefällt werden.

Die Liste der Anklagepunkte erstreckt sich über 16 Seiten. Mit auf der Anklagebank saß die 45-jährige Ehefrau des Gastronomen, die in seinem Lokal teilweise als Geschäftsführerin agierte. Obwohl die Vorsitzende des Schöffengerichts, Stephanie Öner, aufgrund des Geständnisses des 51-Jährigen auf den Großteil der 19 Zeugen verzichtete, wird die Verhandlung am Mittwoch und Donnerstag fortgesetzt. Dann soll ein Urteil gesprochen werden.

Betrugsfall um den Wiener Gastronom

Der Beschuldigte führte als Gesellschafter bzw. als Geschäftsführer recht erfolgreich gemeinsam mit seiner Frau ungefähr zehn Jahren lang einen Nachtclub nahe der Wiener Innenstadt, als man sich entschloss, auch die Leitung einer Diskothek zu übernehmen. Als die Lokale jedoch ab 2012 ins finanzielle Trudeln gerieten, wurden laut Anklage Investoren gesucht, denen vorgegaukelt wurde, gute Einkünfte aus den Lokalen zu lukrieren. Als Sicherstellung wurde den Geldgebern Anteile an den Geschäften geboten, obwohl diese schon am Rande des Konkurses standen.

Obwohl sich die Schulden bereits anhäuften und die Sozialversicherungsbeiträge der Angestellten nicht mehr bezahlt werden konnten, wurden ein weiteres In-Lokal sowie die Beteiligung an einem bereits in die Schlagzeilen geratenen Bordell übernommen. An die 1,3 Millionen Euro seien insgesamt von den Geldgebern investiert worden, die ihr Vermögen größtenteils nie wieder sahen. Zudem soll der 51-Jährige Getränkebestellungen aufgegeben haben, mit dem Wissen, diese nicht zahlen zu können. Dabei handelte es sich oft um Beträge im fünfstelligen Bereich.

Wilde Geschäfte geprägt von Verzweiflung

Um das Geschäft ins Laufen zu bringen, hatte der Angeklagte ein Event geplant, bei dem der Rapper Sido hätte auftreten sollen. Dazu mietete er den Kursalon im Stadtpark zu einem Preis von über 26.000 Euro. Die Anzahlung von über 12.000 Euro überwies der 51-Jährige nie, vielmehr übermittelte er dem Kursalon ein E-Mail mit einer gefälschten Überweisungsbestätigung. Da das Event mit Sido nie zustande kam, blieb der Kursalon auf seiner Forderung sitzen.

Als ihm der Schuldenberg über den Kopf wuchs, verkaufte der Angeklagte einen zur Miete überlassenen Range Rover ins Ausland und erstattete Diebstahlsanzeige. Mit dem Erlös wollte er 5.000 Euro Schulden bei seinem Dealer begleichen. Als dieser noch Druck machte, schwärzte der 51-Jährige den Drogenhändler bei der Polizei an und behauptet, dass dieser sein Fahrzeug geraubt hätte. Der Dealer hatte deshalb sogar ein Strafverfahren am Hals.

Erpressungsversuch fehlgeschlagen

Nachdem der 51-Jährige sein ganzes Vermögen und seine Lokale verloren hatte – er und seine Frau gaben vor Richterin Öner Schulden von je einer Millione Euro an -, soll er seine Nachfolger damit erpresst haben, sie beim Finanzamt wegen Schwarzgeldzahlungen anzuzeigen. Diese erstatteten Anzeige, der 51-Jährige wurde festgenommen. Seit einem knappen Jahr sitzt er in U-Haft. “Am Anfang hab ich an die Projekte geglaubt, dann habe ich es in Kauf genommen, dass ich das Geld nicht mehr zurückzahlen kann”, räumte der Beschuldigte, der von Astrid Wagner vertreten wurde, ein.

Der 51-Jährige bekannte sich bis auf einen Anklagepunkt schuldig. Bei einem der Investoren habe es sich um einen Kredithai gehandelt, der wusste, dass der Gastronom in finanziellen Schwierigkeiten war. “Das ist kein unbeschriebenes Blatt”, meinte er. Der Geldverleiher, der dem Wirt 790.000 Euro überließ, habe zehn Prozent Zinsen verlangt. “Ich hab das gewusst, aber nirgends mehr Geld bekommen”, sagte der Angeklagte. “Er wusste von dem Druck, den ich hatte.”

Seine Ehefrau, die sich nicht schuldig bekannte, habe von all den Schwierigkeiten nichts gewusst. “Es tut mir leid, dass sie hier sitzt.” Um das Finanzielle habe sich ihr Ehemann gekümmert, schließlich sei er einmal Banker gewesen. “Ich hab da total vertraut”, meinte sie. Laut Staatsanwaltschaft entstand ein Schaden über 1,8 Millionen Euro.

(apa/red)

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