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Cafe Museum: Neustart im Herbst

Kaffeehausbesitzer Alexander Rokitansky, Wirtschaftskammer-Präsidentin Brigitte Jank und der neue Pächter des Cafe Museum Berndt Querfeld
Kaffeehausbesitzer Alexander Rokitansky, Wirtschaftskammer-Präsidentin Brigitte Jank und der neue Pächter des Cafe Museum Berndt Querfeld ©APA
Das Cafe Museum in Wien wird im Herbst wieder eröffnet. Zuvor wird jedoch das nachgebaute Loos-Interieur gänzlich verschwinden. Der neue Chef Berndt Querfeld, der unter anderem auch das bekannte Cafe Landtmann betreibt, orientiert sich bei der Innenausstattung wieder an jenem Design, das Josef Zotti Anfang der 1930er Jahre entworfen hat.
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Bilder: Cafe Museum

Das als Künstler- und Literatencafe bekanntgewordene Traditionscafe wurde 1899 eröffnet. Niemand geringerer als der Architekt Adolf Loos wurde mit der Planung der Innenausstattung beauftragt. Zotti, ein Schüler von Josef Hofmann, nahm im Lokal am Karlsplatz später umfangreiche Änderungen vor. Er entschied sich unter anderem für Sitzlogen und halbrunde Bänke. 2003 folgte eine Rückkehr zum Loos-Prinzip, die jedoch von den Stammgästen eher nicht goutiert wurde. 2009 wurde das Cafe geschlossen.

Rückkehr zum Zotti-Design
“Dieses Kaffeehaus muss der Stadt erhalten bleiben”, betonte Querfeld – er ist seit kurzem auch Fachgruppenobmann der Wiener Kaffeesieder – bei der Präsentation seiner Pläne am Mittwoch. Gemeinsam mit Eigentümer Alexander Rokitansky und der Präsidentin der Wiener Wirtschaftskammer, Brigitte Jank, durfte der Cafetier auf einer der beliebten roten Bänke Platz nehmen, die eigens für den Fototermin herbeigeschafft wurde.

Interieur-Deatils werden neu angefertigt
Das Problem dabei: Die Bank ist vermutlich die einzige, die den Umbau 2003 überlebt hat bzw. die nicht von Privaten ersteigert wurde. Und auch sie gehört nicht dem Cafe Museum, sondern einem echten Museum, dem Hofmobiliendepot. Folglich muss Neo-Pächter Querfeld die Möbel, aber auch die Lampen und andere Interieurdetails neu anfertigen lassen. Wobei es kein exakter Nachbau des “unglaublich modernen” Zotti-Entwurfs werden soll, wie Querfeld versicherte. Und es gibt auch Zitate: So werden die Bänke künftig mit Stoff überzogen sein, auf dem das im Landtmann verwendete Muster zu sehen sein wird.

Torten aus dem “Landtmann”
Dass das Pseudo-Loos-Cafe nicht funktioniert hat, dürfte laut Querfeld unter anderem an der Schlichtheit des Entwurfes gelegen haben: “Es fehlte die Gemütlichkeit.” Die soll es nun wieder geben, genauso wie klassische Kaffeehausküche und Mehlspeisen – die aus der Landtmann-Tortenproduktion kommen. Das neue Cafe Museum wird von 7.30 bis 24.00 Uhr geöffnet haben.

Auch Raucher finden Platz
Das Investitionsvolumen für Einrichtung und Möblierung bezifferte der neue Museums-Chef mit rund einer halben Million Euro. Insgesamt werden rund 200 Gäste im Cafe Platz finden. Die dürfen übrigens rauchen, wenn auch nur in den kleineren, vom Hauptraum abgetrennten Bereichen.

Beliebter Treffpunkt
Das “Cafe Museum” in Wien konnte sich nicht nur wegen seines Namens als legendärer Treffpunkt für Intellektuelle, Künstler und Literaten etablieren. Auch die Lage zwischen Secession, Künstlerhaus und Akademie der bildenden Künste spielte dabei eine nicht unerhebliche Rolle. Berühmtheit erlangte der schlichte, helle Innenraum des Kaffeehauses: Adolf Loos verzichtete bei der Gestaltung auf die damals übliche Plüschatmosphäre sowie auf Jugendstilornamente.

Kühles Ambiente von Loos
Das 1860 erbaute Haus an der Ecke Friedrichstraße/Operngasse ist eines der ältesten in der Ringstraßenzone. 1899 wurde darin das Cafe Museum eröffnet. Loos konnte dabei seine Opposition zur Opulenz des Wiener Späthistorismus beeindruckend darstellen. Der Raumeindruck des Lokals war vor allem durch seine Überschaubarkeit geprägt – oder von einer für Wiener Kaffeehäuser ungewöhnlichen Kühle, wie manche meinten.

Schriftsteller, Architekten, Künstler
Zu den Stammbesuchern des Lokals gehörten neben Adolf Loos auch Otto Wagner, Egon Schiele, Gustav Klimt und Joseph Maria Olbrich. Von den Schriftstellern ließen sich gerne Roda Roda, Georg Trakl, Joseph Roth oder Hermann Broch auf den bei Thonet gefertigten Stühlen nieder. Peter Altenberg verlegte sogar seinen “Wohnsitz” vom Cafe Central ins Museum.

Um-, Rück-, und Neugestaltung
Die Schöpfung von Adolf Loos konnte 30 Jahre bewundert werden, danach wurde das Cafe Museum vom Südtiroler Josef Zotti neu gestaltet. Zu den größten Veränderungen zählten neben dem Abbau der Sitzkassa in der Mitte des Raumes die neuen halbrunden Sitzbänke. 2003 wurde umgebaut. Die Rekonstruktion des Originalzustands war dabei das Ziel. Der Erfolg blieb jedoch aus: 2009 musste das Lokal schließen.

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