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Wann frisst dieser Tiger die Familie Putz?

©Foto: Airwolfhound (CC BY-SA 2.0)
Gastkommentar der Gebrüder Moped: Der Tiergarten Schönbrunn hat Fotos seiner schnuckeligen Zwergziegen auf Facebook gepostet, um mit dem rührenden Anblick der Tiere dem abgelutschten Cat-Content in den sozialen Medien ordentlich Konkurrenz zu bereiten.

Die putzigen Ziegen verstanden es stehenden Hufes, die Herzen der Wienerinnen und Wiener zu berühren. Und dann? Job done. Ab zu den Großkatzen! So schnell konnte man die Bildchen im Netz gar nicht liken, wurden die Streicheltiere zu Futtertieren. Mampf!

Lecker Kinder aus der Werbung

Dabei ist dieser Vorgang in der Branche Gang und Gebe. Nach erfolgtem Einsatz im Werbegeschäft werden die kleinen Lieben nun mal verfüttert. Simple Auskostung des Zweitverwertungsrechts an einer marketingtechnisch ausgelutschten Leckerei. So ist das Leben – also: war es. Oder was glauben Sie, ist mit dem herzigen Buben aus der Werbung für Kinder-Schokolade passiert? Auch der Meinl-Mohr hatte rasch seine Schuldigkeit getan und wurde sodann in ein Hemd gesteckt. Hat den jemals jemand wieder gesehen? Es stellt sich doch viel mehr die Frage: Wie lange wird die Großkatzenwelt noch den Einsatz der Familie Putz dulden?

Ziegen bringen Knistern ins Leben

Und die Tiger, Jaguare und Löwen selbst, denen die besagten Zwergziegen serviert wurden, können die Aufregung rund um das verfütterte Kleintier erst recht nicht verstehen. Derart dörres Gehuf geht doch beim König der Tiere maximal als Knabberei durch. Ein kleiner Snack für zwischendurch oder das Amuse-Gueule nach der höfischen Schlachtplatte beim Chillen zur abendlichen Zoowärters-Schnulze. Da krault der ermüdete Tigersmann seine gestreifte Gattin am Fell und greift mit der anderen Pfote zum salzigen Ziegengebäck. So kennt der Tiger von Welt den gepflegten Gruß aus der Zwergtier-Küche.

Bleiben Sie dran!

In vielen anderen Ländern gilt eine derartige Vorgehensweise mit Kleinvieh als das Normalste der Welt: Zootiere werden gelegentlich vernascht. Nach der Werbung. Im deutschen Privatfernsehen zählt man schon lange auf dieses Prinzip und nennt es publikumsfreundlich Dschungelcamp.

Damit ich dich besser fressen kann

Wir aber haben es hier mit dem echten Leben zu tun. Das ist Zicken-Krieg im Wortsinn und fordert die Eltern pädagogisch. Reality bites: Ja, liebe Buben und Mädchen, es stimmt, was in den Märchen geschrieben steht. Wilde Tiere fressen tatsächlich kleine Geißlein. Einziger Haken: Jetzt haben viele Kinder Angst um ihre Großmutter.

 

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