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Diplomatische Beziehungen Wien-Tokio bestehen seit 140 Jahren

Diplomatische Beziehungen zwischen den Hauptstädten ist ja wenig überraschend. Dass es sie seit genau 140 Jahren gibt aber schon.
Fischer reist nach Japan
Wirtschaftsdelegation

Vor 140 Jahren wurde von den damaligen Kaiserreichen Österreich-Ungarn und Japan der Grundstein für diplomatische Beziehungen gelegt. Dies war in diesem Jahr Anlass für vielfältige Feiern und Veranstaltungen. Höhepunkt und Abschluss bildet der bevorstehende Besuch von Bundespräsident Heinz Fischer in Japan.

Kontakte zwischen der Habsburger-Monarchie und dem Reich der aufgehenden Sonne gab es ab dem 18. Jh. durch Österreichs Seehandel mit Ostasien. 1869, elf Jahre nachdem die Fregatte “Novara” auf ihrer Weltumseglung nach Japan gekommen war, unterzeichneten die beiden Kaiser einen Freundschaftsvertrag.

1869, nach japanischer Zeitrechnung im zweiten Jahr der Meiji-Ära und 15 Jahre nach der durch die amerikanische Flotte erzwungenen Öffnung Japans für die Außenwelt, liefen die österreichisch-ungarische Fregatte “Donau” und der Dampfer “Erzherzog Friedrich” unter Konteradmiral Anton Freiherr von Petz in Yokohama ein. Petz hatte den Auftrag, einen Freundschafts- und Handelsvertrag abzuschließen. Nach nur zehntägigen Verhandlungen war der Vertrag unterschriftsreif.

Als Gastgeschenke, die bei Vertragsabschluss dem Tenno Mutsuhito (Meiji), dem Urgroßvater des heutigen Kaisers Akihito, übergeben wurden, brachte der Emissär aus Österreich neben einer Porzellanstatue Kaiser Franz Josephs einen Konzertflügel der Wiener Firma Bösendofer mit. Ein junger österreichischer Diplomat durfte dem jungen Kaiser in seinem Palast auf dem Flügel vorspielen. Der hinter einer Schiebetür verborgene Tenno hörte so erstmals westliche Musik. Wie populär die klassische Musik bei seinen Landsleuten werden sollte, ahnte er wohl nicht.

Die Akkreditierungsurkunde wurde dem Tenno im Rahmen einer Audienz überreicht, und am 18. Oktober 1869 wurde der Freundschaftsvertrag unterzeichnet. Dieser Vertrag, der Handel und Schifffahrt einschloss, enthielt eine Meistbegünstigungsklausel mit niedrigen Zöllen für die Einfuhren in Japan. Da auch andere Staaten durch eigene Verträge in den Genuss der von Österreich ausgehandelten Rechte kamen, wurde so der Weg frei für eine Öffnung des japanischen Marktes.

Bald wurden offiziell musikalische Bande geknüpft. 1888 wurde der Musikprofessor und Komponist Rudolf Dittrich vom Wiener Konservatorium nach Japan geholt. Sechs Jahre lang war er als künstlerischer Leiter der Musikhochschule in Tokio tätig und erntete mit seinem Orchester im Ballhaus “Rokumeikan”, damals Treffpunkt der vornehmen Welt Tokios, Begeisterungsstürme. Der Plan, Johann Strauß als Musikdirektor für mehrere Jahre nach Japan einzuladen, wurde hingegen nicht verwirklicht. Heutzutage verfügt Japan sowohl über eine Johann-Strauß- als auch über eine Franz-Schubert-Gesellschaft.

Die Teilnahme Japans an der Wiener Weltausstellung 1873 sowie die große Sammlung von Kunstgegenständen, die der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand während seines Japan-Besuchs 1893 angelegt hatte, trugen dazu bei, Japan in der österreichischen Öffentlichkeit bekannt zu machen. Besonderen Einfluss übte die japanische Kunst auf die Mitglieder der Wiener Sezession aus, die von den Holzschnittkunst Japans schwärmten und diese neuen Impulse in ihren Werken verarbeiteten.

Auch die Anfänge des nun so populären Skisports in Japan gehen auf einen Österreicher zurück, den k.u.k.-Offizier Major Theodor von Lerch. Er führte 1911 als Austauschoffizier bei der japanischen Armee junge Offiziere in die Kunst des Stemmbogenfahrens ein. Von da an trat der Skisport in Japan einen Siegeszug an. Kurze Zeit nach Lerchs Vorführung wurde der erste japanische Skiklub gegründet, der 1912 bereits 6.000 Mitglieder zählte. Lerch hielt nicht nur Kurse für Militärs, sondern auch für Zivilisten ab. Ihm wurde in Takada ein Denkmal gesetzt. Später wurde Toni Sailer, Dreifach-Olympia-Sieger von Cortina d’Ampezzo 1956, in Japan zur Skilegende.

Doch erst im letzten Jahrzehnt erfuhren die ausgezeichneten bilateralen Beziehungen, die geprägt waren durch Wirtschaftsaustausch, Kultur und Sport, eine Krönung durch hochrangige Besuche. 1999, anlässlich des 130-jährigen Bestehens diplomatischer Beziehungen, reiste Bundespräsident Thomas Klestil erstmals zu einem Staatsbesuch nach Japan. Drei Jahre danach, 2002, stattete das japanische Kaiserpaar Akihito und Michiko Österreich eine Staatsvisite ab.

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