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Prozess um Lokalbrand in Wiener Neustadt: Angeklagte bekennen sich "nicht schuldig"

Prozess nach Brand in Szenelokal in Wiener Neustadt beginnt
Prozess nach Brand in Szenelokal in Wiener Neustadt beginnt ©APA/FF Wiener Neustadt
Ein Brand in einem Wiener Neustädter Lokal hat September 2012 ein Todesopfer gefordert. Nun müssen sich ein Mann und eine Frau vor Gericht deswegen verantworten.
Brand in Lokal in NÖ
Prozess beginnt
Bilder vom Brand

Weil sie als Kellnerin bzw. als Barkeeper in einer Bar fahrlässig eine Feuersbrunst verursacht haben sollen, bei der ein junger Lokalbesucher ums Leben kam, sitzen seit Donnerstag, den 14. März eine 22-Jährige und ein 25-Jähriger in Wiener Neustadt auf der Anklagebank. Beide bekannten sich “nicht schuldig”.

Brand in Lokal in Wiener Neustadt

Bei dem Brand in der Wiener Neustädter Altstadt in den frühen Morgenstunden des 21. September 2012 wurde die Gaststätte völlig zerstört. Ein Türsteher eines Nachbarlokals alarmierte damals gegen 3.30 die Feuerwehr. Knapp eineinhalb Stunden zuvor hatten Kellnerin und Barkeeper Sperrstunde gemacht. Dass in der Toilette des Lokals ein alkoholisierter 21-Jähriger lag, war keinem aufgefallen. Auch die Feuerwehr rechnete nicht damit, dass sich in der Bar noch eine Person befand. Der Bewusstlose starb später an den Folgen einer Rauchgasvergiftung.

Den zwei Angeklagten wird der Vorwurf gemacht, sich nicht an die Vorschriften der Betreiber gehalten zu haben. Demnach hätte der Barkeeper einen Kontrollrundgang machen müssen, bevor das Lokal zugesperrt wurde. Laut Anklage hat der 25-Jährige dies jedoch unterlassen bzw. zu nur oberflächlich durchgeführt. Der Angeklagte wies diesen Vorwurf zurück: “Ich habe in der Männer-WC-Anlage auch die Kabinentür aufgemacht, konnte sogar die Klomuschel sehen …” Dass hinter der Kabinentür ein junger Mann lag, habe er nicht bemerkt. “Ich habe alles Menschenmögliche gemacht. Das Ganze ist eine Tragödie.”

“Es hat circa einmal im Monat gequalmt”

Der zweite Vorwurf, der sich auch an die Kellnerin richtete: Man habe einen Kunststoff-Abfallbehälter, in den auch Zigarettenstummel geworfen wurden, vor dem Zusperren nicht entsorgt bzw. nicht kontrolliert, ob sich nicht doch glühende Zigaretten darin befanden. Die 22-Jährige wies jede Schuld von sich. “Die meisten Kellner leeren Wasser rein, bevor sie nach Hause gehen. Ich hab das zwar nicht gemacht. Aber deshalb, weil ich mich zuvor vergewissert hatte, dass nichts gloste.”

Bei den Zeugenbefragungen erfuhr man von unfassbaren Vorfällen in dem betreffenden Lokal. “Wir haben alles an Müll, Papier, Asche in diesen Kunststoffkübel geworfen. An Anweisungen, dass wir den Mistkübel nach Sperrstunde ins Freie stellen sollten, kann ich mich nicht erinnern. Es hat circa einmal im Monat gequalmt. Das habe ich selbst gesehen. ‘Ups’, da hab ich dann einfach ein Glas Wasser in den Mistkübel geleert”, erklärte freimütig eine ehemalige Arbeitskollegin der Angeklagten.

Auch andere Zeugen bestätigten, dass in dem Lokal neben der Theke ein Abfallbehälter aus Kunststoff gestanden war. Das wurde in dem Prozess allerdings nicht hinterfragt. Laut Auskunft eines Rechtsanwaltes ist diese Tatsache bisher seitens der zuständigen Behörde ohne Konsequenzen für die Lokalbetreiber geblieben.

Die Richterin will sich Freitagvormittag bei einem Lokalaugenschein einen eigenen Eindruck von den Räumlichkeiten in dem City-Betrieb machen. Ob es danach ein Urteil gibt, war zunächst noch unklar.

(Red./APA)

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