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Kevin Gaudet: "Du darfst niemals aufgeben"

Kevin Gaudet: "Ich erwarte mir heuer sehr viel"
Kevin Gaudet: "Ich erwarte mir heuer sehr viel" ©vienna.at/sportsshooter.at
Es ist wieder Eiszeit in Wien Kagran. Die Vienna Capitals treffen im ersten Heimtest auf den slowakischen Meister aus Kosice. Capitals-Trainer Kevin Gaudet erzählt im Interview, was er von der kommenden Saison erwartet - und, dass ihm das Ende der vergangenen Saison lange zusetzte.

Vienna Online: Coach, die Capitals haben das letzte Vorbereitungsspiel gegen Michigan Tech in St. Pölten mit fünf zu sechs verloren. Wie war das Spiel aus ihrer Sicht?
Kevin Gaudet: Das erste Drittel war sehr gut. Der Gegner hatte kaum Chancen. Goalie Rudi Hummel hat zu Beginn sehr gut gehalten. Wir hätten eigentlich mit drei oder vier Toren Vorsprung in die Drittelpause gehen sollen. Aber Torhüter Robinson hat überragend gehalten. Ab dem zweiten Drittel haben wir unseren Faden verloren. Wir haben begonnen überheblich zu spielen. Dazu kamen viele dumme Strafzeiten gegen uns. Aber wir haben uns zurückgekämpft um im letzten Drittel wieder die gleichen Fehler zu machen. Am Ende haben wir unsere Torchancen nicht genutzt und so kam es zu dem Resultat.

Vienna Online: Fünf Tore erzielt aber sechs bekommen. Was überwiegt nach einem solchen Spiel? Die Freude über die gute Offensivleistung oder der Ärger über die Fehler in der Defensive?
Kevin Gaudet: Definitiv der Ärger über die Verteidigung. Wir müssen lernen, dass ein Spiel nicht nach einem guten Drittel vorbei ist. Wir haben danach zu viele Fehler gemacht. Momentan arbeiten wir intensiv daran, das Defensivverhalten auf dem Eis zu verbessern.

Vienna Online: Welchen Stellenwert hat ein Pre-Season-Spiel? Ist es eine verschärfte Trainingseinheit unter Wettkampfbedingungen oder kann man aus diesen Spielen doch Rückschlüsse gewinnen?
Kevin Gaudet: Das Spiel gegen Michigan hatte nach dem ersten Drittel nicht sonderlich viel Bedeutung. Wir waren die bessere Mannschaft. Das konnten alle sehen. Aber wir haben dumm gespielt.
Das Spiel gegen Straubing hatte für mich große Bedeutung. Sie sind ein sehr gutes DEL-Team. Dort haben wir sehr gut gespielt. Auch das Spiel am Freitag gegen Kosice ist sehr wichtig für mich und die Mannschaft.

Vienna Online: Sie haben das Spiel am Freitag angesprochen. Kosice kommt zum ersten Heimspiel der Saison in die Albert-Schulz-Halle. Was können die Fans erwarten?
Kevin Gaudet: Hoffentlich so ein Spiel wie in Straubing. Es kommt ein sehr starker Gegner nach Wien. Kosice ist slowakischer Meister. Es wird ein sehr guter, harter Test für uns. Denn die Slowaken kommen nicht nach Wien um das Spiel zu verlieren.

Vienna Online: Die Vorbereitungen auf die Saison 2010 laufen. Welches Potential haben die Capitals heuer, wie lauten die Ziele?
Kevin Gaudet: Ich erwarte mir heuer sehr viel. Heuer ist alles möglich. Jedes Jahr, seit ich in Wien bin sprechen wir immer von den ersten Vier und dem Finale. Wir waren nach dem Grunddurchgang immer in den Top zwei. Ich persönlich möchte aber ins Finale. Aber wie wir alle leider wissen, ist im Play-Off alles möglich. Wir haben eine sehr junge Mannschaft, drei Ausländer weniger. Wichtig ist für mich, dass ich die jungen Spieler verbessere.

