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Niederösterreich: Bürgerinitiativen setzen sich gegen Spar-Mega-Lager ein

Zwei Bürgerinitiativen setzen sich gegen große Projekte der Handelskette Spar ein.
Zwei Bürgerinitiativen setzen sich gegen große Projekte der Handelskette Spar ein. ©APA (Symbolbild)
Gegen ein 17 Hektar großes Glashaus eines Zulieferers und ein 44.000 Quadratmeter großes Lager der Handelskette Spar setzen sich Bürgerinitiativen in Niederösterreich und der Steiermark ein.

Die Initiative “Kontra Logistikzentrum Ebergassing” will ein geplantes Spar-Lager in der Größe von 44.000 Quadratmeter in ihrem Ort verhindern. Die steirische Bürgerinitiative “Schützt Bad Blumau” versucht weiter ein anvisiertes 27-Hektar großes Glashaus des Spar-Gemüselieferanten Frutura in ihrer Gemeinde zu blockieren. Beide Initiativen appellierten am Dienstag an Spar, “ihre Umweltverantwortung” ernst zu nehmen und beide Projekte abzublasen. Die Handelskette signalisiert Gesprächsbereitschaft, will aber am Logistikzentrum in Ebergassing festhalten. 

Spar plant Logistikzentrum in Ebergassing

Spar plant in Ebergassing – 30 Kilometer entfernt von Wien – rund 85 Millionen Euro in ein neues Logistikzentrum zu investieren, um das firmeneigene Lager in St. Pölten zu entlasten. “Das Zulassungsverfahren erwecke den Eindruck einer fragwürdigen Allianz zwischen Spar und der Regionalpolitik”, kritisierten die Sprecher der Bürgerinitiative, Rainhard Ertl und Judith Zeilinger, am Dienstag vor Journalisten in Wien. Unter anderem sei die Gebäudehöhe von 15 Meter auf 30 Meter angehoben worden. Die Höhe des geplanten Gebäudes wird derzeit von Spar mit 24,5 Meter beziffert.

Bürgerinitiative kritisiert das Projekt

Die Bürgerinitiative kritisiert unter anderem die “Zerstörung eines Natura 2000 Schutzgebiets” und die erhöhte Lärmbelastung durch den zusätzlichen Verkehr. Laut Spar wird es 350 Lkw-An- oder Abfahrten pro Tag geben. Die Initiative hat auch ein Lärmgutachten vom Umwelttechniker Thomas Macoun von der Technischen Universität Wien eingeholt: “Der Standort entspricht grundsätzlich nicht mittel- und langfristigen Zielsetzungen der Organisation von Logistikzentren, die der Versorgung Wiens dienen”, heißt es in dem Gutachten. “Insbesondere fehlt im Unterschied zum Standort in St. Pölten ein Anschlussgleis, um längerfristigen Zielsetzungen der Verlagerungsmöglichkeit auf die Schiene zu entsprechen. Die Distanzen zum hochrangigen Verteiler S1 sind relativ lang.”

Spar habe mehr als 20 verfügbare Grundstücke in Niederösterreich und Wien geprüft und den Standort in Ebergassing als am besten geeignet bewertet, sagte Spar-Sprecherin Nicole Berkmann zur APA. Der Lkw-Verkehr werde durch kein einziges Ortsgebiet geführt, versuchte Berkmann die Bedenken der Bürgerinitiative zu zerstreuen. Auch wurde gemeinsam mit der niederösterreichischen Umweltanwaltschaft das Logistikzentrum “im Sinne des Natura 2000 Schutzgebietes naturverträglich” geplant.

Glashausprojekt in Bad Blumau

In der steirischen Tourismusgemeinde Bad Blumau – bekannt durch die Rogner-Therme – erwartet die Bürgerinitiative negative Effekte für den Tourismus durch das “industrielle Glashausprojekt”. Zur Beheizung der 28-Hektar großen Glashausanlage werde mehr Thermalwasser genutzt als alle steirischen Gemeinden miteinander verwenden, kritisiert die Bürgerinitiative. “Wenn Frutura für Spar in derart großem Umfang in die Gemüseproduktion einsteigt, erhöht sich zuerst der Preisdruck auf die Bauern, der schon jetzt hoch ist, und in der Folge kommt es zu einem Bauernsterben von mittleren und größeren Betrieben”, erwartet Karl Semmler, Sprecher der Bürgerinitiative und Bad Blumauer Gemeinderat. Die Bürgerinitiative kritisierte auch die “Befangenheit” des Bad-Blumauer-Bürgermeisters, weil dieser ein 4.100 Quadratmeter großes Grundstück – an der die Wasserbohrung stattfinden soll – an den künftigen Glashausbetreiber verkauft habe.

Spar-Sprecherin Berkmann betonte, nicht finanziell an dem Frutura-Projekt in Bad Blumau beteiligt zu sein. Spar würde sich über ganzjährig erzeugtes Gemüse aus der Steiermark freuen, weil derzeit 40 bis 50 Prozent des Spar-Jahresbedarfes an Tomaten, Gurken und Paprika außerhalb der Saison aus dem Ausland – etwa Italien und Spanien – importiert werden müsste. Das Glashausprojekt müsse aber umweltrechtlich genau geprüft werden, betont Berkmann. “Auf den ersten Blick ist es aber ein geniales Projekt.” (APA)

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