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Vor zehn Jahren erhängte sich Jack Unterweger

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Der „Häf’npoet“ wurde kurz vor seinem Selbstmord wegen neunfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt - seine Bücher werden noch heute gekauft

Vor zehn Jahren – am 29. Juni 1994 um 3.00 Uhr – nahm sich Jack Unterweger in seiner Zelle im Landesgerichtlichen Gefangenenhaus in Graz das Leben. Wenige Stunden zuvor hatte ihn ein Schwurgericht wegen neunfachen Prostituiertenmordes zum zweiten Mal zu lebenslanger Haft verurteilt. Bereits 1974 hatte der damals 24-Jährige die Höchststrafe ausgefasst, nachdem er eine 18 Jahre alte Deutsche mit ihrem BH erdrosselt hatte.

Im Gefängnis Biografie geschrieben

Im Gefängnis legte der uneheliche Sohn eines US-Soldaten und einer Wiener Prostituierten dann den Grundstein für eine erstaunliche literarische Karriere. Er brachte seine Autobiografie „Fegefeuer oder die Reise ins Zuchthaus“ zu Papier, in der er sich mit seiner Kindheit und seiner Laufbahn als Verbrecher auseinander setzte.

Das Buch wurde ein sensationeller Erfolg, Unterweger avancierte zum umjubelten „Häf’npoeten“ und Liebling der Wiener Schicki-Micki-Szene. Nach 16 Jahren wurde er vorzeitig bedingt aus dem Gefängnis entlassen. Unterweger galt als Paradebeispiel eines resozialisierten Schwerverbrechers.

Weitere Leichen entdeckt

Doch nur sechs Monate später – im Oktober 1990 – verschwand eine Wiener Prostituierte. Spaziergänger entdeckten die Leiche der mit ihrem BH erdrosselten Frau in einem Waldstück. Im Folgejahr wurden in Wien, Bregenz und Graz sechs weitere tote Frauen aufgefunden. Allesamt waren mit ihrer Unterwäsche erdrosselt worden.

Der Verdacht fiel allmählich auf den als rehabilitiert geltenden Unterweger, der in den fraglichen Zeiten in der Nähe der Tatorte teilweise Lesungen abgehalten hatte. Auch Morde in Los Angeles und in Tschechien wurden ihm zugeschrieben. Unterweger floh schließlich mit einer 18-jährigen Freundin nach Miami, wurde im Februar 1992 aber verhaftet und ausgeliefert.

Narzisstisch-histrionische Persönlichkeitsstörung

Beim Prozess sah er sich dann mit einer erdrückenden Beweislage, vor allem einem belastenden DNA-Gutachten, konfrontiert. In neun von elf angeklagten Fällen wurde Unterweger, dem der Gerichtspsychiater Reinhard Haller eine narzisstisch-histrionische Persönlichkeitsstörung bescheinigte, nach einem zweimonatigen Prozess schließlich schuldig gesprochen.

Nachdem man ihn nach der Urteilsverkündung zurück in seine Zelle gebracht hatte, erhängte sich Unterweger dort mit dem Bund aus seiner Jogginghose. Bis zuletzt hatte er beteuert: „Ich war nicht der Täter, ich bin nicht der Täter, ich habe mit keinem der Morde etwas zu tun.“

Bücher werden noch immer gekauft

Seine Bücher erfreuen sich nach wie vor einer gewissen Beliebtheit. Ein Wiener Antiquariat hat etwa um 280 Euro einen mit einer persönlichen Widmung versehenen Band im Angebot. Im Internet findet sich der Name Unterweger vor allem in Foren, die sich mit Serienkillern beschäftigen.

Redaktion: Birgit Stadtthaler

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