Vienna Online: Was sind die nächsten Schritte für die Mannschaft. Geht es jetzt einzig um die Kondition für die kommende Saison oder wird schon im spielerischen Bereich gearbeitet?
Kevin Gaudet: Im Moment ist es hauptsächlich Konditionstraining. In den nächsten vier Wochen müssen wir die Grundlagen für die gesamte Saison legen. Wir müssen von Anfang an bereit sein, denn im ersten Heimspiel kommt der KAC.

Vienna Online: Viele Spieler sind gegangen – viele sind gekommen. Können die Ab- und Zugänge miteinander verglichen werden?
Kevin Gaudet: Das ist im Moment noch nicht möglich. Eine faire Analyse ist erst nach ein paar Saisonspielen möglich. Dann kannst du mir gerne die Frage wieder stellen.

Vienna Online: Die letzte Saison hat aus Capitals-Sicht nicht gerade erfreulich geendet. Es gab Kritik an Ihnen. Der Trainer Kevin Gaudet wirkte angezählt. Wie lange hat Sie das Saisonende „verfolgt“? Was hat der Trainer Gaudet gelernt – was konnte die Mannschaft, jeder Spieler lernen?
Kevin Gaudet: Auch wenn du in einer Serie mit 3:0 führst ist sie noch nicht vorbei. Wir haben ab dem vierten Spiel gegen Linz auch alles gegeben aber wir haben nie gedacht, dass wir noch verlieren können. Niemand hat es geglaubt. Ich auch nicht! Wir haben einfach zu viele Fehler gemacht. Frederic Cassivi war sehr unsicher. Das haben wir gewusst, aber in der Verteidigung waren wir einfach zu fehleranfällig. Die Linzer haben dann auch jeden Fehler von uns bestraft. So kann es passieren, dass du eine klare Führung aus der Hand gibst. Auch wenn es schmerzt und dir das Herz bricht. Natürlich haben wir auch gelernt, dass ein Rückstand von drei Siegen aufzuholen ist. Du darfst nie aufgeben und keine Fehler machen.

Vienna Online: Wie lange haben Sie gebraucht um sich vom Ende der letzten Saison zu erholen?
Kevin Gaudet: Das war sehr schwierig für mich. Ich wollte so gerne dem Publikum in Wien eine Finalserie präsentieren. Die Menschen dieser Stadt haben Robin (Anm.: seine Ehefrau) und mich so großartig aufgenommen. Ich wollte etwas zurückgeben und dann hat es wieder nicht geklappt. Das hat mir persönlich sehr wehgetan. Ich war einige Monate sehr negativ in meiner Einstellung. Du verlierst den Glauben an die Gerechtigkeit im Sport. AberÄhnliches ist auch in der NHL passiert: Wenn du Pittsburgh, Washington oder Boston siehst, dann kannst du es nur als „Leben“ bezeichnen. Du musst aus diesen Niederlagen lernen. Auch wenn sie dir persönlich wehtun. Aber jetzt stecken wir aller voller, frischer Energie und ein Finale ist heuer definitiv möglich.

Vienna Online: Stimmt also das Sprichwort im US-Sport „It ain’t over till the fat lady sings“ (Frei übersetzt: Es ist erst vorbei wenn der Schiedsrichter das Spiel beendet)?
Kevin Gaudet: Genau, das stimmt. Ich liebe diesen Satz. Gib niemals auf – niemals!

Vienna Online: Abschließende Frage. Sie haben vor wenigen Wochen geheiratet. Hat sich in Ihrem Leben irgendetwas geändert?
Kevin Gaudet: Es ist unglaublich mit dem Ring am Finger. Ich habe daheim jetzt viel mehr Arbeit zu tun. Du glaubst gar nicht wie viel du extra tun musst (lacht).

Das Gespräch führte Thomas Muck
In Kooperation mit sportreport.at

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