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Reisetagebuch: Huber-Brüder besteigen Mount Asgard

Im Reisetagebuch beschreiben die Huber-Brüder ihren Aufstieg auf den Mount Asgard.
Im Reisetagebuch beschreiben die Huber-Brüder ihren Aufstieg auf den Mount Asgard. ©Timeline Production, Alexander + Thomas Huber, Mario Walder
Reisetagebuch der Huber-Brüder rund um die Besteigung des Mount Asgard auf der Baffininsel (Kanada). Die Huber-Brüder haben sich wieder einmal auf den Weg gemacht. Das Ziel: Den Mount Asgard auf Baffin Island zu entschlüsseln. Denn eine freie Begehung der fast 1000 m hohen Südwand hat es bis dato noch nicht gegeben.
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Eine 850 m hohe Wand, spärlich abgesichert, mit mehreren Längen im zehnten Grad – allein anhand dieser Eckdaten versteht es sich von selbst, dass die verheißungsvolle Linie am Mount Asgard ein Projekt ist, an das sich nur die Besten der Besten wagen sollten. Exzellent zu klettern ist in so einem Fall eine Grundvoraussetzung – letztendlich jedoch nur die halbe Miete. Um an einer Wand von der Größenordnung des Mount Asgard erfolgreich zu sein, braucht es mehr als nur die Fähigkeit, harte Züge herzubringen. Man muss als Team, als Seilschaft funktionieren.

Der Weg zur Besteigung des Mount Asgard

Alex, Thomas, Mario und die timeline-Jungs standen nach ihrem mühevollen 60 Kilometer Anmarsch endlich am Fuß des Mount Asgard. Vorfreude mengte sich mit einem Gefühl von Ungewissheit. Plötzlich lichteten sich die Nebelschwaden und gaben den Blick auf den gewaltigen Südturm frei. Doch der Euphorie wurde rasch ein Dämpfer mit den Ausmaßen eines Hammerschlages von Donnergott Thor persönlich versetzt: „Es krachte ständig und der Zustieg durch das Einstiegscouloir sah aus wie ein Kriegs- schauplatz. Steine, so groß wie halbe Autos, lagen herum.“ Gefahr lag in der Luft, doch sie war kalkulierbar. Dank der Informationen der bayerischen Erstbegeher sowie der Belgier, die freundschaftlich jede Unterstützung gewährten, wusste das Team, dass man sicher sein würde, sobald der Zustieg hinter einem lag und man in der Route war. Zum Risikoaspekt eines solchen Unterfangens meint Thomas: „Wir konnten die Gefahren relativ gut einschätzen und die Gefahrenmomente minimieren. Außerdem wussten wir, dass wir auf einer perfekten Route unterwegs sein werden.

Die Wetter-Problematik beim Klettern

Die richtigen Griffe und Tritte waren bald ausgemacht – ein wichtiger Anfang, auf den sich aufbauen ließ. Nächster Schritt: Das Sequenzieren. Welche Hand wann wo zu greifen und welcher Fuß wann wo zu stehen hatte, galt es erst einmal detailliert auszu- tüfteln, um dann das richtige Engramm auf die innere Festplatte zu schreiben. Es wurde analysiert und probiert, verworfen und noch mal probiert. Und siehe da, die üble Ahnung, die die erste Länge entstehen hatte lassen, relativierte sich genau am neuralgischsten Punkt der Route, ihrer schwersten Stelle. Denn diese war einwandfrei kletterbar. Das heißt, sofern man den zehnten Grad unter Expeditionsbedingungen am Ende der Welt beherrscht. Zu dieser raren Spezies Kletterer gehören Alex, Thomas und Mario. Trotzdem: „Die Leistung muss man da oben erst einmal bringen“, meint Alex. Die Schlüsselstelle war geschafft, aber die Route deswegen noch lange nicht vorbei, denn jetzt mussten alle Seillängen frei geklettert werden. Es blieb gefährlich. „Die Tour ist super anspruchsvoll, da kannst du locker eine 15-Meter-Brezn reißen und wenn’s dich an der falschen Stelle waffelt, dann bist du mausetot oder schwer verletzt“, beschreibt Thomas die Situation. Neben der komplexen Kletterei, tauchte ein weiteres Problem auf, für das auch der beste Kletterer keine Lösung parat hat: Das Wetter. Denn dieses verschob seine Regler wieder mal auf schlecht.

Die mentale Permanenz, die es braucht, um auf dieses Glück warten zu können, die muss man einfach in sich tragen. Sie brauchten Glück und sie bekamen es. Das Wetter besserte sich und gab sein O. K. für den weiteren Weg nach oben. Ganz im Gegenteil zur Wand, die noch einige Überrasch- ungen in petto hatte. Die Schwierigkeiten der letzten Seillängen sollten, so versprach es zumindest die Topo, deutlich geringer sein, dennoch blieb es spannend. Denn die Kaminsysteme im siebenten Schwierigkeitsgrad waren durch das vorangegangene Schlechtwetter teilweise vereist und voll mit Schnee.

 

Die Huber-Brüder am Gipfel

Schließlich war es so weit und Alex, Thomas und Mario erreichten das Gipfelplateau. Es war zehn Uhr abends, die Sonne ging unter und man konnte den Mond erkennen, wie er sich blass ans Firmament heftete. „Ein Mo- ment, der heilig war“, erinnert sich Thomas. Hinter ihnen lagen zehn Tage an der Wand und unter ihnen die 700 Klettermeter der Bayerisch-Belgischen- Direttissima-Kombination, die die Seilschaft team-free bewältigen konnte, indem ein jeder alles gab, was er geben konnte und so seinen Teil zum Erfolg beitrug. Wie das im Detail aussieht, beschreibt Thomas so: „
Da geht alles Hand in Hand, da herrscht blindes Verständnis.
“ Zur Frage, ob es innerhalb der Seilschaft Hierarchien gäbe, meint er nur: „Am Berg gibt’s keinen Neid, da sind wir ein Team, da sind wir ein Ganzes …”

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