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Sonntagsöffnung: Handelsbeschäftigte in Wien äußern sich klar dagegen

Wenn es nach den Wiener Handelsangestellten geht, bleiben die Geschäfte am Sonntag weiterhin geschlossen
Wenn es nach den Wiener Handelsangestellten geht, bleiben die Geschäfte am Sonntag weiterhin geschlossen ©BilderBox.com (Sujet)
Einer möglichen Sonntagsöffnung haben die Wiener Handelsbeschäftigten eine klare Absage erteilt. In einer von der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp), durchgeführten Urabstimmung äußerten 95,9 Prozent ihre Ablehnung.
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Sie antworteten auf die Frage “Wollen Sie persönlich am Sonntag arbeiten?” mit “Nein”, wie die Gewerkschaft am Donnerstag bekanntgab.

Debatte um die Sonntagsöffnung

Die erneute Debatte um eine Sonntagsöffnung war vergangenes Jahr von der Wirtschaftskammer Wien (WKW) initiiert worden. Bei einer Befragung sprachen sich 72,6 Prozent der Unternehmer – wobei hier nicht nur die Handelsbetriebe mitvotieren konnten – für eine Aufsperrerlaubnis in Tourismuszonen aus.

Tourismuszonen in Wien

Zu solchen könnten unter anderem die Innenstadt, die innere Mariahilfer Straße oder das Areal um Schönbrunn erklärt werden, wurde am Mittwoch in einer von der WKW beauftragten Studie dargelegt. Mehr dazu hier.

Die Einrichtung solcher Zonen müsste Landeshauptmann Michael Häupl (SPÖ) verordnen. Er hat jedoch stets betont, dass eine Sozialpartnereinigung dafür Voraussetzung wäre.

Katzian hält Debatte für beendet

“Das Ergebnis ist eindeutig”, stellte der Vorsitzende der GPA-djp, Wolfgang Katzian, bei der Präsentation des Ergebnisses klar. Und er befand: “Ich denke, das ist ein Zeichen, dass wir die Diskussion um eine Sonntagsöffnung beenden sollten.” Gesprächen mit der Arbeitnehmerseite will er sich nicht per se verschließen. Noch gebe es jedoch kein Angebot, über eine mögliche Sonntagsregelung zu reden.

Katzian zeigte sich zuversichtlich, dass das mit einer Sonntagsöffnung in Tourismuszonen “so nicht stattfinden” werde. Er hoffe, dass die Stadt ihre Zusage, eine Verordnung nur mit Zustimmung aller Sozialpartner zu erlassen, auch einhalte. Vonseiten der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer gebe es derzeit noch keine Aufforderung zu Gesprächen – weder zu Tourismuszonen noch zu einer Sonntagsöffnung beim Song Contest im Mai, berichtete Katzian.

Nicht erpicht auf Sonntagsöffnung

Er mutmaßte, dass die Wiener Handelsunternehmen gar nicht so “erpicht” auf eine Sonntagöffnung seien wie die Spitze der Wiener Wirtschaftskammer. Er verwies dazu unter anderem auf Aussagen des Wiener Handelsobmanns Erwin Pellet, der im APA-Gespräch Skepsis geäußert hatte. Auch bei der Fußball-EM habe es das Offenhalten der Geschäfte “nicht wirklich gebracht”, gab der Spartenchef zu bedenken.

Zweifel an Umsatz-Plus

Die Gewerkschaft zweifelt vor allem daran, dass die Aufsperrerlaubnis zusätzliche Umsätze bringen würde. Denn die Kaufkraft werde nicht gesteigert, gab Katzian zu bedenken. Und auch Touristen kämen nicht, “um ein Schlafzimmer zu kaufen”, sondern weil Wien eine tolle Stadt sei. Er forderte die Wirtschaftskammer auf, jene von der Kammer beauftragte Studie zur Verfügung zu stellen, in der von möglichen Mehrumsätzen und zusätzlichen Arbeitsplätzen die Rede war. Das habe die Arbeitgebervertretung bisher nämlich nicht getan, kritisierte Katzian.

Einer generellen Sonntagsöffnung werde man bei etwaigen Gesprächen wohl nicht zustimmen, resümierte der Gewerkschaftschef: “Im Moment ist das für mich erledigt.” Wobei er darauf hinwies, dass man nicht wisse, was der Handel eigentlich wolle. Man erfahre derzeit alles nur aus den Medien. Katzian deutete an, dass man sich eine Sonntagsöffnung beim Song Contest schon eher vorstellen könnte – auch wenn die Zeit dafür bereits sehr knapp werde, wie er zu bedenken gab.

“PR-Gag” der Wirtschaftskammer?

Die Regionalgeschäftsführerin der GPA-djp, Barbara Teiber, bezeichnete die Bestrebungen der Wirtschaftskammer in Sachen Tourismuszonen als “PR-Gag”. Man halte das Thema in der öffentlichen Diskussion, suche jedoch kein Gespräch, um über eine mögliche Umsetzung zu reden. Die Gewerkschaft will sich ab sofort übrigens wieder anderen Themen zuwenden, wie es hieß. Vorrangig soll die Einkommenssituation im Handel – etwa das “Tricksen” mancher Unternehmen bei den Zuschlägen – beleuchtet werden.

An der vom IFES-Institut durchgeführten Urabstimmung der Gewerkschaft zum Arbeiten am Sonntag beteiligten sich 23,2 Prozent der Handelsangestellten – ein sehr guter Wert, wie heute versichert wurde. An 37.526 Personen wurden Fragebögen verschickt. Ausgewertet wurden 8.677 gültige Stimmen.

WK rügt “tendenziöse Fragestellung”

Die Wiener Wirtschaftskammer spricht sich weiterhin für eine “dauerhafte und ganzjährige Einrichtung” von Tourismuszonen inklusive Sonntagsöffnung aus. Das Ergebnis der Urabstimmung der Gewerkschaft – die ein klares Nein ergeben hat – komme wegen der “unvollständigen und tendenziösen Fragestellung” nicht überraschend, hieß es am Donnerstag in einer Aussendung der WKW.

Die Gewerkschaft hatte die Wiener Handelsbeschäftigten ersucht, die Frage “Wollen Sie persönlich am Sonntag arbeiten?” zu beantworten. Man hätte jedoch, so befindet die Kammer, zumindest auch auf Tourismuszonen, Freiwilligkeit und doppelten Verdienst an Sonntagen bzw. auf Ausgleichstage hinweisen sollen.

Gespräche mit Gewerkschaft geplant

“Unklar ist auch, warum die Gewerkschaft den rund 500 heimischen Tourismuszonen in der Vergangenheit zustimmte, während das nun ausgerechnet in der touristisch stark aufstrebenden Metropole Wien nicht möglich sein sollte”, wird beklagt. Die Wirtschaftskammer kündigte an, Gespräche mit der Gewerkschaft nun zu “intensivieren”, um eine Umsetzung von Tourismuszonen doch noch zu ermöglichen.

Der VP-Wirtschaftsbund zeigte sich in einer Aussendung überzeugt, dass Tourismuszonen wirtschaftlich sinnvoll sind. Verwiesen wurde einmal mehr auf die Erhebung der Wirtschaftskammer, wonach ein Mehrumsatz von 140 Mio. Euro generiert und 800 Arbeitsplätze geschaffen werden könnten. Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ), bei dem laut Wirtschaftsbund nun die Verantwortung liegt, wurde nahegelegt, die Einrichtung der Zonen mit einer “einfachen Verordnung” zu ermöglichen.

(apa/red)

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