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Otto von Habsburg sah "Wiedervereinigung" von Kronländern in EU

Die Monarchie in Österreich oder Ungarn wiederherzustellen, ist Otto Habsburg-Lothringen zeitlebens nicht gelungen. Dass er in jungen Jahren durchaus von dem Gedanken geprägt war, geht etwa aus einem Brief hervor, den er 1933 aus dem Exil an den damaligen Wiener Erzbischof, Kardinal Theodor Innitzer schickte.
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Später wandelte er sich zum Verfechter der Einigung Europas und konnte in späten Jahren erleben, wie ein Großteil der ehemaligen Territorien der Habsburger-Monarchie, die mit Ausnahme Österreichs und das zu Italien gehörende Südtirol nach 1945 kommunistisch geworden waren und großteils hinter dem Eisernen Vorhang verschwanden, in der EU wieder zusammenfanden – alle als Republiken.

Otto von Habsburg wollte Kanzler werden

Gebe Gott mir baldigste Rückkehr, damit auch ich mein geliebtes Österreich auf dem unerschütterlichen Fundament der ewigen Wahrheit wieder aufbauen und mit fester Hand einer schöneren Zukunft entgegenführen könne“, schrieb Otto drei Jahre, nachdem er volljährig und zum Oberhaupt der Habsburger geworden war, 1933 an Innitzer. Zuzeiten der Weltwirtschaftskrise wuchs mit der sozialen und politischen Instabilität auch die monarchistische Bewegung in Österreich, ohne jedoch eine entscheidende Rolle zu spielen. Habsburgs Wunsch erfüllte sich nicht: Die Habsburgergesetz ließ ihn mangels Verzicht auf Zugehörigkeit zum Haus Habsburg und Herrschaftsansprüchen damals nicht nach Österreich zurück, Reichsverweser Miklos Horthy ließ ihn nicht nach Ungarn.

Otto von Habsburg wollte Donau-Föderation

Ottos Aufforderung an Bundeskanzler Kurt Schuschnigg kurz vor dem Anschluss an Hitler-Deutschland, ihn zu einem Kanzler zu machen, wurde ebenfalls nicht umgesetzt. Auch gelang es Otto nicht, sich während des Zweiten Weltkriegs an die Spitze einer Exilvertretung Österreichs oder anderer ehemaliger Kronländer zu setzen.

1942 entwirft er in einer Rede in der Library of Congress in Washington zum Thema “Danubian Reconstruction” dann die Vision einer Donau-Föderation als Teil der Nachkriegsordnung: “Aus ökonomischer Sicht ist dieser Raum als eine Einheit sich selbst genügend. (…) Ich glaube fest, dass unsere Nationen erkannt haben, dass die Zeit kleiner, unabhängiger Staaten vorbei ist. (…) Jede Nation sollte das Recht haben, ihren eigenen Staat zu bilden. Wenn diese Phase der Desintegration erreicht ist, wird die Phase der Reintegration kommen“, argumentierte der Kaisersohn.

Ob sich Otto Habsburg-Lothringen damals selbst an der Spitze einer solchen Donau-Föderation sah, sagte er nicht. Die “Reintegration” wurde jedenfalls durch die Teilung Europas über Jahrzehnte verhindert. In dieser Zeit war der Habsburger zum Anhänger der Paneuropa-Idee und zum auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker pochende Europaparlamentarier geworden.

Otto von Habsburg setzte sich für EU-beitritt von Ostblockstaaten ein

In ähnlicher Weise setzte sich der Habsburger für die Rückkehr anderer Ostblockstaaten nach Europa und ihren EU-Beitritt ein. Bei der sogenannten EU-Osterweiterung 2004 waren dann die meisten der großen Völker des HabsburgerReiches wieder mit den Österreichern (EU-Mitglied seit 1995) wieder vereint: Ungarn, Tschechen, Slowaken, Polen, Slowenen. Die Rumänen kamen 2007 zur EU. 2013 soll Kroatien, für das sich Habsburg im Krieg und auf dem Weg nach Europa vehement Partei ergriff, folgen. Weiter von der EU entfernt sind Ukrainer und Bosnien-Herzegowina. Die Ukraine, dessen äußerster Westen als Königreich Galizien und Lodomerien (heute teils polnisch) zur Monarchie gehörte, ist Teil der Östlichen Partnerschaft der EU-Staaten. Bosnien-Herzegowina hat mittel- bis langfristig eine “europäische Perspektive”.

Zu Europa gehören auch die Völker, die derzeit durch militärische Gewalt von uns getrennt sind. (…) Für uns sind die Polen und die Magyaren, die Tschechen und Slowaken, um nur einige Völker zu nennen, genauso Europäer wie wir selbst“, hatte Habsburg bereits 1980 betont. (APA/Redaktion)

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