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Still Alice - Trailer und Kritik zum Film

Als erste Gedächtnislücken auftreten, steht Alice noch mitten im Leben. Um die Diagnose Alzheimer, die das Selbstverständnis der Sprachwissenschafterin ebenso erschüttert wie das Leben ihrer Familie, dreht sich "Still Alice".

Erzählt aus der Perspektive der Erkrankten, lebt das Drama von der einnehmenden Darstellung der Julianne Moore, die dafür zurecht einen Oscar erhielt. Ab Freitag im Kino.

Still Alice – Die Geschichte

Vitamine, Kreuzworträtsel und Sport: Die Linguistikprofessorin und dreifache Mutter Alice Howland (Moore) tut so ziemlich alles, um sich und ihren Verstand fit zu halten. Gerade erst hat ihr Ehemann seiner “schönsten und intelligentesten Frau” bei ihrem 50. Geburtstag zugeprostet, da stellt sie erste Gedächtnislücken fest: Beim Joggen verliert sie die Orientierung, bei einem Vortrag vor Studenten sucht sie lange nach einzelnen Wörtern, beim Kochen entfallen ihr ihre Lieblingsrezepte. Diverse Tests im Krankenhaus bringen Klarheit: Alice leidet an einer seltenen, früh auftretenen und vererbbaren Form von Alzheimer. Versuchen sie und ihr Mann anfangs noch, den Alltag aufrechtzuerhalten, nimmt die Krankheit rasch Überhand – und zwingt Alice dazu, sich frühzeitig auf den Ernstfall vorzubereiten.

“Still Alice” setzt bei den ersten Anzeichen der fatalen Krankheit an, und endet mit dem Moment, in dem Alice zwar ansprechbar, aber nicht mehr wirklich anwesend ist. Zeigen Filme über Alzheimer sonst die geistig wegdriftenden Patienten zumeist durch die Brille der Betroffenen, ist es hier die Perspektive der Alzheimerkranken selbst, die den Film des verheirateten Regieduos Richard Glatzer und Wash Westmoreland so außergewöhnlich macht. Beeindruckend zeichnet Moore, die in nahezu jeder Einstellung auf der Leinwand zu sehen ist, den Wandel ihrer Figur nach: Von der artikulierten, beherrschten, sich über ihren Verstand und ihre Wortgewandtheit definierenden Professorin, hin zur Sprache und ihre Selbstbestimmung verlierenden, zunehmend verwirrt und aggressiv werdenden Frau.

Still Alice – Die Kritik

Dass das ohne tragende Schwere daherkommt, liegt an dem Kampfgeist, den Alice früh durchschimmern lässt: Auf ihrem ständigen Begleiter, ihrem Smartphone, formuliert sie Fragen an sich selbst – und hängt eine Anleitung zum Selbstmord an, sollte das zukünftige Ich einmal weder den Namen der ältesten Tochter noch den eigenen Geburtstag in Erinnerung haben. Vorerst aber “leide” sie nicht, sie “kämpfe” darum, Teil der Gesellschaft zu bleiben, und übt sich in der “Kunst des Verlierens”, sagt sie bei einem Vortrag vor ebenfalls von Alzheimer Betroffenen. Nicht zuletzt als Sprachwissenschafterin weiß sie um die Wichtigkeit der Worte: Diese würden teilweise vor ihrem Gesicht schweben, ohne dass sie sie greifen könne, beschreibt Alice ihrer jüngeren Tochter ihren Zustand in einer berührenden Szene.

Auf die Figuren um Alice herum haben die Regisseure weniger Wert gelegt: Zu stereotyp kommen Alec Baldwin als vom Krankheitsverlauf seiner Frau zunehmend überforderter Ehemann John und Kate Bosworth als betont toughe, ihrer Mutter nacheifernde ältere Tochter Anna daher. Erfrischend da, mal wieder, die sich von der “Twilight”-Saga emanzipierende Kristen Stewart: Wegen ihres Traums der Schauspielerei ihr Leben lang von der ehrgeizigen Mutter kritisiert, ist es ihre Figur der jüngsten Tochter Lydia, die sich der verändernden Alice menschlich nähert, sich geduldig auf sie einlässt.

Innerhalb von nur 23 Tagen mit einem Minimalbudget von 5 Mio. Dollar gedreht, hat das Herzensprojekt “Still Alice” – neben der literarischen Vorlage der Neurowissenschafterin Lisa Genova – vor allem die Krankheitsgeschichte der Regisseure im Rücken: Wenige Monate vor Projektstart erhielt Richard Glatzer die Diagnose ALS. “Von Wash Westmoreland gefragt, was er noch tun wolle, sagte er: Filme machen”, wie Julianne Moore in ihrer emotionalen Oscar-Dankesrede sagte: “Und das haben sie getan.”

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(APA)

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