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Vienna Humanities Festival mit dem Motto "Macht und Ohnmacht" von 27. bis 30. September

Das Festival findet von 27. bis 30. September statt.
Das Festival findet von 27. bis 30. September statt. ©APA/HERBERT PFARRHOFER
"Macht und Ohnmacht" liegt im Fokus des dritten Vienna Humanities Festivals, das von 27. bis 30. September stattfindet. Eröffnet wird das Festival am 27. September um 19 Uhr mit einer "Wiener Vorlesung" von US-Historiker Timothy Snyder im Festsaal des Rathauses.

2016 versuchte Wien Museum-Chef Matti Bunzl erstmals, das in Chicago seit drei Jahrzehnten erfolgreiche Format nach Wien zu transferieren. “Ich glaube, eigentlich läuft das ganz gut”, zeigte sich Bunzl bei der heutigen Programm-Präsentation mit den ersten beiden Auflagen zufrieden. Die 4.000 Besucher des vergangenen Jahres wolle man “natürlich weiter überbieten”. Der Versuch, den Austausch mit führenden Köpfen aus Wissenschaft, Kunst und Kultur zu einem mehrtägigen “urbanen Salon” zu strukturieren, bezieht mehrere Institutionen am Karlsplatz mit ein, neben Wien Museum, TU, ORF-RadioKulturhaus und der Evangelischen Schule ist erstmals auch das Stadtkino dabei. Die Wien-Premiere vonRuth Beckermanns Film “Waldheims Walzer” im Rahmen des Festivals wird allerdings im Gartenbaukino stattfinden.

Von den rund 40 Veranstaltungen wird rund die Hälfte auf Englisch abgehalten. Man wolle das Bewusstsein dafür schärfen, dass Wien eine besonders vielsprachige, internationale Stadt geworden sei, sagte Dessislava Gavrilova von Time to Talk, einem europaweiten Netzwerk und Debattenzentrum von über 20 Kulturveranstaltern und Initiativen. Die Vorträge werden wie die anschließenden Podiumsgespräche und das Q&A mit dem Publikum nicht live gestreamt, aber aufgenommen und später auf Youtube abrufbar sein.

Das Motto “Macht & Ohnmacht” wolle man “in großer thematischer Breite besprechen”, sagte IWM-Rektorin Shalini Randeria. Im Zentrum stünden die Krise der Demokratie, das Erstarken fundamentalistischer Kräfte und die gemeinsame Suche nach Auswegen. Ehemalige Spitzenpolitiker wie Franz Fischler, Ulrike Lunacek und Matthias Strolz sollen über Macht und Ohnmacht von Politikern sprechen (“sie sind alle a.D., sie dürfen also offen reden”). “Mit Ruth Wodak wollen wir über die Macht der Sprache reden, mit Chantal Mouffe über den Linkspopulismus. Wir wollen Macht und Ohnmacht der Frauen reden und darüber, was von der #metoo-Kampagne übrig geblieben ist. Wir werden mit Andreas Treichl über die Macht des Geldes und der Finanzwirtschaft sprechen und freuen uns, dass er erklärt, warum die beschränkt gehört.”

Vienna Humanities Festival im Wiener Rathaus

Der ehemalige rumänische Ministerpräsident Mihai-Razvan Ungureanu soll die “Macht der Diplomaten und die Ohnmacht der Spione” behandeln, “und wir wollen natürlich über Trump und die Außenpolitik der USA reden”, sagte Randeria. Mit den in Wien-Ottakring aufgewachsenen Hip Hoppern Esra und Enes Özmen (EsRAP) geht es ebenso über Kunst und Widerstand wie mit der Kuratorin Marina Davydova, die sich mit dem Fall des unter Hausarrest stehenden russischen Regisseurs Kirill Serebrennikov beschäftigt.

Eröffnet wird das Festival vom renommierten Historiker Timothy Snyder, von Bunzl als “der heute wichtigste öffentliche Intellektuelle” präsentiert. Sein neues Buch “Der Weg in die Unfreiheit: Russland – Europa – Amerika” wird kurz vor Festivalbeginn bei C.H.Beck auf Deutsch erscheinen. Snyder, der am IWM in Wien forscht, beschreibt darin den Aufstieg der neuen “rechten Internationalen” und zeigt, wie sehr die Grundfesten unserer Demokratie in Gefahr sind. “Ich werde in meiner Vorlesung das Konzept der Verantwortung behandeln”, sagte Snyder und bekannte schmunzelnd: “Wenn ich das dichte Festival-Programm, das meine Kollegen vorbereiten, sehe, kann ich im Hinblick auf die kommenden Sommerwochen nur sagen: Es ist so gut, dass ich dabei für nichts verantwortlich bin…”

Er habe soeben eine Einführung zu Vaclav Havels 1978 erschienenen Essay “Die Macht der Ohnmächtigen” fertiggestellt, der genau zum Zeitpunkt des Festivalserstmals auf Englisch herauskommen werde, sagte Snyder. Die dort gestellte Grundfrage “Was können wir tun?” sei heute aktueller denn je. “Die Lage ist zwar sehr schwierig, aber eigentlich ist es ein unglaublich spannender Moment, in dem wir leben.”

APA/red

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