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Tschetschenen-Mord: Tonbänder sollen politisches Motiv beweisen

Brisante Anschuldigungen gegen einen der Verdächtigen im Mordfall des Tschetschenen Umar Israilov hat ein Insider aus dem Heimatland des Getöteten in der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazins "News" erhoben.

Der als Fluchthelfer verhaftete Otto K. soll demnach im Herbst 2008 versucht haben, Kritiker des Tschetschenen-Präsidenten Ramsan Kadyrow zur Rückkehr in die russische Republik zu bewegen. Mittels Tonbändern will der Mann weiters belegen, dass hinter der Tat politische Motive stecken. Die Staatsanwaltschaft Wien wollte den Bericht nicht kommentieren.

“Das war ein Politmord und ich werde es beweisen”, kündigte der Tschetschene im Interview mit dem Magazin an. Bereits im Herbst 2008 sei der Tschetschene Otto K., der einen österreichischen Namen angenommen hat, in Kontakt mit jener Gruppe gestanden, die es auf den Getöteten abgesehen hatte. Auch das Opfer, den 27-Jährigen Israilov, habe er gekannt. Der Hintergrund laut “News”: Der 40-jährigen Otto K. soll zu den Männer Kadyrows gehören und dabei für in Österreich aufhältige Tschetschenen und deren Rückkehr in die Heimat zuständig gewesen sein.

Dabei habe Otto K. jene Personen, die Kadyrow wegen ihres Wissens über Gräueltaten gefährlich hätten werden können, zur Heimkehr bewegen sollen, wird der Insider zitiert. Diese sollen auf jener Liste mit 300 Namen stehen, auf der auch 50 Flüchtlinge in Österreich vermutet werden. “Ottos Auftrag bestand darin, diese zurückzuholen”, so der Insider in dem Magazin. Seit den 90er Jahren habe K. die Funktion eines “Buchhalters” erfüllt. Für seine Dienste habe er fast eine halbe Million Euro erhalten, die auch der Finanzierung der Rückführungen gedient hätten.

Bei der Staatsanwaltschaft Wien hieß es am Mittwoch, dass Otto K. in dem Mordfall weiterhin wegen Beihilfe verdächtigt werde und das Fluchtfahrzeug gefahren haben soll. “Das ‘News’ kommentieren wir nicht”, so Sprecher Gerhard Jarosch zur APA. Die Behauptung, dass alle wegen des Mordes an Israilov in Haft sitzenden Tschetschenen Otto K. gekannt haben, bestätigte die Staatsanwaltschaft nicht: “Es kannten sich einige, das stimmt wohl”, so Jarosch. Über genauere Bekanntschaftsgrade wisse er allerdings nicht Bescheid.

Der Tschetschene, der im “News” als Insider über die brisanten Details berichtet, ist laut dem Magazin mittlerweile ein Kronzeuge in dem Mordfall und mehrmals von der Polizei einvernommen worden. Tonbänder von Gesprächen mit bedrohten Tschetschenen, die im dem Nachrichtenmagazin präsentiert werden, seien den Ermittlern ebenfalls übergeben worden. “Ich kommentiere die Zeugen nicht”, meinte dazu Staatsanwaltschafs-Sprecher Jarosch. Sollte es sich bei dem Mord an Israilov tatsächlich um eine politisch motivierte Tat handeln, wäre es nicht klug, über Augenzeugen und deren Namen zu sprechen.

Umar Israilov war am 13. Jänner in Wien-Floridsdorf vermutlich von zwei Männern durch drei Schüsse getötet worden. Der politische Flüchtling hatte seit dem Sommer 2008 mehrmals um Polizeischutz gebeten. Die Familie des Opfers sprach nach der Tat von einer Verfolgung des 27-Jährigen durch Männer des pro-russischen Tschetschenen-Präsidenten Ramsan Kadyrow. Die Staatsanwaltschaft beurteilte mögliche politische Motive bisher als Spekulationen und Annahmen.

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