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Verkehrspolitik über Salzburgs Grenzen hinaus

Franz Hiesl und Hans Mayr planen grenzübergreifend.
Franz Hiesl und Hans Mayr planen grenzübergreifend. ©LMZ/Neumayr
"Unsere Zielsetzung ist eine gemeinsame akkordierte Verkehrspolitik über die Ländergrenzen hinaus", fassten die Straßenbaureferenten von Salzburg und Oberösterreich Landesrat Hans Mayr und Landeshauptmann-Stv. Franz Hiesl das Ergebnis des politischen Koordinationstreffens am Dienstag zusammen.
Die kommenden Projekte

Zur Abstimmung von verkehrspolitischen Fragen im Grenzgebiet zwischen Oberösterreich und Salzburg haben bereits Fachleute beider Bundesländer Vorschläge ausgearbeitet. Bei dem Treffen der zuständigen Landesräte wurde nun der politische Schulterschluss vollzogen. Ziel ist es, den Transitverkehr weiterhin über das hochrangige Straßennetz über die Autobahnen abzuwickeln, um die Bevölkerung zu entlasten, die Verkehrssicherheit zu erhöhen und den regionalen, länderübergreifenden Wirtschaftsstandort zu stärken.

Verkehrspolitik hört nicht an der Landesgrenze auf

Die Region zwischen der Salzach, dem Inn und den Salzkammergutseen hat sich in den vergangenen Jahren wirtschaftlich dynamisch entwickelt. Im gleichen Tempo stieg die Einwohnerzahl, sodass mittlerweile in den Bezirken Flachgau, Braunau und Vöcklabruck in Summe 375.000 Einwohner leben, arbeiten und einkaufen. So fahren beispielsweise die Vöcklabrucker nach Salzburg einkaufen und die Flachgauer nach Braunau zur Arbeit. Deshalb ist es wichtig, die Verkehrsentwicklung über die Bundesländer-Grenzen hinweg zu beobachten und die Ausbaumaßnahmen abzustimmen. “So wie der Verkehr nicht an der Landesgrenze halt macht, hört die Verkehrspolitik auch nicht an der Landesgrenze auf”, so Landehauptmann-Stellvertreter Hiesl und Landesrat Mayr übereinstimmend.

Landesrat Mayr vermittelte eine – aus seiner Sicht – wichtige Botschaft: “Auch wenn das Land Oberösterreich im nächsten Jahrzehnt wichtige Bauvorhaben umsetzen will, durch die geplanten Maßnahmen sind auf Salzburger Gebiet keine weitreichenden Verkehrsbelastungen zu erwarten.”

Verkehrsleitlinien für Salzburg und Oberösterreich

Beide Straßenbaureferenten einigten sich in dem ersten politischen Koordinationstreffen über zentrale Zielvorgaben. Diese gemeinsamen Leitlinien gelten vor allem für die grenzüberschreitenden Verkehrsprojekte:

  • Verkehrsprojekte im Bezirk Braunau sind zwischen Salzburg und Oberösterreich abgestimmt.
  • Der Transitverkehr ist über das höchstrangige Straßennetz, nämlich über die Autobahnen, abzuwickeln.
  • Vordergründiges Ziel ist es, die Bevölkerung zu entlasten, die Verkehrssicherheit zu erhöhen und den regionalen, länderübergreifenden Wirtschaftsstandort zu stärken.
  • Zwischen Oberösterreich und dem Salzburger Zentralraum bilden die B1 Wiener Straße in Verbindung mit der B147 Braunauer Straße und die B156 Lamprechtshausener Straße die wichtigsten Straßenverkehrs-Korridore und somit den Schwerpunkt der Verkehrsplanung des Landes Salzburg. Die dritte Achse mit geringerer Belastung und Bedeutung bildet die L101 / L505 Mattseer Landesstraße.
  • Im Grenzbereich zu Oberösterreich liegt an der Lamprechtshausener Straße und an der Wiener Straße die mittlere Verkehrsstärke an jeder dieser zwei wichtigen Achsen im Bereich von 11.000 und 15.000 Kraftfahrzeugen täglich, bei der L101 beträgt dieser Wert zirka 6.000. Mit der Nähe zur Stadt Salzburg erhöhen sich diese Werte. Hier werden Verkehrsstärken von bis zu 30.000 Fahrzeugen täglich an der B1 bzw. B156 gemessen. Die L101 im Bereich Elixhausen liegt bei rund 14.000 Fahrzeugen. Die Gesamtverkehrsmenge ist an diesen Achsen in den vergangenen zehn Jahren nur leicht gestiegen. Dies gilt auch für den Güterverkehr. Ausnahme bilden Abschnitte der Mattseer Landesstraße. Der Anstieg wird wesentlich auf lokale Wirtschaftsentwicklungen zurückgeführt. Im übergeordneten Straßennetz wird allerdings keine Forcierung der Bedeutung der Mattseer Landesstraße angestrebt.

