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The Danish Girl - Trailer und Kritik zum Film

In einer Zeit, in der es keine Vorreiter gab, ließ die im falschen Körper geborene Künstlerin Lili Elbe 1930 ihr Geschlecht operativ anpassen. Nun wurde das Leben der Transgender-Pionierin von Tom Hooper verfilmt - wobei der britische Oscarpreisträger in "The Danish Girl" die Liebesbeziehung von Lili (Eddie Redmayne) und Ehefrau Gerda (Alicia Vikander) ins Zentrum stellt. Ab Donnerstag im Kino.

Im Kopenhagen der 20er-Jahre lebt das junge Künstler-Ehepaar Einar und Gerda Wegener auf Augenhöhe, wenn auch Einars Landschaftsbilder deutlich stärkeren Absatz finden als Gerdas Porträts. Als Einar eines Tages für ein nicht erschienenes Modell einspringt und für Gerda in Frauenkleidung posiert, wird ihm deutlich, was schon lange in ihm arbeitet: Einar identifiziert sich als Frau, geboren im falschen Körper.

The Danish Girl – Die Geschichte

In weiterer Folge nimmt Einar die Identität von Gerdas “Cousine” Lili Elbe, die ihr die gemeinsame Freundin und Ballerina Ulla (Amber Heard) verpasst, zunehmend an und dabei von Gerda unterstützt. Lili wird zur Muse ihrer Frau, deren Lili-Porträtmalereien in Paris gefeiert werden. Als Lili es nicht bei reiner “Verkleidung” belassen und ihr Leben mithilfe einer zuvor nie angewandten, geschlechtsanpassanden Operation vollständig als Lili fortsetzen möchte, müssen beide ihr Leben und auch ihre Ehe neu ordnen.

Die Momente, in denen Eddie Redmayne als Einar durch die Garderobe der Ballettschule streift, zärtlich Tüll und Spitze berührt, oder sich später als Lili vor dem Spiegel begutachtet, den Penis zwischen die Beine geklemmt, gehören zu den stärksten von “The Danish Girl”. Nach seiner Oscar-prämierten Darstellung des ALS-kranken Astrophysikers Stephen Hawking in “Die Entdeckung der Unendlichkeit” vollzieht der junge Brite abermals eine beachtliche Wandlung auf der Leinwand, stattet seine Lili mit zutiefst berührender Verletzlichkeit, unschuldiger Neugier und zugleich beeindruckendem Pioniergeist aus.

The Danish Girl – Die Kritik

An seiner Seite ist die 27-jährige Schwedin Alicia Vikander, die sich hier nach “Ex Machina” oder “Codename U.N.C.L.E.” einmal mehr als eine der vielversprechendsten Schauspielerinnen ihrer Generation vorstellt. Wie Gerda Einar ebenbürtig ist, so steht auch die Schwedin ihrem bereits vielfach ausgezeichneten Schauspielkollegen in nichts nach, verkörpert Gerda als frühe Feministin, die sich als Frau in einer männerdominierten Kunstwelt behauptet und die eigenen Bedürfnisse lange hintanstellt, um ihre große Liebe auf ihrem Weg zu begleiten. Auch die Nebenrollen sind mit Ben Whishaw als Lilis Verehrer Henrik, Matthias Schoenaerts als gemeinsamer Vertrauter und Sebastian Koch als wegweisender Arzt Dr. Warnekros großartig besetzt.

Drehbuchautorin Lucinda Coxon hält sich nicht nur bei der Darstellung des Ehelebens wenig an historische Begebenheiten, basiert “The Danish Girl” doch nicht auf Lili Elbes eigenen Aufzeichnungen, sondern auf dem gleichnamigen, fiktionalisierten Bestseller von David Ebershoff. So soll die Beziehung von Einar und Gerda konfliktreich gewesen und früh zerbrochen sein und Lili Elbe mit beiden Geschlechtsorganen geboren worden, sprich: womöglich intersexuell, nicht transsexuell gewesen sein.

Tom Hooper, der schon mit seinem Oscar-gekrönten Film “The King’s Speech” über den stotternden König George IV. Kritiker und Publikum spaltete, muss diese Kritik aushalten. Ebenso wie den Vorwurf, dass “The Danish Girl” nicht die historisch akkurate, mutige Gesellschaftskritik wurde, die sie hätte werden können. Vielmehr ist sein Film ein konventionell inszeniertes, visuell aufpoliertes, kostüm- und produktionstechnisch wunderschön ausgestattetes, topbesetztes, historisches Liebesdrama, das zutiefst bewegt, wenn man sich nur darauf einlässt.

Abgesehen von der überbordend eingesetzten, unerträglich schmalzigen Musik von Alexandre Desplat kann das durchaus etwas Gutes haben. “The Danish Girl” führt den in Film und Fernsehen jahrzehntelang vernachlässigten Leidensweg von Menschen, deren Geschlechtsidentität nicht dem bei der Geburt zugeschriebenen Geschlecht entspricht, in den Mainstream über. Schon Serien wie “Transparent” und “Orange is the new black” haben Transgender-Personen, die bis heute Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt sind, ein Gesicht gegeben, Regisseure wie Xavier Dolan (“Lawrence Anyways”) oder Duncan Tucker (“Transamerica”) haben feinfühlige Filme zum Thema geschaffen. Bestätigt sich Hoopers Hoffnung, die große Love-Story von Gerda und Lili könnte manch Zuseher manch Vorurteile nehmen, hat sein Film schon viel geleistet. Seinen beiden Stars dürfte er jedenfalls den einen oder anderen Preis einbringen – für Golden Globes sind sowohl Redmayne als auch Vikander schon nominiert.

(APA)

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