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Benoit Gratton: "Wir sind eine bessere Mannschaft geworden"

Benoit Gratton: Center und Kapitän der Vienna Capitals
Benoit Gratton: Center und Kapitän der Vienna Capitals ©vienna.at/sportshooter.at
Capitals-Center Benoit Gratton geht in seine dritte Saison in Wien. Im ersten Teil des großen Vienna Online Interviews verrät der Neo-Kapitän, was er von der kommenden EBEL-Spielzeit erwartet und warum es ein Vorteil ist, wenn die Gegner über Francois Fortier nachdenken.
Gratton-Interview, Teil 2

Vienna Online: Benoit, willkommen zurück in Wien. Wie war die Vorbereitung für dich?
Benoit Gratton: Ich bin nicht unzufrieden. Ich persönlich freue mich sehr auf die neue Saison. Wir haben einige neue Spieler in der Mannschaft. Die Jungs sind toll – und ich hoffe, dass wir zum Saisonstart erfolgreiches, schnelles Eishockey spielen können.

Vienna Online: Du bist bereits die dritte Saison in Wien. Kannst du die Mannschaften aus den Vorsaisonen mit der heurigen vergleichen?
Benoit Gratton: Eine schwierige Frage! Wir hatten in den letzten beiden Saisonen eigentlich immer gute Teams. Wir wurden Zweiter und Dritter nach dem Grunddurchgang. Das wirst du nicht, wenn du kein gutes Team hast. Es ist noch zu früh in der Saison um einen Vergleich anzustellen, ob wir besser oder nicht so gut sind. Also vom Gefühl und was ich im Training gesehen habe, würde ich sagen: Wir sind eine bessere Mannschaft geworden. Schneller, noch hungriger – und mit tollem Teamgeist. Aber es ist wieder eine lange Saison. Es gibt Dinge, die du nicht kontrollieren kannst. Verletzungen und Formschwankungen machen eine Vorschau sehr schwierig. Wir müssen sehr vorsichtig sein. Immer von Spiel zu Spiel schauen. Das ist uns wahrscheinlich auch letztes Jahr zum Verhängnis geworden. Jeder hat nur vom Finale gesprochen und dass wir die Meisterschaft gewinnen können. Aber eine lange Saison ist ein Tagesgeschäft. Wir müssen mit der Einstellung aufs Eis gehen, dass wir von Tag zu Tag besser werden. Nur so können wir heuer erfolgreich sein.

Vienna Online: Kannst du die anderen Neuzugänge bei den Capitals schon für uns einschätzen?
Benoit Gratton: Dafür ist es noch zu früh. Aber eines kann ich schon jetzt sagen: Mir gefällt, was ich bisher gesehen habe! Ein gutes Beispiel dafür ist Jürgen Penker. Er ist ein sehr guter Goalie und kann ein großer Vorteil für uns werden. Rebek und Ulmer kommen aus Salzburg und sind sicher ein Gewinn für uns. Sie haben mit ihrem ehemaligen Team die Meisterschaft gewonnen. Es ist immer gut, Spieler im Team zu haben, die den Meistertitel gewonnen haben. Diese ‚Siegermentalität’ kann am Ende den Unterschied ausmachen.

Vienna Online: Du wirst heuer voraussichtlich mit Francois Fortier mit einem neuen Flügel in deiner Linie spielen. Letztes Jahr war es noch Pat Lebeau. Kannst du beiden für uns vergleichen? Ist das überhaupt möglich?
Benoit Gratton: Sie sind total unterschiedliche Spieler. Pat war mehr der Spielmacher. Er hat die Scheiben großartig verteilt. Fortier ist der klassische ‚Power Forward’. Er ist ein Torjäger, wie er im Buch steht. Francois nimmt die Scheibe und macht ein Tor. Und er ist extrem schnell. In fast jedem Spiel hat Francois aufgrund seiner Schnelligkeit die Möglichkeit, alleine auf das gegnerische Tor zu fahren. Ich bin mir sicher, dass Francois unserer Mannschaft sehr viel helfen wird.

Vienna Online: In der Vorbereitung hat Francois zwei Tore in Unterzahl erzielt. Glaubst du, dass die Capitals heuer in Unterzahl torgefährlich werden können?
Benoit Gratton: (überzeugt) Ja! Das kann für uns heuer ein großer Vorteil sein. Denn über Spieler wie Francois beginnt der Gegner nachzudenken. Wenn diese Perspektive im Kopf des Gegners drinnen ist, dann hast du einen kleinen Vorteil. Unsere Hauptaufgabe im Unterzahlspiel ist es, keine Gegentore zuzulassen. Wenn du aber einen Treffer erzielen kannst, ist das ein großer Bonus für uns.

Vienna Online: In der Vorbereitung war aus Mannschaftskreisen immer wieder von “konzentriertem Spaß” die Rede. Jeder hat Spaß, und auf dem Eis wird konzentriert gearbeitet. Denkst du, dass dieser Umstand für euch heuer noch wichtig werden kann?
Benoit Gratton: Ja. Aber ich hatte dieses Gefühl auch schon die letzten beiden Jahre bei den Capitals. Ob es uns heuer helfen wird, wissen wir erst am Ende der Saison. Die Vorzeichen stehen sehr gut, und Trainer Kevin Gaudet spielt dabei eine wichtige Rolle: Er versucht immer, die richtigen Spieler zu finden und bringt sie dann auch nach Wien. Er ist ein ausgezeichneter Trainer. Wenn du solche positiven Menschen den ganzen Tag um dich herum hast, ist es einfacher eine gute Stimmung und Erfolg zu haben.
Du musst es aber auch anders sehen. Irgendwann im Laufe einer langen Saison wirst du einen negativen Lauf haben; das kommt vor. Wenn du dann positive Menschen und eine gute Stimmung hast, fällt es leichter, wieder aus dem Tief zu finden. Ich weiß, wie Viele im letzten Jahr reagiert haben, als es nicht lief: Jeder hat versucht, mit positiver Energie aus dem Loch zu kommen. Wenn du negative Menschen in der Kabine hast und du gewinnst, ist alles egal. Aber irgendwann verlierst du Spiele und dann siehst du, wie ein Mensch wirklich ist. Bei uns in der Kabine kann ich heuer behaupten, das sind alles positive Menschen. Wir lachen viel – aber wenn es ernst wird, hört sich der Spaß auf!

Lesen Sie im zweiten Teil des Interviews, warum es für Benoit Gratton keinen Unterschied macht, ob die Wiener mit drei oder vier Angriffslinien agieren.

Das Gespräch führte Thomas Muck
In Kooperation mit sportreport.at

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