Auf der oberösterreichischen Seite betreffen diese Leitlinien insgesamt sechs Baumaßnahmen, die hauptsächlich Umfahrungen, Verkehrssicherheitsmaßnahmen wie Querungshilfen und Brückenerrichtungen umfassen:

  • B147 Braunauer Straße: Entlastung der an der B147 gelegenen Ortszentren durch die Errichtung von Ortsumfahrungen.
  • B156 Lamprechtshausener Straße: Durch punktuelle Baumaßnahmen wie Querungshilfen und Linksabbiegestreifen soll die Verkehrssicherheit erhöht werden. Es sind keine weiteren Ausbaumaßnahmen vorgesehen.
  • L505 Mattseer Straße: Mit der Spange Jeging wird die Mattseer Straße mit der Umfahrung Mattighofen-Munderfing verbunden. Darüber hinaus sind keine weiteren Ausbaumaßnahmen Richtung Salzburg vorgesehen.
  • Neue Salzachbrücke: Mit der Neuerrichtung der Salzachbrücke in Oberösterreich als Instandsetzungsmaßnahme soll die örtliche Verbindungsfunktion verbessert werden. Eine West-Ost-Ausbaumaßnahme ist nicht vorgesehen.
  • Umfahrung Mattighofen-Munderfing: Die Umfahrung Mattighofen wird zweistreifig und somit mit der gleichen Kapazität errichtet wie die bereits bestehende B147. Damit sind die Befürchtungen wegen eines Ausbaus als neue Transitstrecke unbegründet.
  • Auswirkungen der A94 in Bayern auf das Mattigtal: Eine maßgebliche Beeinflussung des Mattigtales in Verbindung mit dem Ausbau der A94 ist nicht zu erwarten. Da es sich bei der Strecke München-Pocking einerseits um eine Ost-West-Verbindung handelt und andererseits als schnellere Verbindung von der A94 Richtung Salzburg entlang der B20 auf bayerischer Seite geführt wird. Die Befürchtungen der Bevölkerung werden jedoch ernst genommen, weshalb auch mit Bayern bei der Erstellung des Bundesverkehrswegeplanes in Deutschland eine Abstimmung der verkehrlichen Zielsetzungen erfolgen wird.

Großprojekt Umfahrung Straßwalchen

Nach rund zweieinhalb Jahren Bauzeit wurde vergangene Woche die 2,5 km lange Umfahrung von Straßwalchen für den Verkehr freigegeben. Die Gesamtkosten betrugen rund 50 Millionen Euro. Die Umfahrung umfasst zwei Unterflurtrassen mit 270 bzw. 690 Metern Länge sowie drei Querungen von Gleisanlagen. Es wurden drei Brücken (B147 Braunauer Straße, Wegbrücke Köstendorfer Straße, Rad-/Gehwegunterführung B1) sowie 120 Meter lange Portalstützmauern im Anschluss an das Nordportal der Unterflurtrasse errichtet. Verkehrsprognosedaten gehen davon aus, dass das Ortszentrum um 40 Prozent entlastet wird.

Bereits 1990 wurde im Auftrag der Marktgemeinde Straßwalchen mit den Planungen für eine Umfahrung begonnen. 1996 wurde in der Gemeindevertretungssitzung eine nordwestliche Umfahrung des Marktes Straßwalchen beschlossen. 1998 nahm die Landesbaudirektion Planungen zur Trassenfindung auf. Aufgrund der Verkehrsbedeutung wurde beschlossen, die “Westspange” von der B1 südlich von Straßwalchen und in weiterer Folge am westlichen Ortsrand zur B147 zuerst zu realisieren. Die Weiterführung von der B147 Richtung Norden zur B1 (Nordspange) bzw. von der B1 Richtung Osten zur B154 (Südspange) kann zu einem späteren Zeitpunkt umgesetzt werden.

Umfahrung Mattighofen-Munderfing

Zurzeit verläuft der gesamte Durchzugsverkehr durch das Ortszentrum von Mattighofen. Aufgrund der unzureichenden Straßenverhältnisse kommt es durch die hohe Verkehrsbelastung immer wieder zu Verkehrsbehinderungen, Staus und Unfällen. Deshalb ist die Errichtung einer zirka 7,7 km langen Umfahrung vorgesehen. Es ist beabsichtigt, den Bau in drei Bauabschnitten durchzuführen. Ziel der Umfahrung Mattighofen-Munderfing ist einerseits die Entlastung des Ortskernes (Stadtplatz) vom Durchzugsverkehr und andererseits die Schaffung direkter Zufahrtsmöglichkeiten zu den Industriestandorten. 35 Prozent des derzeitigen Verkehrsaufkommens könnten auf die Umfahrung verlagert werden, in Munderfing liegt das Verlagerungspotenzial mit zirka 70 Prozent wesentlich höher.

Als nächster Schritt ist vorgesehen, für den ersten Bauabschnitt (Umfahrung Munderfing) im ersten Halbjahr 2014 die notwendigen Bewilligungen einzuholen.

Neben dem Straßenverkehr muss aber auch die Verbesserung im Bereich des öffentlichen Verkehrs genannt werden. Einen besonderen Schwerpunkt auf beiden Achsen bildet hier die Schiene. Sowohl Investitionen bei der Salzburger Lokalbahn und deren Ausbau bis Oberösterreich als auch die Verbesserungen für den NAVIS-Nordast bis zur geplanten Elektrifizierung der Strecke Steindorf bis Friedburg (Mattigtalbahn) stellen entscheidende Weichen für eine weitere Entwicklung der Verbindungen zwischen Oberösterreich und Salzburg, erklärten Hiesl und Mayr übereinstimmend.

Abschließend betonten Landesrat Mayr und Landeshauptmann-Stellvertreter Hiesl erneut, dass die Straßenbauprojekte in den betroffenen Bezirken zwischen Salzburg und Oberösterreich nun abgestimmt seien. “Eine gut ausgebaute Infrastruktur ist ein Erfolgsfaktor für eine gute wirtschaftliche Entwicklung und schafft schlussendlich zahlreiche Arbeitsplätze”, hielten beide Straßenbaureferenten abschließend fest.

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