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Sigmund Freud Museum feiert 40. Jubiläum

Im Sigmund Freud Museum dreht sich doch nicht alles um den Vater der Psychoanalyse.
Im Sigmund Freud Museum dreht sich doch nicht alles um den Vater der Psychoanalyse. ©APA
Am 15. Juni feiert das Sigmund Freud Museum in der legendären Adresse Berggasse 19 seinen 40. Geburtstag. Gefeiert wird mit Festvortrag, Lesung, Kunstinstallation und Performance.

Die Adresse Berggasse 19 in 1090 Wien löst manche Assoziation aus. An die Geburt der Psychoanalyse, an ihren Vater Sigmund Freud, an Vertreibung und Exil, an Touristen- und Schülergruppen, an Kunst, Bibliothek und Wissenschaft. Am 15. Juni feiert das Sigmund Freud Museum seinen 40. Geburtstag. Gefeiert wird in der Berggasse 19 als Open House mit Festvortrag, Lesung, Kunstinstallation und Performance. Auch Zukunftsideen für das vielseitige Haus will man zur Feier präsentieren – wenn auch das Geld für ihre Umsetzung fehlt.

In Anwesenheit von Anna Freud und Bruno Kreisky wurde die ehemalige Ordination von Sigmund Freud am 15. Juni 1971 erstmals als Museum zugänglich gemacht. “Seitdem haben wir uns maulwurfartig durch das Haus gearbeitet”, sagt Inge Scholz-Strasser, die seit 1996 das Museum leitet und seit 2003 auch Vorstandsvorsitzende der Freud Stiftung ist. Auf Freuds ehemalige Praxis folgte die Ordination Anna Freuds, die dem Haus nicht nur die Einrichtung sondern auch große Teile der Bibliothek stiftete. 1987 wurde die Privatwohnung Freuds erworben, bis 1996 Verbindungen, Bibliotheken, Ausstellungs- und Vortragsräume eingerichtet. Zum Freud-Jahr 2006 schließlich überschrieb die Stadt Wien der Stiftung das gesamte Gebäude.

Freud Museum nicht nur räumlich gewachsen

Aber nicht nur räumlich ist das Freud Museum gewachsen: Die Bibliothek ist heute mit ihren 40.000 Bänden die größte psychoanalytische in Europa, die Besucherzahlen, im Eröffnungsjahr 8.000, erreichten im Freud-Jahr das Zehnfache und sind derzeit bei 70.000 stabil. Jährlich zählt man circa 250 Schülergruppen. Als Veranstaltungszentrum hat sich das Haus ebenso etabliert wie als Museum für Sonderausstellungen, nicht nur zu Freud und zur Psychoanalyse sondern durchaus auch zum Haus selbst: So thematisierte die Schau “Freuds verschwundene Nachbarn” 2003 die Schicksale der zahlreichen jüdischen Familien, die hier wie die Freuds vertrieben oder ermordet wurden.

Dass die Berggasse 19 ihre Geschichte als arisiertes Mietshaus ebenso stark mit sich trägt wie die des Geburtshauses der Psychoanalyse, bedeutet für Scholz-Strasser “ein großes Stück Gedächtnisarbeit, das wir ganz selbstverständlich leisten. Das ist eigentlich ein kleines Haus der Geschichte – sowohl der ersten als auch der zweiten Republik.” Die dunklen Kapitel rund um Freuds persönliche Beziehung zu Wien seien nicht zuletzt eine wesentliche Facette bei der “großen Ambivalenz”, die ihm und seiner Arbeit in Österreich auch heute entgegen gebracht werde. Es sei kein Zufall, dass auch der Anstoß zur Gründung einer Freud Gesellschaft im Jahr 1968 aus den USA kommen musste.

Undogmatisches Freud Museum

Gleichzeitig pflegt man im Freud Museum einen durchaus undogmatischen Umgang mit den Ideen der Psychoanalyse im 21. Jahrhundert. “Es ist zu hoffen, dass die Psychoanalyse als Therapie überlebt, zumindest in moderater Form”, so die Direktorin. “Die großen, aktuellen Spuren hinterlässt sie aber in der Kunst und in der Literatur.” Darauf setzt auch die Stiftung: Die “Sigmund Freud Museum Contemporary Art Collection” umfasst vor allem Konzeptkunst und wurde schon in New York, Moskau und Istanbul gezeigt.

Die Kunst wird auch Teil der Geburtstagsfeier sein: Im Gassenlokal wird in der “View from Outside”-Reihe eine Arbeit von Ann-Sofi Siden zu sehen sein, neben einer Lesung von Christoph Wagner-Trenkwitz aus Texten und Zitaten Freuds gibt es eine Lecture-Performance von Gerhard Naujoks mit den “Protokollen der Mittwochsgesellschaft”.

Neukonzeption des Freud Museums?

Unter dem Titel “Ein Archiv als Museum, eine Bibliothek als Gedenkstätte” wird “Phantasiearbeit geleistet”, wie Scholz-Strasser erzählt: Im Rahmen des Projekts “forMuse” dachte eine Expertengruppe ein halbes Jahr lang über eine Neukonzeption des Freud Museums nach. Die Finanzierung dafür ist zwar nicht in Sicht – als “performative Intervention” werden die Ergebnisse zum Geburtstagsfest trotzdem präsentiert. Otto Kernberg wird den Festvortrag über “Some Major Contemporary Controversies within Psychoanalysis” halten.

Berggasse 18, 1090 Wien, Austria

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