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Planquadrat für Radfahrer in Wien: Polizei will künftig stärker kontrollieren

Die Polizei Wien will Radfahrer künftig stärker kontrollieren.
Die Polizei Wien will Radfahrer künftig stärker kontrollieren. ©APA/ALEXANDER FECHTER
Tempo, Ausrüstung und Verhalten auf zwei Rädern: Am Dienstag nahm die Polizei Wien an mehreren Orten der Stadt Radfahrer ins Visier. Bei den Kontrollen, die künftig verstärkt durchgeführt werden sollen, wurde sowohl ermahnt als auch bestraft.

An drei Hotspots hat die Wiener Polizei am Dienstagnachmittag Radfahrer ins Visier genommen. Bei den Kontrollen, die in der Zukunft noch ausgebaut werden, steht die Bewusstseinsbildung, nicht das Strafen im Mittelpunkt, versicherte Michael Takcs als Leiter der Wiener Verkehrsabteilung.

Wiener Polizei will Radler stärker kontrollieren

Schon im Vorjahr wurden in Wien nicht weniger als 3.200 Mannstunden dafür aufgewandt, um Radfahrer und ihre Gefährte unter die Lupe zu nehmen. Dennoch steigt die Unfallhäufigkeit (2017 rund 900 Verkehrsunfälle), die Schwere der Verletzungen und nicht zuletzt die Zahl der Toten. 2017 starb bis Ende Mai ein Radler, heuer bereits zwei, bedauerte Takacs.

Auch die Disziplinlosigkeit steigt. “Aber nicht nur bei den Radlern, sondern auf allen Seiten”, meinte der oberste Wiener Verkehrspolizist. Übrig bleiben dann die schwächeren Verkehrsteilnehmern, wobei den Zweiradfahrern oft das Gefahrenbewusstsein fehlt. Ein Kennzeichen für die Drahtesel wird von Takacs nicht gefordert. Dies sei eine politische Entscheidung. Zudem gebe es bei ihnen keine Erhöhung der Fahrerflucht.

Fahrräder oftmals nicht korrekt technisch ausgestattet

Bei den Hotspots am Dienstag gab es bei vielen aufgehaltenen Pedalrittern etwas zu bemängeln, beim Schottentor vor allem an der technischen Ausstattung der Drahtesel. Beim Mountainbiker Thorsten fehlten Reflektoren, “weil die fliegen im Gelände leicht weg”. Der Polizist drückte ein Auge zu und stieß bei dem Radler prompt auf Verständnis, dass kontrolliert wird. Allerdings wäre es Thorsten lieber gewesen, man hätte “präpotente Radfahrer aufgehalten”, die sich an keine Regeln halten. Das wäre wichtiger, als fehlende Reflektoren.

20 Euro hatte Taylor abzuliefern, da bei ihm nicht nur Reflektoren fehlten, sondern auch das Rücklicht defekt war. “Das ist Gesetz, das ist in Ordnung”, meinte der junge Mann. Auch Sandra, die erstmals kontrolliert wurde, und deren Reflektoren zwar vorhanden, aber locker waren, zeigte sich einverstanden mit den Maßnahmen. Solche Hotspots wären “ganz gut”.

Polizist von einsichtigen Radfahrern überrascht

Ein Radfahrpolizist war angesichts soviel ungewohnter Einsicht überrascht. Seine Erfahrungen sehen ganz anders aus: Bei Vergehen ertappte Radler seien normalerweise alles andere als einsichtig, sondern zumeist recht streitlustig. Die konziliante Haltung führte er auf die anwesenden TV-Kameras zurück.

Vorerst ertappten die Beamten keine Alko- oder Drogensünder, obwohl bei den Radlern das entsprechende Unrechtsbewusstsein nicht sehr ausgeprägt ist, wie Polizeisprecher Paul Eidenberger bemerkte. Dass betrunkene Pedalritter ihren Führerschein einbüßen, stimmt übrigens nicht. Allerdings dürfen sie ab 0,5 Promille nicht mehr weiterfahren, ab 0,8 Promille zahlen sie dann auch die selbe Strafe wie andere Verkehrsteilnehmer.

Rund 200 Organmandate und 160 Anzeigen

201 Organmandate und 159 Anzeigen hat die Wiener Polizei bei den Schwerpunktkontrollen von Radfahrern ausgestellt. Darunter fanden sich allerdings auch Strafen gegen Autofahrer und Fußgänger, zog die Landespolizeidirektion am Mittwoch Bilanz. Die meisten Übertretungen betrafen Missachtungen des Rotlichts. 77 Radfahrer, neun Kfz-Lenker und sechs Passanten wurden deshalb belangt.

Insgesamt knapp 8.800 Euro spülten die Verkehrssünder allein durch die Organmandate in die Kassen von Bund und Land. 45 Mal wurden Personen wegen des nicht gesetzeskonformen Zustandes ihres Fahrrades zur sofortigen Zahlung aufgefordert oder angezeigt. 14 Strafen gab es wegen Telefonierens am Rad, 17 wegen Befahrens des Gehsteigs. Auch wegen Geschwindigkeitsübertretungen und anderer Delikte hielten die Beamten zahlreiche Radler an.

Kontrolliert wurden nicht nur Radfahrer. Jeweils drei Kfz-Lenker waren ebenfalls zu schnell oder mit dem Handy am Ohr unterwegs. Bei rund 70 Alkovortests wurden ein Radfahrer mit mehr als 0,8 Promille und ein betrunkener Autolenker mit geringerem Promillewert erwischt. Auch ein Hundebesitzer erhielt bei dem Schwerpunkt eine Anzeige, das Tier wurde von den Beamten wegen verwahrloster Haltung abgenommen.

(APA/Red)

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