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The Imitation Game - Trailer und Kritik zum Film

Die Turing-Maschine war die Grundlage für die Entwicklung von Computern, Alan Turings Entschlüsselung der Nazi-Chiffriermaschine "Enigma" ein kriegsentscheidender Beitrag. Gefeiert wurde der für seine Homosexualität geächtete, britische Mathematiker dafür zu Lebzeiten nie.

Das achtfach Oscar-nominierte Drama “The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben” (ab Freitag im Kino) holt das nun nach. London in den 40er-Jahren: Cambridge- und Princeton-Absolvent Alan Turing (Benedict Cumberbatch) ist 24 Jahre alt, als er seine Idee einer Universalmaschine, die sämtliche berechenbare Probleme lösen kann, formuliert. Das Konzept zur Turing-Maschine lässt den britischen Geheimdienst auf ihn aufmerksam werden: Gemeinsam mit einer Gruppe Mathematiker soll der eigenwillige Kryptoanalytiker im Bletchley Park nahe London einen Weg finden, den Code der mechanischen Nazi-Chiffriermaschine “Enigma”, über die sämtliche Funkkontakte der Deutschen laufen, zu knacken. Gelingt das, könnten die Briten Manöverbewegungen der Deutschen vorhersehen.

The Imitation Game – Geschichte

Eine schier unlösbare Aufgabe, verfügt “Enigma” doch über 159 Trilliarden Verschlüsselungsmöglichkeiten – und wird tagtäglich um Mitternacht adaptiert. Ergo: ein Tag Code-Dechiffrier-Arbeit wird mit Mitternacht hinfällig. Turings Ansatz, dass nur eine Maschine und kein Mensch diese Aufgabe lösen kann, löst Ablehnung und Skepsis aus, allen voran beim britischen Schachmeister Hugh Alexander (Matthew Goode). Erst Team-Neuzugang Joan Clarke (Keira Knightley) macht Turing mit einem Crashkurs an zwischenmenschlichem Umgang das Leben ein wenig einfacher. Mit Anwerfen seiner Maschine scheint Turing die Anerkennung ein wenig näher – doch ein ominöser Wohnungseinbruch droht, sein dunkelstes Geheimnis zu offenbaren und seine Arbeit zunichtezumachen.

Es ist das persönliche Schicksal, das Turings Geschichte von jener anderer Genies unterscheidet und einen betroffen macht. Von einem Prostituierten als homosexuell geoutet, wird Turing 1952 wegen “grober Unzucht” vor Gericht gestellt – und unterzieht sich, um eine Haftstrafe zu vermeiden, einer Hormontherapie, die einer chemischen Kastration gleichkommt. Schwer depressiv nimmt er sich 1954 das Leben – und erfährt erst posthum 2009 durch die britische Regierung Anerkennung.

The Imitation Game – Kritik

Abseits des spannenden Codeknacker-Plots überzeugt “The Imitation Game” des norwegischen Regisseurs Morten Tyldum (“Headhunters”) vielmehr als Illustration eines Leidenswegs eines talentierten Mannes, der – wie viele andere Männer – für seine sexuelle Orientierung an den Pranger gestellt wurde. Drehbuchautor Graham Moore führt zurück in Turings Schulzeit, in der ihn der Tod seines engsten Vertrauten und ersten Schwarms Christopher aus der Bahn wirft, und begleitet ihn bis in seine letzten Jahre, in der es ihm, von der Hormontherapie gezeichnet, nicht mehr möglich ist zu arbeiten. Benedict Cumberbatch, der sich bereits als Sherlock Holmes-Darsteller für die BBC eine beachtliche Fangemeinde aufgebaut hat und nun zunehmend in Hollywood Fuß fasst, verkörpert Turing in all seinen Eigenwilligkeiten, seiner scheinbaren Überheblichkeit, vor allem aber seiner Verletzlichkeit, und verhilft dem Film als liebenswerter IT-Nerd, der weder Sinn für Sarkasmus noch für Humor hat, zu zahlreichen Glanzmomenten. Dafür darf er zu Recht auf einen Oscar in der Kategorie als bester Darsteller hoffen.

Lose umrahmt von einer Verhörsituation, ist “The Imitation Game” zwar konventionell gestaltet – historische Archivaufnahmen und eher billig wirkende Green-Screen-Szenarien von Kampfjets und U-Booten inklusive. Betroffen macht der Film aber allemal, und ist nicht zuletzt wegen der beeindruckenden Persönlichkeit Alan Turing sehenswert. Um zwei Jahre hat seine Entschlüsselung den Zweiten Weltkrieg verkürzt, schätzen Historiker, wie am Ende des Films per Texttafeln zu erfahren ist; rund 14 Millionen Menschenleben wurden damit gerettet. 50 Jahre lang blieb die Errungenschaft Turings in Großbritannien ein Staatsgeheimnis – nun wird sie auf die Leinwand gebannt. Es wurde auch Zeit.

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(APA)

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