AA

Obdachlosen niedergestochen: Prozess gegen 15-Jährigen

Am Mittwoch begann der Prozess gegen jenen 15-jährigen Burschen, der in der Nacht auf den 1. April einen Obdachlosen brutal niedergestochen hat.
Jugendliche Täter erwischt

“Ich wollte ihm eigentlich nur wehtun”, sagte ein 15-jähriger Bub am Mittwoch im Wiener Straflandesgericht, der in Nähe der U-Bahn-Station Kaisermühlen so lange auf einen Obdachlosen eingestochen hatte, bis die Klinge seines Messers abbrach. Er habe den Mann aber nicht töten wollen, versicherte der  Angeklagte. Als er davonlief, habe er jedoch geglaubt, dieser könnte sterben, gab der Bursch zu.

“Das Opfer ist wie durch ein Wunder nicht schwer oder lebensgefährlich verletzt worden”, stellte die Staatsanwältin fest. Dessen ungeachtet legte sie dem zum Tatzeitpunkt 14-Jährigen versuchten Mord zur Last. Der Angeklagte sei “gezielt” und “skrupellos” vorgegangen, habe trotz seines jugendlichen Alters bereits in der Vergangenheit andere Leute verletzt und nur deshalb bisher keine Vorstrafen am Kerbholz, weil er damals noch strafunmündig war. “Es gibt ihm einen Kick, andere Personen tätlich anzugreifen und zu verletzen”, bemerkte die Anklägerin.

Suche nach Geld für Drogen

Nachdem er in der Wohnung eines um fünf Jahre älteren Freundes die ganze Nacht Playstation gespielt hatte, kamen die beiden Jugendlichen auf die Idee, gegen 2.00 Uhr “spazieren zu gehen”. Sie wollten jemanden ausrauben, um sich Geld für Drogen zu beschaffen. Die Freundin des 20-Jährigen begleitete die beiden, die zur nächsten U-Bahn-Station marschierten.

Ein 50-jähriger Obdachloser, der sich in der Nähe niedergelassen hatte, fühlte sich in seiner Nachtruhe gestört und bat die Jugendlichen, still zu sein. Daraufhin gingen die Burschen auf den in einen Schlafsack eingewickelten, am Boden liegenden Mann zu. Während der 20-Jährige, der seit einiger Zeit Kickboxen betreibt, diesem gegen Kopf und Oberkörper trat, kniete sich der 15-Jährige hin und stach dem Wehrlosen dreimal ein Küchenmesser in den Rücken.

Zu seinem Motiv befragt, stotterte der bleiche, kleingewachsene Bub mit leiser Stimme herum und gab dem Schwurgericht zu verstehen, er könne sich nicht erinnern bzw. habe “nix gedacht”. Sein älterer Freund, der mit ihm die Anklagebank zu teilen hatte, habe ihn insofern ermuntert, als dieser ihn aufforderte, “dass ich’s mich trauen soll”.

Bereits Vorfall im Dezember

Nachdem die Täter davongelaufen waren, rief sich der Unterstandslose Hilfe. Der 50-Jährige kam ins Spital, wo zwei Schnittverletzungen und eine zwei Zentimeter tiefe Stichwunde festgestellt wurden.

Die Gewaltbereitschaft des 15-Jährigen untermauerte ein von der Anklage mitumfasster Vorfall aus dem Dezember 2009. Damals hatte er in einen Plastikbeutel uriniert, diesen zusammengeknotet und vor mehreren Freunden einer 59-jährigen Frau, die sich am Heimweg vom Theater befand, ins Gesicht geschleudert, so dass das Sackerl platzte. Als er damit jetzt konfrontiert angab, es habe sich um “Spaß” gehandelt, platzte Richterin Beate Matschnig der Kragen: “Ich verwehre mich dagegen, dass das Spaß ist. Das ist eine ziemlich unappetitliche Geschichte.”

 

 

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Obdachlosen niedergestochen: Prozess gegen 15-Jährigen
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen