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Überwachter Heroin-Konsum wird in Wien nicht grundsätzlich abgelehnt

Derzeit wird überwachter Heroin-Konsum in Wien nicht als Therapie eingesetzt, grundsätzlich ausgeschlossen wird er aber nicht.
Derzeit wird überwachter Heroin-Konsum in Wien nicht als Therapie eingesetzt, grundsätzlich ausgeschlossen wird er aber nicht. ©APA
Derzeit befinden sich um die 7.000 Patienten in Drogensubsitutionsprogrammen in Wien, die Zahl der Opiat-Abhängigen wird auf etwa 10.000 geschätzt. Überwachter Heroin-Konsum als Therapieform wird derzeit nicht eingesetzt, aber auch nicht grundsätzlich ausgeschlossen.

Laut einer Studie der EU-Drogenbeobachtungsstelle in Lissabon dürfte der überwachte Konsum von “medizinischem Heroin” für eine kleine Gruppe von Abhängigen positive Auswirkungen haben. In Wien denkt man derzeit nicht über die Einführung einer derartigen Therapieform nach. “Wir befinden uns in keiner besonderen Drucksituation”, versicherte Drogenkoordinator Michael Dressel am Donnerstagnachmittag auf APA-Anfrage. Grundsätzlich stehe man der intravenösen Verabreichung von Heroin im Rahmen einer speziellen Substitutionstherapie aber nicht ablehnend gegenüber.

Für eine kleine Gruppe eigne sich die überwachte Heroin-Konsum

Es gebe gewisse Betroffene, die nicht von der Nadel wegzubringen seien, so Dressel. Deshalb werde man das Thema auch “weiter im Auge behalten”. Allerdings sei eine derartige Ersatztherapie extrem kostenaufwendig, die dafür infrage kommende Gruppe sei gleichzeitig äußerst klein. Dressel schätzt die Zahl auf rund 200 Personen: “Wir haben das in unserer Prioritätenliste zurückgestuft.” Zum Vergleich: Derzeit befinden etwas mehr als 7.000 Personen in Wien in Substitution. Wie viele Opiat-Abhängige die Bundeshauptstadt zählt, dafür gibt es keine genauen Zahlen. Die Drogenkoordination geht von 10.000 bis 12.000 Personen aus. In Österreich ist die Zahl der Patienten in Drogensubstitution von 4.604 im Jahr 2001 auf 14.962 im Jahr 2010 angestiegen.

Substitutionsmittel als Standardtherapie erster Wahl

“Die Verschreibung von Substitutionsmitteln (z. B. Methadon oder Buprenorphin, in Österreich auch lang wirksame Morphine zum Schlucken) hat sich zu einer Standardtherapie erster Wahl bei Opioidabhängigkeit entwickelt, wobei rund 700.000 der 1,3 Millionen problematischen Opioidkonsumenten in Europa heute eine Substitutionsbehandlung erhalten”, heißt es in dem mehr als 170 Seiten umfassenden Bericht.

Man nimmt an, dass in Wien bereits mehr als die Hälfte der in Frage kommenden Patienten diese Behandlung erhalten. Die Verschreibung von Drogensubstitutionsmedikamenten ist in Österreich streng geregelt. Die behandelnden Ärzte benötigen eine entsprechende Ausbildung. Die Abhängigen erhalten prinzipiell die verordnete Tagesdosis in einer Apotheke. Es gibt darüber hinaus klare Mitgaberegelungen für die Patienten. Die Substitutionsbehandlung bringt die Drogenabhängigen weg vom illegalen Markt, verhindert die gesundheitlichen Risiken und stabilisiert auch die soziale Situation der Betroffenen.

Nicht immer ist Substitutionsbehandlung erfolgreich

Nicht immer ist das Angebot aber erfolgreich. Die EBDD: “Doch eine kleine Minderheit der Langzeit- Opioidkonsumenten spricht wiederholt nicht auf Behandlungen dieser Art an.” Deshalb wurden immer wieder Möglichkeiten erprobt, Heroinabhängigen “medizinisch” dieses Suchtmittel zum Injizieren zur Verfügung zu stellen bzw. eine überwachte Anwendung zu ermöglichen. Das führte aber – von ersten Versuchen in der Schweiz in den 1990er-Jahren (Zürich) an – oft zu heftigen politischen Kontroversen.

“Die neue heroingestützte Behandlung ist ein Thema, das sehr viel Aufmerksamkeit erregt, aber auch Kontroversen und häufig auch Verwirrung ausgelöst hat”, erklärte der Direktor der EBDD, Wolfgang Götz. Man habe daher die bisherigen Erfahrungen im Rahmen von wissenschaftlichen Studien etc. erstmals umfassend analysiert.
(Red./ APA)

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