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Thank You For Bombing - Trailer und Kritik zum Film

Endlich eine Explosion. Endlich liegt alles wieder in Schutt und Asche. Hektisch wird an Türen geklopft, werden Kameras geschultert und Mikrofone eingeschaltet.

Denn alles ist besser als tatenlos in einem Hotel in Kabul zu sitzen. Barbara Eder zeichnet in “Thank You For Bombing” ein bedrückendes Bild vom Krieg. Denn die mediale Inszenierung lebt und liebt nur die Schlagzeile. Ab 18.3. im Kino.

Thank You For Bombing – Die Geschichte

In drei lose zusammenhängen Episoden lässt die österreichische Regisseurin, die gemeinsam mit Tommy Pridnig auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, ihre Zuseher in ein Kaleidoskop aus Zynismus, Traumata und Gewalt eintauchen. Im Fokus stehen die drei Kriegsreporter Ewald (Erwin Steinhauer), Lana (Manon Kahle) und Cal (Raphael von Bargen), die auf der Suche nach der nächsten Story sind. Schnell wird deutlich, dass sie dafür auch bereit sind, Grenzen zu überschreiten – wenngleich nicht immer freiwillig. Aber in Kabul herrscht offenbar das Recht des Stärkeren…

Das mit “Milan Vidic” übertitelte erste Kapitel ist dabei nicht in der afghanischen Hauptstadt, sondern am Wiener Flughafen in Schwechat angesiedelt. Ewald wurde wieder auf die Reise geschickt, ist er doch der hiesige Experte für die Region. Nur: Der Auslandskorrespondent sah sich bereits Anfang der 90er im Balkankrieg Gräueltaten gegenüber, die Spuren hinterlassen haben. Als er sich am Abfluggate schließlich einem vermeintlichen Kriegsverbrecher aus dieser Zeit gegenüber wähnt, kommen die Erinnerungen mit aller Härte zurück. Wie in Trance hangelt sich Ewald von einem Anhaltspunkt zum nächsten, um den Mann festzunageln – auch auf Kosten der eigenen Glaubwürdigkeit.

Nicht nur mit den Gefahren in Afghanistan, sondern auch Diskriminierungen durch ihre Kollegen muss hingegen Lana in “Fitz & Bergmann” umgehen. Die US-amerikanische Journalistin, die sich mit anderen Reporterinnen beim regelmäßigen Zumba-Training für die Kamera in Form hält, wird bei Berichten belästigt, verliert nach einer Konfrontation mit einem Militär fast ihren Job und fürchtet (wie offenbar alle in diesem Geschäft) stets um die Quote. Da kommt es gerade recht, dass Koranverbrennungen für eine Destabilisierung der Lage vor Ort sorgen. Trotz aller Widerstände kann sie die verantwortlichen Soldaten ausfindig machen. Das dabei entstehende Interview, ihr erhoffter großer Wurf, gerät allerdings zusehends außer Kontrolle.

Thank You For Bombing – Die Kritik

Zur selben Zeit sägt ein desillusionierter Cal in “War” sukzessive am eigenen Ast. Für ihn ist klar: “This is not a job, this is a fucking joke!” Statt vom offiziellen Afghanistan und dem Militär organisierte PR-Fahrten für Journalisten mitzumachen, will er zum Herz des Terrors vordringen, koste es was es wolle. Doch für den leicht jähzornigen Journalisten sind offenbar selbst jene Taten nicht zielführend, bei denen er sein eigenes Leben aufs Spiel setzt. Während sich so nicht nur seine Ehe langsam, aber sicher verabschiedet, fordert die kurzsichtige Aufdeckungswut ein weiteres Opfer. Doch die Niedergeschlagenheit ist spätestens mit der Detonation in Kabul wieder wie weggeblasen. Im Eifer des journalistischen Gefechts bleibt für persönliche Befindlichkeiten nämlich kein Platz.

Eder ist mit “Thank You For Bombing”, das beim Filmfestival Toronto im Vorjahr Weltpremiere feierte und diese Woche im Rahmen der Diagonale erstmals in Österreich zu sehen ist, ein mitunter zynischer, dabei aber die Protagonisten stets ernst nehmender Exkurs in ein Metier geglückt, das uns tagtäglich begleitet: Die Live-Einstiege in Krisenregionen werden hier einmal aus einer anderen Perspektive getätigt. Die Jagd nach der nächsten Geschichte, die um die Welt gehen wird, trägt dabei trotz ihrer Unmenschlichkeit durchwegs menschliche Züge. Immer tiefer graben Eder und ihre drei hervorragenden Hauptdarsteller und fördern Wunden zutage, mit denen mancher Konsument von Fernsehnachrichten vielleicht nicht zwingend gerechnet hätte. Und selbst wenn einige der beeindruckenden Einstellungen und Szenen mit humoristischem Unterton daherkommen, wird schnell klar: All das ist sicher kein Witz.

(APA)

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