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Österreichs Jugendliche und Sex: Rede-Bedürfnis ist da, Scham aber groß

Österreichs Jugendliche haben ein Redebedürfnis in Sachen Sex
Österreichs Jugendliche haben ein Redebedürfnis in Sachen Sex ©Bilderbox
Das Mitteilungsbedürfnis von Österreichs Jugend ist groß, wenn es um das Thema Sex geht. Dies zeigen die Besucherzahlen einschlägiger Beratungsstellen, etwa in der Wiener Rudolfsstiftung. Doch abseits von professionellen Stellen wagen es viele Jugendliche nicht, sich jemandem anzuvertrauen.
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Wie die Zahlen der Besucher von Sexualberatungsstellen wie der First Love-Ambulanz in der Wiener Rudolfsstiftung zeigen, die bereits ihr 20-jähriges Bestehen feiert, ist es für Jugendliche in Österreich ein großes Anliegen, über Sex zu sprechen.

“Doch die Beratungssituation hat sich geändert. Es geht nicht mehr ausschließlich um Verhütung, wir müssen auch über Körperbewusstsein der Jugendlichen reden”, meinte Claudia Linemayr-Wagner, Gynäkologin und Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung (ÖGF) am Mittwoch bei einer Pressekonferenz.

Burschen sprechen nicht über Sex

Zwar hätten Jugendliche Peergroups wie Freunde aber auch Familie als Ansprechpartner, doch eine 2012 fertiggestellte Umfrage unter 218 Personen im Alter von 13 bis 20 Jahren zeigte, dass sich viele zum Thema Sex niemandem anvertrauen, besonders die Burschen (15,5 Prozent im Gegensatz zu 8,7 Prozent der Mädchen). “Diese Zahl hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt”, sagte Studienautorin Martina Strilic. 2001 wurden Österreichs Jugendliche zuletzt über ihr Sexualverhalten befragt.

Lernen Jugendliche aus Pornos?

Die Information über geschlechtliche Handlungen würden die Befragten häufig aus dem Fernsehen, dem Internet, Zeitschriften, aber auch aus Pornos beziehen. Besonders die Burschen holen sich ihr Wissen aus Sexfilmen, Internetplattformen wie YouPorn würden einen leichten Zugang für Jugendliche ermöglichen. “Da herrscht eine große Kluft zwischen Burschen und Mädchen”, betonte Strilic. Die Burschen sind auch der Meinung, dass man aus Pornos “viel lernen” könne.

Unterschiedlicher Zugang zur Sexualität

Bei der Befragung fiel auch auf, dass sich Burschen und Mädchen sehr stark durch ihren Zugang zur Sexualität unterscheiden. Mädchen hätten meist ein negativeres Körperselbstbild und erleben ihren Übergang vom Mädchen- zum Frausein negativer als Burschen zum Mannsein. “Die jungen Frauen glauben auch, dass Männer mehr vom Sex haben”, berichtete Linemayr-Wagner aus ihrem Praxisalltag als Gynäkologin.

Sexualpädagogik an den Schulen

Die Umfrage zeigte, dass eine geschlechtssensible Beratungskultur notwendig ist. “Hier haben Eltern und Schulen eine enorm wichtige Aufgabe”, sagte Linemayr-Wagner. Diese müssten durch eine intensive Sexualpädagogik noch mehr für das Thema sensibilisiert werden und dabei auch über Tabu-Themen wie Pornografie und Selbstbefriedigung sprechen, so die Gynäkologin.

Entgegen der allgemeinen Meinung sind Österreichs Jugendliche nicht äußerst früh sexuell aktiv. In den vergangenen zehn Jahren hat sich das Durchschnittsalter von 16 Jahren für das “erste Mal” nicht verändert, resümierte Strilic. Doch die Umfrage zeigte auch, dass Jugendliche, deren Eltern getrennt leben, ihren ersten Geschlechtsverkehr früher erleben.

(apa/red)

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