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Hollein-Trafikportal trotz Protest abgerissen

Obwohl das Geschäft beim Wiener Stephansplatz bald unter Denkmalschutz gestellt werden sollte, wurde am 01.02. bereits mit Demontagearbeiten begonnen. Die komplette Rekonstruktion wird gefordert.

Hans Holleins Trafikportal beim Wiener Stephansplatz ist zerstört: Der 1992 fertig gestellte Geschäftseingang des Pritzker-Preisträgers wurde seit Wochenanfang von der Austria Tabak demontiert – ein Vorgehen, das sowohl Denkmalamt als auch den Architekten selbst schockiert. Schließlich wäre das Objekt bald unter Denkmalschutz gestellt worden. Auch habe man trotz Baustopps die Zerstörung fortgesetzt, so der Vorwurf.

Es habe im Vorjahr Gespräche zwischen Denkmalamt und Austria Tabak gegeben, berichtete Wiens Landeskonservator Friedrich Dahm: “Dort wurde von uns klar signalisiert, dass von unserer Seite eine Unterschutzstellung veranlasst wird.” Nun habe zu Wochenbeginn eine Mitarbeiterin zufällig entdeckt, dass bereits mit der Demontage der Anlage begonnen wurde.

Daraufhin habe man noch am Montag einen Mandatsbescheid erlassen, durch den – wenn Gefahr im Verzug ist – der Denkmalschutz sofort in Kraft tritt und das eigentliche Ermittlungsverfahren nachgelagert ist. “Seit Montagmittag stand das Objekt also unter Denkmalschutz, und die Arbeiten gingen weiter”, ärgerte sich Dahm.

Tabakblatt mit Flex zerstört

Man habe schließlich über die Bezirksverwaltungsbehörde zweimal einen Baustopp beantragen müssen, bis die Arbeiten endlich gestoppt wurden – “das erlebt man sehr selten”, zeigte sich Dahm fassungslos. Nun sei die aus einem Stück gegossene Messingskulptur eines Tabakblattes vom Eingang bereits mit der Flex zerstört worden. Man habe nun einen Wiederherstellungsauftrag gestellt, wonach die Anlage wieder komplett rekonstruiert werden müsste.

Der Verlust sei tragisch, schließlich handelte es sich “um eines der schönsten Geschäftsportale”, unterstrich der Landeskonservator. Es habe sich hier eine künstlerische Ausprägung gezeigt, wie bei keiner anderen Trafik der Welt. Zur Architektur selbst sei “ein unendlich differenziertes, dreidimensionales Element” hinzugetreten. Zusätzlich sei der Materialmix aus Metall, Nirosta und Messing einmalig. “Das kann quasi nur Hollein”, so Dahm.

Sofortige Wiederherstellung der Fassade wird gefordert

Man spreche aber nicht nur von der Fassadengestaltung: “Wie bei jeder guten Architektur lässt sich das Innere nicht vom Äußeren trennen.” Man müsse das Objekt überdies im Kontext mit den anderen vier Hollein-Portalen in der City sehen. Auch steht die Trafik unmittelbar am vom Architekten geschaffenen Haas-Haus.

“Das ist ein Skandal sondergleichen”, nahm sich auch Planungsstadtrat Rudolf Schicker am Mittwoch im Kampf um das Tabakblatt kein solches vor den Mund: “Ich verlange die sofortige Wiederherstellung der Portalfassade.”

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