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Kampusch-Biografie: 30 Exemplare am 1. Tag verkauft

©AP
Der große Ansturm auf die neue Natascha Kampusch-Autobiografie "3096 Tage" blieb am Dienstag noch aus.
Das Kampusch Buch

Bereits einen Tag vor dem offiziellen Erscheinungstermin am Mittwoch lag “3096 Tage” in der Thalia-Filiale Wien-Landstraße auf. Bis 16.00 Uhr wurden jedoch nur 30 Bücher verkauft. 20 Exemplaren wurden laut Filialeiterin Michaela Bokon im Servicecenter vorreserviert.

Größeres Interesse für das Buch wird für Donnerstag erwartet. Um 18.00 Uhr wird Kampusch bei einer Lesung ihre Autobiografie präsentierten. Versteckt im Büro signierte die 22-Jährige übrigens heute Vormittag persönlich einige ihrer Bücher, das bei der Lesung verkauft werden soll.

Kein „Stockholm-Syndrom“

Kampusch dementiert in ihrem Buch, eine emotionale Beziehung zu ihrem Geiselnehmer aufgebaut zu haben, der auch unter dem Begriff “Stockholm-Syndrom” bekannt wurde. “Er macht das Opfer ein zweites Mal zum Opfer, indem er ihm die Interpretationshoheit über die eigene Geschichte nimmt – und die wichtigsten Erlebnisse darin zum Auswuchs eines Syndroms macht. Er rückt genau jenes Verhalten, das maßgeblich zum Überleben beiträgt, in die Nähe des Anrüchigen”, meint die 22-Jährige in ihrem Buch. “Die Annäherung an den Täter ist keine Krankheit. Sich im Rahmen eines Verbrechens einen Kokon der Normalität zu schaffen, ist kein Syndrom. Im Gegenteil. Es ist eine Strategie des Überlebens in einer ausweglosen Situation”, so Kampusch.

Cornel Binder-Krieglstein vom Berufsverband Österreichischer Psychologen (BÖP) sieht darin einen Überlebensdrang, mit dem Täter in einer Form in Beziehung zu stehen, um ein Auskommen zu finden und durchzuhalten. So schrieb Natascha Kampusch während ihrer Gefangenschaft in ihr Tagebuch: “Nicht unterkriegen lassen, wenn er sagt, du bist zu blöd für alles. Nicht unterkriegen lassen, wenn er dich schlägt. (…) Stärker sein. Nicht aufgeben. Niemals, niemals aufgeben.” In einem Zwei-Stufen-Modell würde laut Binder-Krieglstein dabei zunächst die Situation und danach die eigene Fähigkeit bewertet. Unterm Strich erkennt man die Gesamtsituation: “Je mehr Ressourcen der Mensch aufgebaut und entwickelt hat, desto eher scheint die Situation bewältigbar, als wenn ich sage, ich kann nichts, ich habe nichts.”

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