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Proksch-Sammlung wird öffentlich

Der Fotoexperte und Museumsbetreiber Peter Coeln (WestLicht) hat den Nachlass von Udo Proksch erworben. Mit Hilfe von Prokschs Brüdern Rüdiger und Roderich gelang es Coeln, eine ganze Sammlung zusammenzutragen.

Ein Sammelsurium aus Objekten, Fotografien, Filmen, Gemälden, Kunstwerken, persönlichen Briefen, privaten Aufzeichnungen, kreativen Entwürfen und zahllosen Notizen aus mehreren Quellen. Das Konvolut – ein Gesamtdokument des Lebens und Werks von Proksch aus dem Zeitraum von 1950 bis zu seiner Inhaftierung 1990 – umfasst etwa sechzig Kisten und wird derzeit von zehn Kunststudenten mit Hilfe der intimen Kenntnisse von Rüdiger Proksch aufgearbeitet.

Peter Coeln will mit der Aufarbeitung und Verwertung dieser Sammlung den Blick der Öffentlichkeit vor allem auf den Designer, Kreateur und Erfinder Udo Proksch (alias Serge Kirchhofer) lenken. Der gelernte Landwirt Proksch avancierte nach seinem Studium an der Hochschule für angewandte Kunst Anfang der Sechziger Jahre zum genialen Gestalter avantgardistischer Schmuck- und Brillenmodelle (Viennaline, Carerra, Porsche Design, Serge Kirchhofer). Später wurde Proksch Geschäftsführer und Miteigentümer der Nobelkonditorei Demel, wo auch der berühmt-berüchtigte Club 45 untergebracht war. Teile des Nachlasses zeigen Prokschs mannigfaltige Geschäftsideen und Projekte mit Faksimiles und Fotos, etwa Dokumente über den „Verein der Freunde der Senkrecht-Bestattung“ oder Material zu seinen zahlreichen militärischen Entwicklungen und Experimenten. Eine Vielzahl von Briefen berichten von Prokschs intensivem politischen, privaten und künstlerischen Beziehungsleben. Es liegen u.a. Originale der Korrespondenz mit Karl Lütgendorf, Leopold Gratz, Bruno Kreisky, Imelda Marcos, Friedensreich Hundertwasser, Erika Pluhar, Daphne Wagner und vielen anderen vor.

Die wissenschaftliche Aufarbeitung der Entwürfe und Prototypen, die Udo Proksch als Designer hinterlassen hat, soll in einer Kooperation mit der Wiener Universität für angewandte Kunst/Institut für Design umgesetzt werden. Peter Noever wird im MAK eine Ausstellung gestalten, die Proksch als Designer zeigt. Peter Coeln will in seinem eigenen Museum WestLicht die fotografische Sammlung präsentieren, die viele Werke berühmter zeitgenössischer Fotografen, wie Roland Pleterski (ein Schüler von Irving Penn) oder Elfie Semotan beinhaltet. Zu den Ausstellungen sind ein umfassender Fotoband unter Mitwirkung eines Historikers und eines Experten für Design geplant sowie ein Dokumentarfilm, der Ausschnitte aus Prokschs bislang verschollenem einzigen Spielfilmprojekt „Simplicius Simplicissimus“ zeigt.

Der einzigartige Nachlass ist vor allem Udo Proksch selbst zu verdanken, der Zeit seines Lebens alles gesammelt hat und keine Niederschrift, kein Foto, keinen Brief wegwarf.

Keine politische Aussage

Peter Coeln betont, mit dieser Aufarbeitung kein politisches Statement abgegeben zu wollen, sondern den „Schöpfer“ Proksch in Erinnerung zu rufen, der im Zuge der Lucona Affäre der Öffentlichkeit weitgehend abhanden kam.

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