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Programm der Wienwoche 2013: Mülltauchgang und Marmeladen-Bim

Von Müll bis Marmelade: Die Themen der "Wienwoche" sind vielseitig.
Von Müll bis Marmelade: Die Themen der "Wienwoche" sind vielseitig. ©dpa
Ein Supermarkt, der sein ganzes Sortiment verschenkt, ein Dokumentarfilm über abgeschobene Menschen und ein geführter Tauchgang durch die Wiener Mülltonnenlandschaft sind nur einige der Programmpunkte der heurigen Wienwoche.
Projekte festgelegt
Aufreger im Vorjahr

Die “Wienwoche”, eine von den Wiener Grünen ins Leben gerufenen Kulturschiene, präsentiert heuer zwischen 12. und 29. September insgesamt 16 Projekte an diversen Schauplätzen der Stadt. In unterschiedlichen Zugängen sollen – gemäß dem Motto “demokrazija-ja-ja. . .” und wenige Tage vor der Nationalratswahl – die Spielregeln repräsentativer Demokratie hinterfragt werden.

Aktionen im Wahlkampf

So will das Projekt “WahlweXel jetzt!” jenen Bürgern, die vom Wahlrecht ausgeschlossen sind, eine Partizipationsmöglichkeit geben. Dank Kampagnen und öffentlicher Aktionen sollen Stimmberechtigte dazu aufgefordert werden, nicht bei ihrer eigenen favorisierten Partei, sondern gewissermaßen im Auftrag von bei der Wahl ausgeschlossenen Menschen ihr Kreuzchen zu machen.

Traditionelle Wahlkampfelemente wie Plakate oder Kundgebungen nimmt die aus mehreren aktivistischen Gruppen bestehende “Rebelodrom”-Truppe aufs Korn. Rund um das brut am Karlsplatz lädt die “Perverse Partei Österreichs” zum Aufmarsch, eine Ninja-Spezialeinheit der “Roma Armee Fraktion” stellt rappend politische Forderungen und Minister wie Priester der “Menschen fressenden Gesellschaft” geben in Form einer kannibalistischen Prozession Auskunft über postkoloniale Einverleibungsstrategien.

Doku bei der Wienwoche

Mit deutlich ernsterem Anstrich rückt indes die Doku “Da.Sein”, die im Schikaneder-Kino gezeigt wird, Schicksale abgeschobener Flüchtlinge ins Licht. Erzählt wird nicht nur von Gewalterfahrungen und auseinandergerissenen Beziehungen, sondern auch von Widerstand und Solidarität. Mit einer ähnlichen Thematik beschäftigt sich das Filmprojekt “Aufenthaltsraum”, das sich u.a. auf das “Refugee Camp” der ehemaligen – und infolge der Abschiebungen medial wieder sehr präsenten – Votivkirchenflüchtlinge bezieht.

Das Protestlager spielt außerdem in den “Gehörgängen” eine Rolle. Dahinter verbergen sich politische Stadtspaziergänge. Statt der üblichen Sehenswürdigkeiten werden die Teilnehmer an Schauplätze demokratiepolitischer Auseinandersetzungen geführt. Die Routen führen etwa zum Schwulen- und Lesbenzentrum “Rosa Lila Villa”, zum Polizeianhaltezentrum an der Roßauer Lände oder ins Stuwerviertel, wo Sexarbeiterinnen ihrem Geschäft nachgehen. Außerdem werden mittels Audioguide Geschichten von Bettlern, kämpferischer Textilarbeiterinnen oder der ersten Rollstuhldemo erzählt.

Kochen mit Müll

Um Konsum als politische Handlung geht es dem Kollektiv “wastecooking”. In einem eigenen “free supermarket” in Ottakring wird das gesamte Sortiment verschenkt. Köche verarbeiten zudem weggeworfene Lebensmittel zu schmackhaften Menüs, die – freilich in Verbindung mit Diskussionen – dann gemeinsam gegessen werden. Um darauf aufmerksam zu machen, welche Unmengen an noch genießbarem Essen Tag für Tag im Abfall landen, können sich Interessierte mit Stirnlampe und Handschuhen einem geführten Tauchgang durch die Wiener Mülltonnenlandschaft anschließen.

Für mehr Obstbäume in Wien macht sich “StadtFruchtWien” stark. Nachdruck verleihen will man der Forderung mittels eigens gemieteter Straßenbahn – der sogenannten “Jam-Tram”, die zwischen Karlsplatz und Donaufeld unterwegs sein wird. Mitfahren dürfen all jene, die ein Glas selbst eingekochter Marmelade dabei haben. In der Bim wird nicht nur Fruchtiges verkostet, sondern auch musiziert (gejammt) und die Stadthistorie aus Obst- und Gemüsesicht erzählt.

Insgesamt stehen der “Wienwoche“, die heuer zum zweiten Mal stattfindet, 453.000 Euro an Budget zur Verfügung. Sämtliche Mittel kommen von der Stadt Wien. (APA)

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