Diese umfangreiche Filmschau, die gemeinsam mit dem Filmmuseum veranstaltet wird, werde “das Publikum teilen wie Moses das Rote Meer”, zitierte Direktor des Wiener Filmfestivals, Hans Hurch die mittlerweile verstorbene Kritikerin Frieda Grafe, die sich zeitlebens eine solche Retrospektive gewünscht habe. “Für die einen ist das Schwachsinn, für die anderen pures Kino”, so Hurch, “aber Jerry Lewis war definitiv viel mehr als ein Grimassenschneider und Clown”. Der 87-jährige US-Komiker, dem die Reise nach Wien zu anstrengend ist, wird mit mehr als 30 Filmen, einer sechsteiligen Dokumentation sowie zehn Ausschnitten einer TV-Comedy-Reihe gewürdigt.
Spezialprogramm auf der Viennale
Das Serielle des Fernsehens, das in den vergangenen Jahren einen Boom erlebte, hat ursprünglich auch die Anfänge des Kinos geprägt. Ein Spezialprogramm der Viennale 2013 widmet sich daher der rund siebenstündigen Serie “Tih-Minh” (1918) von Louis Feuillade sowie Jacques Rivettes über zwölfstündigem “Out 1: Noli Me Tangere” (1970/90). Ebenfalls ein mehrstündiges Ereignis und “einen wichtigen Moment des Festivals” stellt für Hurch Claude Lanzmanns “Der Letzte der Ungerechten” dar, das österreichisch koproduzierte Porträt des Wiener Rabbiners Benjamin Murmelstein. “Alle Höhepunkte sind heuer sehr lang.”
Mitternachtskino mit asiatischem Genrekino
Weitere Specials machen das Werk des spanischen Filmemachers Gonzalo Garcia Pelayo erfahrbar, der sich auch als Abenteurer und Zocker einen Namen machte und u.a. das Wiener Casino in den 80er Jahren um ein paar Millionen Schilling erleichert haben soll, sowie die Arbeit des “Sensory Ethnography Lab” von Harvard, in dem seit Jahren eigenwillige Langzeitdokus wie der einstige Viennale-Hit “Leviathan” entstehen. Zu guter Letzt ist auch eine Mitternachtsreihe mit asiatischem Genrekino in 3D geplant, und eine kleine Personale wirft auch einen Blick auf das Ausnahmekönnen des jungen Österreichers Johann Lurf.
Österreichische Produktionen auf der Viennale 2013
Auch im regulären Programm befinden sich mit Götz Spielmanns neuem Film “Oktober November” – passenderweise auch die Viennale-Monate, wie Hurch anmerkte – und Gustav Deutschs “Shirley – Visions of Reality” bereits zwei fixierte österreichische Produktionen. Für Hurch heuer auffallend ist ein starkes deutsches Kino (“das war in letzten Jahren nicht immer so”) mit Filmen von u.a. Harun Farocki und Klaus Lemke sowie ein wieder erstarktes US-Independentkino mit Filmen von Andrew Bujalski und David Gordon Green. Jüngst entdeckt wurden zudem die neuen Filme der US-Stars Woody Allen und Frederick Wiseman.
Den diesjährigen Stargast wollte Hurch zwei Monate vor dem Festival noch nicht verraten. Als Sujet ziert das grünlich eingefärbte Plakat ein 160 Jahre alter Lichtabdruck von William Henry Fox Talbot.
(APA)