In vielen Fällen seien jene Menschen, die sich für einen nachträglichen Lehrabschluss entscheiden, sowieso schon länger in der jeweiligen Branche tätig, und hätten sich entsprechende Kenntnisse angeeignet, argumentierte Brauner. Sollte es im einen oder anderen Bereich trotzdem Defizite geben, genügt statt der Theorieprüfung auch ein Spezialkurs. Die praktische Prüfung muss aber weiterhin in jedem Fall abgelegt werden.
“Meine Chance – Ich kann das!” startet Probelauf
Das Modell, das gemeinsam mit den Sozialpartnern entwickelt und auf den klingenden Namen “Meine Chance – Ich kann das!” getauft wurde, startet einmal als Probelauf in drei Berufsfeldern: Koch/Köchin, Restaurantfachkraft und Bürokaufmann bzw. -frau. Ab Mai richtet sich das Angebot an Arbeitslose, die sich beim AMS melden können. Im September werden auch Beschäftigte inkludiert, für sie dient der WAFF (Wiener ArbeitnehmerInnenförderungsfonds) als Anlaufstelle. Als Grundvoraussetzungen gelten ein Alter von mehr als 22 Jahren und eine mindestens eineinhalbjährige Erfahrung im entsprechenden Beruf. Sollte die Sache erfolgreich sein, plant man eine Ausweitung auf andere Lehrberufe, kündigte Brauner an.
AK-Präsident Kaske froh über die neue Lehrabschluss-Regelung
Arbeiterkammerpräsident Rudolf Kaske freute sich über die nunmehrige “Anerkennung informell erworbener Kompetenzen”. Der Schritt von der Hilfs- zur Fachkraft schlage sich außerdem im Gehalt nieder. Derzeit haben laut AK-Chef bis knapp ein Viertel aller Wiener im erwerbsfähigen Alter höchstens einen Pflichtschulabschluss. Dazu kommt, dass rund die Hälfte aller Arbeitslosen der Bundeshauptstadt höchstens Pflichtschulabschluss habe, ergänzte Brauner.
Angst vor Niveausenkung bei Erleichterung des Lehrabschluss-Nachholens
Wiens Wirtschaftskammerpräsident Walter Ruck bezeichnete die betriebliche Lehre als eine der wichtigsten und erfolgreichsten Ausbildungssäulen. Die heute präsentierte Initiative dürfe das Niveau der Lehrabschlüsse allerdings nicht senken, mahnte er.
(apa/red)