AA

"Sei ruhig Depperter"

Ein Kolporteur des Obdachlosenzeitung "Augustin" erhebt schwere Vorwürfe gegen die Wiener Polizei. Auf der Wachstube am Karlsplatz sollen er und seine Frau bei einer Kontrolle gezwungen worden sein, sich nackt auszuziehen.

Der Slowake musste sich laut eigenen Angaben niederknien und Demütigungen des Beamten wie “Zigeuner stinken” laut bejahen. Anbei einige Auszüge aus dem Gedächtnisprotokoll des Betroffenen:

Ich ging im Internet Café am Karlsplatz auf die Toilette. Als ich zurückkam, kontrollierte ein Polizist mit dunklen, kurzen Haaren die Ausweispapiere meiner Frau und ein anderer die Papiere meines Sohnes (…)

Ich musste alles, was ich in der Jacken- und Hosentasche hatte, auf die Bank legen. Während der andere Polizist noch meinen Sohn kontrollierte, stieß der Polizist, der mich und meine Frau kontrolliert hatte, meinen Sohn mit beiden Händen gegen die Brust und sagte zu ihm: “Du auch, leg alles auf die Bank.” Danach gab man meinem Sohn den Ausweis zurück, und der Polizist (…) sagte auf Tschechisch: “Di Domu-zmizni.” Auf Deutsch heißt das: Geh nach Hause, verschwinde.

(…) Ich sagte zum anderen Polizisten: “Entschuldigung, mein Sohn versteht nicht gut Deutsch.” Daraufhin sagte der Polizist, dass ihn das nicht interessiere. Er sagte weiters: “Wenn man nach Österreich kommt, muss man Deutsch verstehen.”

Zu mir sagte er: “Ich werde dir garantieren, dass du das letzte Mal in Österreich bist.” Meine Frau Anna fragte ihn, warum es verboten sei, in Österreich zu sein, wir seien doch in Österreich gemeldet.

Er (der Polizist, Anm.) drehte sich um und sagte nochmals zu meinem Sohn, er solle verschwinden und das ganze Gepäck mitnehmen. (…) Mein Sohn fragte mich noch, wo wir uns treffen sollten. Ich meinte, am Südbahnhof. Polizist zu mir: “Sei ruhig, Depperter.”

Meine Frau und ich gingen mit den zwei Polizisten in die Wachstube am Karlsplatz. (…) Ich musste dann mit dem Polizisten (…) und dem anderen Polizisten in ein kleines Zimmer gehen. Herr (…) sagte zu mir, ich müsse mich auf den Boden knien. Ich kniete mich auf den Boden. Der Polizist (…) sagte zu mir, ich sei ein schmutziger Zigeuner. Er hat mich nicht geschlagen, aber er deutete mir immer eine sogenannte “Faustwatschn” ins Gesicht an.

Immer wenn er mir die Faust zum Gesicht hinhielt, drehte ich meinen Kopf zur Seite. Er sagte zu mir: “Hast du Angst, du dreckiger Zigeuner?” Polizist (…) sagte zu seinem Kollegen, er solle ihm helfen. Der andere Polizist hielt mich fest. Polizist (…) hob mein Kinn und drückte mit der Faust auf meine Nase. Er sagte, er habe mit einem slowakischen Kollegen gesprochen, die schlagen die Leute auch.

Er sagte, ich solle ihm in die Augen schauen. Er wiederholte, ich sei ein schmutziger Zigeuner. Polizist (…) lachte und sagte: “Schau, so musst du betteln.” Ich musste aufstehen und mich nackt ausziehen. Als ich nackt vor ihm stand, sagte Polizist (…) zu mir: “Pfui, du stinkst, du dreckiger Zigeuner!” Ich musste darauf immer mit “Ja!” antworten.

Er stieß mir mit der Faust mehrmals in den Bauch. (…) Daraufhin gingen die Polizisten aus dem Zimmer. Polizist (…) kam zurück und sagte zu mir, dass ich mich anziehen solle. Ich zog mich an. Polizist (…): “Ich bin Polizist, was ich sage, musst du machen! Ich sage zu dir, sei ruhig, also sei ruhig. Ich sage zu dir, verschwinde, also verschwinde!” Polizist (…) ging dann weg.

Zum Thema:
“Augustin”-Verkäufer erhebt Misshandlungs-Vorwürfe gegen Wiener Polizist

Kommentare
Kommentare
Grund der Meldung
  • Werbung
  • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
  • Persönliche Daten veröffentlicht
Noch 1000 Zeichen