Wie berichtet findet in den 14 Wiener Filialen von Niedermeyer, die am Samstag zusperren, ein Abverkauf statt. In der kleinen Filiale in der Wiener Lugner City, die ebenfalls geschlossen wird, drängten sich gegen 9.30 Uhr zahlreiche Kunden durch die nicht mehr allzu vollen Regale. Handys waren komplett ausverkauft, “wir waren aber schon vorher eine Abverkaufsfiliale”, erklärt ein Verkäufer beim APA-Lokalaugenschein. Ein Kunde musste sich mit der Beratungshilfe bei einer Tasche für sein iPhone gedulden, die Verkäufer hatten alle Hände voll zu tun.
Niedermeyer bietet bis zu 50 Prozent Rabatt
Ähnliches Bild in der naheliegenden Filiale in der Thaliastraße: Viele Kunden, nur noch spärlich bestückte Regale. Das Geschäft ist mit A4-Zetteln beklebt, die über die bevorstehende Schließung informieren. “Liebe Kunden, diese Filiale muss leider ab 8. April geschlossen werden”, steht da. Ebenfalls geschlossen wird das Geschäft im Einkaufszentrum Galleria im 3. Wiener Bezirk. Niedermeyer-Sprecher Christian Rothmüller zählte heute kurz vor 9.00 Uhr rund 120 wartende Kunden vor der Filiale.
In den 53 von der Schließung betroffenen Filialen lockt Niedermeyer mit Rabatten von bis zu 50 Prozent. Gutscheine können allerdings nicht mehr eingelöst werden, sie können nur noch als Forderung angemeldet werden. In den meisten Fällen zahlt sich das aber gar nicht aus, weil allein die Anmeldung dafür 21 Euro kostet. Vor Ostern seien gar keine Gutscheine mehr ausgegeben worden, so Rothmüller. “Und die von zu Weihnachten wurden schon eingelöst”, meint er.
Abverkauf vor der Schließung der Filialen
Der Abverkauf soll noch etwas Geld in die Kasse spülen. Einen Investor braucht die marode Elektrokette trotzdem. Die Schulden belaufen sich auf 29 Mio. Euro. Niedermeyer-Chef Werner Weber wird im “Kurier” mit den Worten zitiert, dass Cyberport “ein möglicher Investor” sein könnte. Niedermeyer kooperiert seit über einem Jahr mit dem Dresdner Internethändler.
Konkurrent Robert Hartlauer hat laut Medienberichten Interesse an einigen Standorten, aber nicht mehr, heißt es. Die Sanierer Josef Taus und Anton Stumpf haben bereits abgewunken. Auch der Wiener Investor Jamal Al Wazzan, bekannt als Käufer der Modekette Schöps, will von Niedermeyer nichts wissen. Damian Izdebski, der den Computerhändler DiTech aufbaute, nennt Niedermeyer laut “Standard” eine “Gemischtwarenhandlung ohne Profil”. “Alte Filialen und Preise wie im Internet – das funktioniert nicht.”
280 Mitarbeiter verlieren ihren Job
Fast 280 Beschäftigte der insgesamt 580 Mitarbeiter verlieren ihren Job. Am Samstag ist ihr letzter Arbeitstag, wenngleich Kündigungsfristen von bis zu fünf Monaten eingehalten werden müssen. “Die Mitarbeiter können sich vom Masseverwalter kündigen lassen oder selbst den Austritt erklären”, erläutert Klaus Schmidtbauer, AK-Experte im Insolvenzschutzverband für ArbeitnehmerInnen (ISA), die rechtliche Situation. Einen Sozialplan gibt es nicht. Ausnahmen gelten aber für Lehrlinge, beeinträchtigte Personen, Karenzen, Betriebsräte und Frauen, die sich in Mutterschutz befinden. Sie alle können nicht ohne weiteres gekündigt werden. Kommende Woche finden in ganz Österreich wieder Betriebsversammlungen statt. (APA)