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Traiskirchen-Asylwerber starb an ansteckender Gehirnhautentzündung

Ein Bewohner des Zentrums in Traiskirchen verstarb
Ein Bewohner des Zentrums in Traiskirchen verstarb ©APA
An ansteckender Gehirnhautentzündung ist Asylwerber des Erstaufnahmezentrums Traiskirchen gestorben. Bei dem Mann handelt es sich um einen 24-Jährigen aus Somalia. Nun bekommen sämtliche Bewohner in dem Zentrum Antibiotika.
Ein Lokalaugenschein
Aufnahmestopp in Traiskirchen
Erstaufnahmelager Traiskirchen

Ein Bericht über den Tod des Asylwerbers in der “Zeit im Bild” um 13.00 Uhr wurde vom Gesundheitsministerium bestätigt.

Mit Meningitis in Spital in Baden

Der Asylwerber war Ende Juni nach Österreich gekommen und vor zwei Tagen ins Landesklinikum Baden eingeliefert worden. Von dort wurde er in ein Krankenhaus nach Wien überstellt, wo er heute, Donnerstag, gestorben ist. Dem Vernehmen nach dürfte der Mann nicht nur an bakterieller Meningitis gelitten haben, sondern auch HIV-positiv gewesen sein.

Antibiotika für Asylwerber

Das Innenministerium hat in der Causa bereits Kontakt mit dem Gesundheitsministerium aufgenommen. Da die Krankheit ansteckend ist, bekommen nun alle Asylwerber in dem Erstaufnahmezentrum eine Prophylaxe in Form von Antibiotika.

Die Medikamente werden im Laufe des Donnerstagnachmittags nach Traiskirchen geliefert, teilte das Gesundheitsressort mit. Bis dahin dürfen die Asylwerber das Erstaufnahmezentrum nicht verlassen. Sobald sie die Medikamente eingenommen haben, bestehe aber aus medizinischer Sicht keine Ansteckungsgefahr mehr.

 Tabletten für alle Bewohner und Mitarbeiter

Nach dem Tod eines Asylwerbers des Erstaufnahmezentrums Traiskirchen an bakterieller Gehirnhautentzündung müssen alle der derzeit etwa 1.300 Bewohner und die rund 200 Beschäftigten mit Tabletten behandelt werden. Die Ausgabe der Medikamente sei Donnerstagnachmittag gestartet worden und sollte bis spätestens Samstag abgeschlossen sein, sagte Bezirkshauptmann Heinz Zimper.

Es sei “keine Impfung notwendig”, hielt der Behördenleiter fest. Hinsichtlich der Einnahme der Tabletten habe die BH eine Verordnung erlassen. Asylwerber hätten erst dann wieder Ausgang aus der Betreuungsstelle. Seitens der Gesundheitsstelle würden entsprechende Einträge vorgenommen, sagte Zimper.

Bürgermeister über Vorfall: “Tragisch”

Traiskirchens Bürgermeister Andreas Babler (SPÖ) sagte, dass er “nur über Medien von dem Fall informiert” sei. Er bezeichnete es als “tragisch, dass so etwas passiert”. Der Stadtchef stellte auch die Frage in den Raum, wer die Verantwortung trage.

Babler übt scharfe Kritik

Nach dem durch eine Meningitis-Infektion verursachten Tod eines 24-jährigen Asylanten aus dem Erstaufnahmezentrum Traiskirchen hat Bürgermeister Andreas Babler (SPÖ) später am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien harte Kritik am Innenministerium geübt. “Es ist skandalös, dass ich nicht über den Fall informiert wurde”, so Babler.

“Es ist wieder zum Ausdruck gekommen, wie schlecht das System funktioniert”, sagte der seit April 2014 in der niederösterreichischen Gemeinde amtierende Bürgermeister, nachdem er laut eigenen Angaben erst zu Mittag von dem Fall erfahren habe. Doch es hätte bei dem am Donnerstag Verstorbenen bereits am 29. Juli den Verdacht und einen Tag später die Diagnose der bakteriellen Meningitis gegeben, sagte Babler.

“Unprofessionell und unverantwortlich”

“Man hat wertvolle Zeit verstreichen lassen. Da sieht man, wie unprofessionell und unverantwortlich der Umgang des Innenministeriums ist”, kritisierte Babler. Dies gelte speziell für den Umstand, dass erst am Donnerstag mit der prophylaktischen Antibiotika-Gabe bei den mehr als 1.300 Flüchtlingen im Lager Traiskirchen begonnen worden sei.

Nicht zuletzt sei er als Bürgermeister für die im Flüchtlingslager tätigen Rettungskräfte oder Feuerwehrleute verantwortlich, die potenziell ebenfalls in Kontakt mit dem Verstorbenen hätten kommen können. Dass der Somalier die Krankheit eingeschleppt habe, schloss Babler aus, da die Inkubationszeit zwei bis zehn Tage betragen würde.

Kritik an Flüchtlingspolitik

Im Zuge der Pressekonferenz übte Babler erneut Kritik an der Flüchtlingspolitik des Bundes und plädierte dafür, die “Massenlager” für Asylanten abzuschaffen. “Ich habe in jedem Gespräch mit dem Innenministerium gesagt, dass ich die Verantwortung ablehne”, kritisierte er das “Betreuungsversagen” in Traiskirchen: “Mit so einem Wahnsinn möchte ich nichts zu tun haben.” Dass Niederösterreich ein Quotenproblem hat, wenn nach Bund/Länder-Vereinbarung nur noch 480 Asylanten in Traiskirchen wären, war Babler egal: “Diese akzeptiere ich nicht, ich gehe von maximal 150 Asylanten aus.”

“Schäbige Diskussion auf Rücken der Flüchtlinge”

Am ersten Tag des Aufnahmestopps im Asylzentrum nahm Babler auch zum Plan von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) Stellung, die auf der Suche nach Ersatzquartieren als “letzte Alternative” auch Zelte vom Roten Kreuz nannte: “Diese Diskussion auf dem Rücken der Flüchtlinge ist schäbig. Tiefer geht es in der Menschlichkeitsfrage nicht mehr.”

Kritik an Innenministerium und Behörden übte auch der geschäftsführende niederösterreichische FPÖ-Chef Christian Höbart, der in einer Aussendung sogar von einer Gefährdung der Bürger Traiskirchens sprach. “Dieser traurige Fall zeigt einmal mehr, wie gefährlich dieses völlig überfüllte Asylzentrum für die Traiskirchner Bevölkerung ist, zur hohen Kriminalität kommen jetzt auch noch die Krankheiten dazu”, meinte er. Es müsse schnellstmöglich sichergestellt werden, dass insbesondere auch die Anrainer des Flüchtlingslagers mit Medikamenten versorgt werden.
(apa/red)

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