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Spectre - Trailer und Kritik zum Film

James Bond ist zurück - und wie! Nach dem Megaerfolg von "Skyfall" 2013 lag die Latte für die Macher hoch - und "Spectre" reißt sie nicht. Mit dem mittlerweile vierten Bond-Abenteuer mit Daniel Craig kehrt die Filmreihe wieder in klassischere Gefilde zurück, ohne neu gewonnene Qualitäten zu verlieren. 007 bleibt modern, und Christoph Waltz darf ihm mit passabler Leistung die Hölle heiß machen.

Bond folgt nahtlos an “Skyfall” anknüpfend einem Auftrag, dem ihm die verstorbene M (Judi Dench) hinterlassen hat. Eine wahre Wucht ist hierbei gleich die Anfangssequenz in Mexico City mit Hubschrauberjagd und Hauseinsturz, die zu den spektakulärsten Einstiegen in einen Bond-Film seit Angedenken gehört. M (Ralph Fiennes) ist ob der Kollateralschäden jedoch alles andere als erfreut und suspendiert seinen Agenten – was den natürlich nicht von seiner Arbeit abhält. Er folgt weiterhin der Spur der geheimen Terrororganisation Spectre, deren Oktopus-Logo bereits hinreichend bekannt ist. Und es gelingt ihm, zu deren Kern vorzustoßen.

Spectre – Die Geschichte

Hiermit schlägt die Stunde des Wiener Oberbösewichts Christoph Waltz als Franz Oberhauser/Ernst Stavro Blofeld, dessen Rolle vorab heiß diskutiert wurde. Und das Überraschende ist: So umwerfend der 59-Jährige ansonsten das Diabolische im Leinwandblut hat, so streckenweise beinahe harmlos kommt er als Bond-Gegenspieler daher. Manchmal wirkt Waltz nicht wie die sinistre Raubkatze, die bei aller scheinbarer Konzilianz stets zum Sprung bereit ist, sondern eher wie ein Sparkassendirektor. Dies mag auch an der teils überforcierten Inszenierung als großer Bösewicht samt Schattenwurf im Gesicht liegen, die Waltz etwas untergehen lässt. Die lange Kameraeinstellung eines Quentin Tarantino kommt dem Spiel von Waltz einfach näher.

Während Bond in Altaussee, Obertilliach und Sölden sowie dem bedeutend wärmeren Marokko mit dem Bösen ringt, möchte in London der neue Geheimdienstkoordinator Max Denbigh (der als Moriarty aus “Sherlock” bekannte Andrew Scott) den in seinen Augen veralteten Agentendienst am liebsten abschaffen und stattdessen auf die totale Kontrolle durch vernetzte Überwachung setzten. Regisseur Sam Mendes setzt bei seinem zweiten Bond-Einsatz nach “Skyfall” also auf ein aktuelles Thema, das nach Stichworten wie NSA klingt.

In vielerlei Hinsicht ist “Spectre” jedoch beinahe ein klassischer Bond – im besten Sinne. Zahlreiche Anspielungen halten Kenner der Serie bei der Stange, Sam Smith’ Titelsong “Writings on the Wall” erinnert an die schnulzigen Abspannhymnen aus den 80ern wie Sheena Eastons “For your Eyes Only”, und Craigs Bond ist der harte Gentleman mit coolem Understatement.

Spectre – Die Kritik

Eine Stärke des neuen Bonds ist zugleich, dass er moderne Menschen von heute statt nur Karikaturen zeigt und sich für ruhige Sequenzen auch die nötige Zeit nimmt. Craig ist verletzlich – zumindest psychisch. Physisch hingegen ist der Geheimagent fit wie ein Turnschuh und kann auch nach einer Folter samt Bohrer im Hirn problemlos fliehen und schießen. Lea Seydoux spielt als Madeleine Swann zwar das Bond-Girl, das auf den Schutz des Agenten angewiesen ist, hat aber durchaus Courage und ist keineswegs das kleine Weibchen an seiner Seite. Und selbst die karikaturenhafte Moneypenny der späten Roger-Moore-Jahre mausert sich in der Interpretation von Naomie Harris zur tough-intelligenten MI6-Mitarbeiterin. Dass der wunderschönen Monica Bellucci als mit 51 Jahren bis dato ältester 007-Gespielin lediglich der kurze Part als von Bond zur Witwe und hernach zum Onenightstand degradierten Sidekick bleibt, ist hingegen schade.

Bedauerlich bleibt ebenso, dass die Produzenten die in “Skyfall” aufbereitete neue Figurenkonstellation nicht für einen Aufbruch nutzen, sondern weiterhin tief in Bonds Vergangenheit herumpsychologisieren. Wer will Bond schon symbolisch permanent auf der Analysecouch liegen sehen? Aber seine Vergangenheit wird nicht nur Bond, sondern wohl auch der Zuschauer nicht mehr los. Und wie oft kann man eigentlich in einem Berufsleben suspendiert werden? Irgendwann müssten die Vorgesetzten doch merken, dass sie einen guten Mann an der Angel haben. Aber so lange die Wiedereinstellung reibungslos klappt, muss man sich wohl auch daran gewöhnen.

Alles in allem ist “Spectre” nämlich ein fulminantes Kinofeuerwerk voller spektakulärer Actionszenen mit einem weitgehend großartigen Cast, das wieder mehr Humor als seine Vorgänger besitzt, ohne in Klamauk abzugleiten. So kann der Geheimagent Seiner Majestät gerne zurückkehren – um sich vermutlich alsbald wieder suspendieren zu lassen.

(APA)

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