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Studie: Gut jeder zweite Mindestsicherungsbezieher chronisch krank, jeder vierte mit Behinderung

Rund ein Viertel der Mindestsicherungsbezieher gab an, an einer Behinderung zu leiden.
Rund ein Viertel der Mindestsicherungsbezieher gab an, an einer Behinderung zu leiden. ©AP Photo/Charles Krupa
Laut Studie sind Bezieher der Mindestsicherung deutlich öfter chronisch krank oder weisen eine Behinderung auf als der Rest der Bevölkerung. Experten warnen, dass durch die Reform der Mindestsicherung der Druck auf diese Menschen weiter erhöht wird.
Weniger Geld für Alleinerzieher
Fallbeispiel zur Mindestsicherung

Die Zahlen basieren auf einer von der Statistik Austria für das Sozialministerium durchgeführten Sonderauswertung der EU-Sozialstudie SILC der vergangenen drei Jahre. Demnach bezeichnet sich mehr als die Hälfte der Mindestsicherungs-Bezieher (58 Prozent) als chronisch krank, ohne Mindestsicherung ist es nur ein Drittel (32 Prozent). Je ein Viertel beklagt außerdem eine mehrfache gesundheitliche Beeinträchtigung oder eine Behinderung – vier Mal so viel wie im Durchschnitt der Gesamtbevölkerung (je sechs Prozent).

Mehr Druck durch Reform für Menschen mit Behinderung

Die Armutskonferenz befürchtet, dass behinderte Mindestsicherungsbezieher durch die Reformpläne der Regierung weiter unter Druck kommen könnten. Schon jetzt müsse in den meisten Ländern die Mindestsicherung ein finanzielles Existenzminimum für Menschen mit erheblicher Behinderung sichern, wenn sie in Privathaushalten leben. Auf deren besondere Bedürfnisse habe die Mindestsicherung aber keine Antwort, kritisiert der Sozialexperte der Diakonie, Martin Schenk. Sollten bei der geplanten Vereinheitlichung die etwa in Wien derzeit möglichen Sonderzahlungen für Behinderte wegfallen und Zusatzzahlungen für Wohnbedarf nur bei Alleinerzieherinnen zulässig sein, bedeute das massive Verschlechterungen.

Schlechte Wohnqualität, hohe Wohnkosten

Apropos Wohnbedarf: Der Umfrage zufolge leben Haushalte mit Mindestsicherung in schlechteren Wohnungen als der Durchschnitt, haben aber trotzdem höhere Wohnkosten pro Quadratmeter. Die Differenz beträgt je nach Gemeindegröße zwischen ein und zwei Euro pro Quadratmeter. Feuchtigkeit, Fäulnis oder Undichtheit wird mit 22 Prozent doppelt so oft beklagt wie von Haushalten ohne Mindestsicherung (11 Prozent), dunkle Räume von 15 Prozent (sechs Prozent ohne Mindestsicherung) und Überbelag von 29 Prozent (sechs Prozent bei Haushalten ohne Mindestsicherung). Schenk plädiert daher dafür, bei der Reform der Mindestsicherung auch Zusatzleistungen für die Verhinderung von Delogierungen sowie für Kautionen und Wohnungsmieten zu regeln.

Für die EU-Sozialstudie SILC werden jährlich knapp 13.000 Österreicher befragt, darunter rund 300 Bezieher von Mindestsicherung. Die Sonderauswertung basiert auf den Befragungen der Jahre 2015 bis 2017.

(APA/red)

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